Größter Kunstcoup aller Zeiten? Diebe erbeuten Louvre-Schmuck von „unschätzbarem Wert“

Der Louvre ist das größte und meistbesuchte Museum der Welt. (Bildquelle: dg)

In vier Minuten erbeuten vier Diebe acht Schmuckstücke aus dem Louvre in Paris. Für Frankreich sind Museumssammlungen typischerweise Teil des öffentlichen Kulturerbes und nicht handelsüblich versicherbar wie private Kunstsammlungen. Sollte eine Diebstahl-Police existieren, wird der Versicherer sehr vermutlich prüfen, ob alle Sicherheitsanforderungen erfüllt waren.

Das meistbesuchte Museum der Welt gilt auch als das bestgesicherte Museum der Welt. Doch auch der Louvre kämpft mit Überlastung, Baustellen und Mitarbeitermangel – Faktoren, die als mögliche Schwachstellen nach dem spektakulären Raub bewertet wurden.

Kurz vor Öffnung des Museums um neun Uhr am 19. Oktober näherte sich ein Lastwagen von der Seine-Seite, wo derzeit Bauarbeiten stattfinden. Gegen 9.30 Uhr sollen sich vier Täter mit einem hydraulischen Arbeitskorb zu einem Fenster der Galerie d’Apollon hinaufgelassen haben – jenem Saal, in dem die erhaltenen Teile der französischen Kronjuwelen ausgestellt sind. Zwei der Einbrecher stiegen durch das eingeschlagene Fenster ein und öffneten mit akkugetriebenen Trennschleifern zwei Vitrinen – die „Vitrine Napoléon“ und die „Vitrine des Souverains Français“. Sie griffen sich den Schmuck, verließen das Museum über denselben Weg und flohen auf zwei hochmotorisierten Motorrollern, die sie offenbar in der Nähe bereitgestellt hatten. Ein Roller sowie mehrere Handschuhe mit DNA-Spuren wurden inzwischen gefunden, teilte die Polizei mit. Die Täter sind weiter flüchtig.

Die präzise Planung und der schnelle Ablauf deuten auf professionelle Täter hin. Experten vermuten, dass sie im Auftrag handelten – eine Theorie, die bei Kunstdiebstählen regelmäßig auftaucht, bislang aber nie belegt wurde. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Schmuckstücke bereits eingeschmolzen oder die Edelsteine verkauft wurden.

Die Beute: Kronjuwelen aus der Ära Napoleons III.

Zunächst war von „Schmuck Napoleons“ die Rede – gemeint waren jedoch Stücke aus der Zeit von Napoleon III. (1808–1873). Gestohlen wurden laut Ermittlern eine Halskette, eine Brosche und ein Diadem sowie weitere Schmuckstücke aus der sogenannten Sammlung Napoléon.

Unter den geraubten Objekten befand sich auch die Krone der Kaiserin Eugénie, Ehefrau Napoleons III. – ein Meisterwerk aus Gold, besetzt mit über 2.400 Diamanten und 56 Smaragden. Ihr materieller Wert ist kaum bezifferbar. Doch kurioserweise mussten die Diebe die Krone offenbar auf der Flucht zurücklassen: Sie wurde beschädigt auf einem Pariser Gehweg gefunden.

Wie hoch der Schaden insgesamt ist, steht noch nicht fest. Kulturministerin Rachida Dati sagte, dass die Beute von „unschätzbarem Wert“ sei. Ob es sich um den größten Kunstraub der Geschichte handelt, hängt vom geschätzten Schaden ab. Doch die Tat reiht sich in eine Reihe legendärer Kunstcoupes ein – vom Gardner-Museum-Raub in Boston 1990 (Beute im Wert von 500 Millionen Dollar) bis zum Dresdner Grünen Gewölbe 2019 (114 Millionen Euro).

Bislang hat sich kein offizieller Sprecher des Louvre Museums direkt zur Versicherung der gestohlenen Schmuckstücke geäußert. Laut dem französischen Heritage Code (Code du patrimoine) gilt: Sammlungen von öffentlichen Museen, die zum „mobilien öffentlichen Domain“ gehören, sind grundsätzlich unübertragbar („inaliénables“) – sie dürfen nicht einfach verkauft oder dauerhaft entnommen werden. Das heißt: Für einen Staat wie Frankreich sind Museumssammlungen typischerweise Teil des öffentlichen Kulturerbes und nicht handelsüblich versicherbar wie private Kunstsammlungen.

Der Begriff „Versicherung“ bei Museumsobjekten ist komplex: In vielen Fällen existiert keine klassische Versicherungsdeckung (wie bei privaten Sammlungen), weil der Wert schwer zu ermitteln ist, oder weil die Öffentlichkeit/der Staat die Haftung übernimmt. Versicherungsdeckungen bei öffentlichen Museen betreffen oft Leihobjekte oder Ausstellungen – nicht zwingend die ständige Sammlung.

Sollte ein Diebstahl-Versicherungsvertrag existieren, wird der Versicherer sehr vermutlich prüfen, ob alle Sicherheitsanforderungen erfüllt waren (z. B. Vitrinen-Sicherheitsglas, Alarmanlagen, Zutrittskontrollen). Falls Sicherheitsmängel vorlagen (z. B. Zugang über ein Baustellen-Gerüst), könnte eine Leistung reduziert oder ganz versagt werden.

Autor: VW-Redaktion

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