BDVM: „Die alte BSV ist nicht mehr zur Absicherung geeignet“

Hamburg. Quelle: Bild von Karsten Bergmann auf Pixabay

Lange hatte der BDVM versucht, auch in schwierigen Zeiten ein Stück Normalität beizubehalten und die traditionelle Jahrespressekonferenz wie üblich als einen Ort der persönlichen Begegnung und des offenen Gedankenaustauschs zu gestalten. Als dann aber der zweite Lockdown verkündet wurde, war klar, dass auch dieser traditionsreiche Verband ins Internet ausweichen und stattdessen ein Zoom-Meeting veranstalten muss. Zumindest  die Vermittlung von Fakten und Plänen und der Austausch von Meinungen und Fragen konnte so gerettet werden.

BDVM-Präsident Thomas Haukje machte in seinem Eingangsreferat deutlich, wie schwierig die Situation für Kunden und Versicherer geworden ist  und mit welchen oft komplexen Situationen die Makler als Vermittler jetzt konfrontiert werden. Auf der einen Seite fehlt den Kunden jetzt durch massive Umsatz- und Gewinneinbrüche das Geld für Versicherungsschutz – auf der anderen Seite starten die Versicherer eine Sanierungswelle im Industrie- und großgewerblichen Segment, wie es sie weltweit in den letzten Jahrzehnten nicht gab und erhöhen massiv die Prämien. Für kleinere Makler wird es immer schwieriger, überhaupt bis zu einem Ansprechpartner bei den Versicherern durchzudringen, viele kommen nicht weiter als bis zur Telefonhotline. Und Makler und Kunden können dabei froh sein, wenn es nur teurer wird. Dies werde Folgen haben, so Haukje: „In der Szene sieht man sich nicht nur zweimal. Kunden und Makler vergessen nicht.“

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Dem Ansehen der Versicherungswirtschaft sei das ganz und gar nicht zuträglich, zumal es durch den Umgang mit der Betriebsschließungsversicherung in der Öffentlichkeit und den sich womöglich noch jahrelang hinziehenden Prozessen ohnehin angeknackst ist. Und dabei bestehe eigentlich kein Grund zur Panik, immerhin sei kein Versicherer von Insolvenz bedroht. Gute Schadenquoten im Privatkundenbereich tragen einen Teil dazu bei – den Zuwachs an Homeoffice könnte man unter diesem Aspekt als eine gute Prävention gegen Diebstahl einordnen.

Auch den Mitgliedern des BDVM geht es gut, wie Hans-Georg Jenssen, Geschäftsführender Vorstand des Verbands, darstellte. Insbesondere die Courtageeinnahmen in der Sachversicherung sind 2019 gestiegen, während sie in der Lebensversicherung deutlich gesunken und in der Krankenversicherung eher gleichgeblieben sind. Dabei hilft sicher auch, dass vielen Kunden während der Corona-Pandemie deutlich geworden ist, was sie an ihrem Makler haben, der ihnen Orientierung in schwierigen Zeiten gibt.

Allerdings, so Jenssen, dürfe dies nicht dazu verleiten, sich darauf auszuruhen. Deshalb arbeitet der BDVM mit Hochdruck daran, sich selbst einen Digitalisierungsschub zu verpassen und hat sich mit anderen Verbänden, wie  BVK, VGA, Votum zusammengetan, um einen einheitlichen „Code of Conduct digitale Kommunikation“ zu erarbeiten. Eine weitere Baustelle ist die Pandemieabsicherung. „Die alte BSV ist nicht mehr zur Absicherung geeignet“, konstatierte Jenssen.

Die Versicherer gingen mit den betroffenen Kunden sehr unterschiedlich um – viele griffen zur  Vertragskündigung nach dem Schadenfall oder zur Änderungskündigung zu für den Kunden schlechteren Konditionen, einige aber hätten auch einfach nur geleistet. Generell könne die Absicherung einer Pandemie, welche die gesamte Wirtschaft erfasst, in Zukunft nicht mehr Sache von privaten Versicherungsunternehmen sein und es sei auch problematisch, wenn der Staat diese Rolle übernimmt.

Deshalb strebt der BDVM eine Private-Public-Partnership ohne eine verpflichtende Pandemieabsicherung an und hat seine Vorstellungen bereits in einem gemeinsamen Positionspapier mit dem GVNW vorgestellt. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, so Jenssen, „um die wirtschaftlichen Zukunftschancen in Deutschland, aber auch in Europa zu sichern.“

Autorin: Susanne Görsdorf-Kegel

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