BiPRO-Normen sind entscheidender Erfolgsfaktor bei der Digitalisierung

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Im Rahmen der Digitalisierung ist die Fähigkeit, sich effizient mit allen Marktteilnehmern wechselseitig zu vernetzen, ein existenzieller Erfolgsfaktor. Erst dadurch werden die automatisierten Prozesse zwischen den Marktteilnehmern sichergestellt. Das gilt auch über den Versicherungsmarkt hinaus. Durch geschickte Orchestrierungen der über die Vernetzung integrierbaren Prozesse werden neue und wettbewerbssichernde Geschäftsmodelle erst möglich. In diesem Umfeld hat sich die Assekuranz bereits deutlich formiert.

Denn in den vergangenen Jahren wurde gemeinsam der notwendige Industriestandard für die digitale Zusammenarbeit in Form der BiPRO-Normen entwickelt. Voraussetzung um diesen zu nutzen ist, dass nicht nur die eigene IT-Infrastruktur, sondern auch jahrzehntelange Arbeitsweisen und Unternehmenskulturen geändert werden. Den erheblichen Investitionen und Veränderungen muss durch eine ressortübergreifende Digitalisierungsstrategie die notwendige Priorität gegeben werden. Um den aktuellen Stand der Branche zu untersuchen, haben der BiPRO e.V., als neutrale und von der Branche getragene Organisation, und Deloitte eine Studie durchgeführt.

Wir konnten die Ergebnisse mit Frank Schrills, geschäftsführender Präsident des BiPRO e.V., Kurt Mitzner, Partner bei Deloitte, und Rolf Wiswesser, Allianz Vorstand Maklervertrieb, eingehender besprechen.

Herr Schrills und Herr Dr. Mitzner, was war das Motiv für die gemeinsame Studie?

Schrills: Wir wollten fundiert ermitteln, ob bei den Branchenteilnehmern eine ressortübergreifende Digitalisierungsstrategie existiert, die auch die existenzielle wechselseitige digitale Vernetzung fokussiert. Zu erfahren, ob den daraus abgeleiteten Maßnahmenschwerpunkten auch eine ausreichende Umsetzungspriorität zugeordnet wird, war uns wichtig. Und – trotz aller messbaren Erfolge – waren wir gespannt darauf, wie die Branche dabei die erheblichen Effizienzpotentiale des BiPRO-Branchenstandards bewertet.

Dr. Mitzner: Wir von Deloitte unterstützen den BiPRO e.V. seit Langem in seiner Arbeit und sind von BiPRO und den entwickelten Standards überzeugt. Digitale Prozesse einschließlich des damit verbundenen Datenaustauschs über Unternehmensgrenzen hinweg sind für den Geschäftserfolg u.E. essentiell, aber erst durch die Festlegung von Standards effizient umsetzbar. Unsere Kundenprojekte rund um das Thema „Prozessoptimierung“ zeigen, dass der Umbau der Organisation häufig hohe Investitionen auslöst. Investitionssicherheit ist deshalb eine zentrale Frage. Mit der Studie wollten wir daher eine umfassende Bewertung der Akzeptanz sowie des Potentials der BiPRO-Normen vornehmen.

Herr Dr. Wiswesser, wie ordnen Sie die Studie in die Digitalisierung der Branche ein?

Dr. Wiswesser: Digitalisierung ohne digitale vernetzte Prozesse zwischen den Marktteilnehmern ist nicht denkbar. Es ist dabei wichtig, die Heterogenität der Prozesse zwischen den vielen unterschiedlichen Marktteilnehmern aufzulösen. Das ist ohne Standards nicht mehr beherrschbar. Deswegen nutzen wir die BiPRO-Nomen und unterstützen die Aktivitäten des BiPRO e.V. durch unsere aktive Beteiligung an Projekten und Digitalisierungsoffensiven. Die Studie kommt zur richtigen Zeit. Alle Markteilnehmer müssen sich ihre Kräfte und Budgets gut einteilen und dabei hart priorisieren, um die Voraussetzungen zur effizienten wechselseitigen digitalen Vernetzung zu schaffen. Standards müssen noch breiter genutzt werden. Die Studie liefert insoweit einen wichtigen Beitrag, den bei diesem Vorhaben eingeschlagenen Kurs zu überprüfen.

Wird die digitale Vernetzung als Erfolgsfaktor gesehen?

Dr. Mitzner: Eine häufige Antwort war, dass der individuelle Geschäftserfolg von der Fähigkeit der wechselseitigen digitalen Vernetzung innerhalb der Versicherungsbranche und darüber hinaus abhängig ist. Sie ist keine Handlungsoption, sondern unabdingbar. Für 95 % der Befragten ist die digitale Vernetzung deshalb ein entscheidender Erfolgsfaktor. Genauso hoch wird die Fähigkeit zur digitalen Vernetzung in der Zukunft bewertet. Lediglich zwei Prozent der Unternehmen sind nach eigenen Angaben noch nicht digital vernetzt.

Wie beurteilen die Marktteilnehmer die BiPRO-Normen?

Dr. Mitzner: Wir sehen den Branchenstandard der BiPRO als das wichtigste Instrumentzur Realisierung einer effizienten und beherrschbaren wechselseitigen digitalen Vernetzung. Bereits 70 Prozent der Befragten bestätigen, dass BiPRO heute eine wesentliche Bedeutung hat. In Zukunft (mit Zeithorizont von ca. fünf Jahren) wird ein Anstieg auf 85 Prozent prognostiziert. Außerdem geben schon heute 75 Prozent der Befragten an, dass die Verwendung der BiPRO-Normen die digitale Vernetzung in hohem Maße qualitativ verbessern. 85 Prozent der Studienteilnehmer stimmen der These zu, dass zukünftig ein noch höheres Potential zur qualitativen Verbesserung der Prozesseffizienz besteht.

Schrills: Damit nimmt BiPRO in diesem Themenfeld der Versicherungsbranche eine entscheidende Rolle ein. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch, dass es noch deutlichen Nachholbedarf hinsichtlich der Integration von BiPRO in die Digitalisierungsstrategie der Unternehmen gibt. Ist das bei rund 60 Prozent schon der Fall, wird in Zukunft ein Anstieg auf 80 Prozent erwartet. Das zeigt mehr als deutlich, dass sich der Markt – insbesondere die wesentlichen Unternehmen – auf BiPRO konzentriert.

Dr. Wiswesser: Es ist in der Tat eine praktische Erfahrung, dass die Verankerung der digitalen Vernetzung auf der Basis von BiPRO-Normen in der Digitalisierungsstrategie entscheidend ist. Nur so erhalten die daraus abgeleiteten Maßnahmen bei der Umsetzung auch die notwendige Priorität. Dabei geht es zunächst einmal überhaupt nicht um die eigentliche technische Anbindung auf Basis der BiPRO-Normen, sondern um die Befähigung der eigenen Backendsysteme, digitale Prozesse auch zu unterstützen. Man muss bei den Investitionen stark differenzieren. Denn zunächst muss jeder Marktteilnehmer intern investieren, um die Voraussetzungen zur digitalen Vernetzungen zu schaffen.

Sie wagen in der Studie die Prognose, dass ein Industrie-Standard durch BiPRO entstanden ist?

Dr. Mitzner: Die Studie zeigt deutlich, dass digitale Vernetzung mithilfe der BiPRO-Standards sehr effizient erfolgen kann. Schon seit über 15 Jahren wurden/werden BiPRO-Normen durch die gemeinsame Arbeit der Marktteilnehmer in vielen Hundert Fällen eingesetzt. Damit dürften sie ihre Feuerprobe bestanden haben. Wir bei Deloitte glauben fest daran, dass die BiPRO auf dem Weg ist, Industriestandard zu werden.

Schrills: Davon ist die BiPRO-Community überzeugt. Die Studie zeigt, welches Gewicht BiPRO inzwischen im Markt hat. Wir geben daher in unserer Strategie den Themen Weiterentwicklung, Koordination praktischer Umsetzungen, Cross-Industry bis hin in den politischen Raum eine noch höhere Priorität.

Dr. Wiswesser: Das werden wir als Teil der BiPRO-Community unterstützen. Wichtig ist uns dabei insbesondere die schnelle Überführung neuer Lösungen und Ansätze in die Normengeneration RNext, um die weitere Gestaltung von Geschäftsmodellen und die Zusammenarbeit dieser Vertriebspartner zu stärken.

Autor: BiPRO

Das vollständige Interview lesen Sie in der Januar-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

Die komplette Studie von BIPRO können Sie erhalten, wenn Sie sich an marketing@bipro.net wenden.

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