Versicherern droht Wissensverlust

Clark-Chef Benedikt Kalteier. Bildquelle: Clark

Die Versicherungswirtschaft steht mitten im demografischen Wandel. Vor den Folgen in Form eines massiven Fachkräftemangels warnt auch Clark-Chef Benedikt Kalteier. Bis zum Jahr 2036 soll rund die Hälfte der derzeitigen Beschäftigten in den Ruhestand treten. Besonders alarmierend für den Manager: Weniger als ein Viertel der Fachkräfte in der Assekuranz sind heute unter 35 Jahre alt.

Sollte der Trend anhalten, drohen der Branche in den kommenden Jahren erhebliche Wissensverluste und ein wachsender Fachkräftemangel, mahnt Kalteier. Als Grund für die Entwicklung macht er die Imageprobleme aus. Versicherungen gelten unter jungen Menschen als wenig attraktiv.

Nur rund vier Prozent der Millennials können sich eine Karriere in diesem Bereich vorstellen, rechnet der Clark-Mann vor. Vor allem qualifizierte Fachkräfte in Trend-Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Datenanalyse oder Cybersicherheit seien rar und nicht bereit, in traditionell geprägte Branchen zu wechseln.

„Die Branche entwickelt sich nicht schnell genug weiter – ohne technisch fortschrittliche Arbeitsplätze werden wir keine Talente aus der digitalen Welt anziehen“, kritisiert Kalteier.

Die Assekuranz stehe vor der Aufgabe, sich grundlegend zu modernisieren. Der Clark-CEO plädiert dafür, Versicherungen stärker als gesellschaftlich relevante und sinnstiftende Tätigkeit mit direktem Einfluss auf das Leben der Menschen zu vermitteln.

Auch sollten flexible Arbeitsmodelle wie Remote Work genutzt werden, um international Talente zu gewinnen und in die Unternehmenskultur sowie Bürostandorte investiert werden.

Als letzten Punkt stellt Kalteier den Einsatz von künstlicher Intelligenz hervor.  Routineaufgaben könnten automatisiert werden und den Weg für strategische Arbeit frei machen. „Intelligenter arbeiten, nicht länger“, lautet seine Forderung. „Es liegt an uns, den Unternehmen der Versicherungsbranche: Werden wir die Versicherung zu einem Beruf machen, den die Menschen wollen – oder zu einem, den sie übersehen?“

Clark selbst zählt hierzulande rund 320 Mitarbeiter. Insgesamt sind es in allen Ländern ca. 550. Im vergangenen Jahr meldete der digitale Versicherungsmakler für das abgelaufene Geschäftsjahr erstmals schwarze Zahlen. In welchem Bereich diese liegen, wird kommuniziert. Der Umsatz des 2015 gegründeten Frankfurter Start-ups stieg um 35 Prozent auf rund 135 Millionen Euro.  

Autor: VW-Redaktion