Wissenslücken: Deutsche haben keinen Schimmer von Berufsunfähigkeit

Berufsunfähigkeitsschutz interessiert die Deutschen nicht. Bild von Andrew Martin auf Pixabay

Es ist traurig: Immer noch glaubt jeder zweite Bundesbürger bei Berufsunfähigkeit durch eine staatliche Rente abgesichert zu sein. Wer hat bei der Informationsvermittlung und -beschaffung versagt, Staat, Bürger oder Versicherer?

In der jungen Generation der 14- bis 29-Jährigen ist die Versorgungsillusion noch stärker ausgeprägt. Knapp 60 Prozent rechnen mit staatlicher Unterstützung, wenn sie nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können, wie eine Umfrage im Auftrag des Versorgungswerks MetallRente zeigt.

Den Unterschied zwischen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit kennt nur eine Minderheit. So weiß nur gut ein Drittel, dass man sich eine andere Arbeit suchen muss, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem gelernten Beruf arbeiten kann. Nur wer auf Dauer weniger als sechs bzw. drei Stunden pro Tag irgendeine Tätigkeit ausüben kann, gilt als erwerbsgemindert bzw. erwerbsunfähig und hat Anspruch auf eine gesetzliche Leistung. Diese erreicht in der Regel nur das Niveau der Grundsicherung. Laut Deutscher Rentenversicherung betrug die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente im Jahr 2019 lediglich 835 Euro.

 „Obwohl der Staat sich beim Thema Arbeitskraftabsicherung in den letzten Jahren immer stärker zurückgezogen hat, zeigt unsere Umfrage, dass noch viele Menschen allein auf das staatliche Sicherungsnetz vertrauen. Mit fatalen Folgen: Zu wenige sorgen zusätzlich vor und können so im Ernstfall in finanzielle Not geraten.“

Heribert Karch, Geschäftsführer der MetallRente.

Schwierig zu verstehen

Trotz fehlendem Wissen ist für eine deutliche Mehrheit der Befragten (71 Prozent) klar, dass sie zusätzlich vorsorgen müssen, um im Falle von Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung finanziell abgesichert zu sein. Mehr als 80 Prozent sind der Meinung, dass man sich spätestens zum Start ins Berufsleben um die Absicherung der Arbeitskraft kümmern sollte. Nur gut jeder Zehnte würde damit bis zur Gründung einer Familie warten.

Diese Aussagen überraschen, passen sie doch nicht mit dem Ergebnis zusammen, dass die Hälfte der Befragten nicht weiß, dass der Staat im Fall der Fälle nicht ausreichend hilft.

Es mangelt an Geld und Wissen

Der Hauptgrund für eine fehlende Absicherung gegen Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit ist Geldmangel, sagen 38 Prozent. Jeder Dritte ohne Vorsorge gibt an, sich nicht oder nicht genug mit dem Thema beschäftigt zu haben und „wenig darüber zu wissen“.

Die Deutschen sind zudem über Vorsorgemöglichkeiten zur Arbeitskraftabsicherung schlecht informiert. Während der private Berufsunfähigkeitsschutz in der Bevölkerung eine hohe Bekanntheit von 88 Prozent erreicht, sind andere Angebote wie Dread-Disease- oder Grundfähigkeitsversicherung mit jeweils 22 Prozent nahezu unbekannt. Das Risiko der Berufsunfähigkeit ist hoch, statistisch gesehen ist jeder Vierte betroffen, meist sind psychische Krankheiten die Ursache.

 „Als Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie haben wir einen klaren sozialpolitischen Auftrag. Wir wollen die Beschäftigten bestmöglich unterstützen, damit sie im Ernstfall nicht in eine Armutsfalle geraten. Dafür sind Aufklärungsarbeit sowie gute und verlässliche Vorsorgeangebote notwendig. Auch Beschäftigten in praktischen Berufen müssen wir bedarfsgerechte und bezahlbare Vorsorge mit niedrigen Zugangshürden ermöglichen. Deshalb haben wir innovative Angebote wie unsere Grundfähigkeits- oder die Erwerbsminderungsversicherung an den Start gebracht. Wichtig ist, dass es uns gelingt, Vorsorge für den Schutz der Arbeitskraft in die Breite zu tragen“, erklärt Heribert Karch, Geschäftsführer der MetallRente.

Zur Studie: Repräsentative Umfrage im Auftrag des Versorgungswerks MetallRente, für die das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public 2.000 Deutsche zwischen 14 und 65 Jahren befragt hat.

Autor: VW-Redaktion

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