AGCS warnt vor Zunahme politischer Unruhen

Quelle: Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

Krieg in der Ukraine, Generalstreiks in Frankreich, Inflation oder hohe Energiepreise: Die Sorgen und der Unmut in der Bevölkerung ist angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen gestiegen. Der Industrieversicherer AGCS fürchtet in einer aktuellen Studie vor einem Anstieg sozialer Unruhen – mit entsprechenden Folgen für die Unternehmen.

Laut einer aktuellen Analyse seien die Risiken für zivile Unruhen allein zwischen dem zweiten und dritten Quartal 2022 in mehr als 50 Prozent der untersuchten Länder gestiegen – von 198 Ländern verzeichneten 101 einen Anstieg des Risikos, heißt es bei AGCS. Demnach seien seit 2017 weltweit mehr als 400 bedeutende regierungsfeindliche Proteste ausgebrochen. Es ist daher nicht überraschend, dass „Politische Risiken und Gewalt“ im Allianz Risk Barometer 2023 unter den Top-Ten der Risiken rangiert.

Einen wesentlichen Grund sieht der Industrieversicherer dabei nicht nur im Ukraine-Krieg. Auch in den sozialen Medien würden sich soziale und politische Unruhen schneller verbreiten als früher. Zudem würden solche Ereignisse mittlerweile auch länger dauern als je zuvor: Fast ein Viertel der untersuchten Proteste seit 2017 zogen sich laut AGCS länger als drei Monate hin. Die versicherten Schäden für Unternehmen aus nur sechs Ereignissen weltweit zwischen 2018 und 2023 beliefen sich auf mindestens zwölf Mrd. US-Dollar, konstatiert der Versicherer.

„Die Zahl der Streiks, Proteste und zivilen Unruhen hat in den letzten Jahren nicht nur zugenommen, sie werden auch immer schwerwiegender. Wir leben in einer Zeit der Unsicherheit.“

Srdjan Todorovic, Head of Political Violence and Hostile Environment Solutions bei AGCS

Dabei sehen die AGCS-Experten vor allem fünf wesentliche Gründe für diese Entwicklung: Demnach wurden etwas mehr als die Hälfte der weltweiten Proteste im Jahr 2022 durch wirtschaftliche Probleme ausgelöst. Zudem sei das öffentliche Vertrauen in die finanzielle Zukunft erschüttert. Darüber hinaus sei auch das Misstrauen in Regierungen und Institutionen weiter gestiegen. Allein 2022 und Anfang 2023 entzündeten sich Proteste an den Rechten von Frauen und Minderheiten im Iran, an den Kraftstoffpreisen in Kasachstan, an wirtschaftlichen Misserfolgen in Sri Lanka, an Abtreibungsrechten in den USA und an Covid-Beschränkungen in China. In Europa gibt es weiterhin zahlreiche Streiks über Löhne und Arbeitsbedingungen. Die politische Instabilität in Peru, Brasilien und Argentinien hat ebenfalls zu weit verbreiteten, teilweise gewaltsamen Protesten geführt.

Zudem verzeichnet AGCS auch eine zunehmende politische Polarisierung. So habe es in den letzten Jahren in vielen Ländern einen starken Rechts- oder Linksruck gegeben. Nur wenige liberale Demokratien würden demnach ein Gleichgewicht wahren, in dem die politischen Parteien um die Mitte kämpfen. Daneben würden auch politische Aktivisten das öffentliche Klima zunehmend belasten. Zu relevanten Bewegungen gehören die weltweite Occupy-Bewegung gegen wirtschaftliche Ungleichheit, Black-Lives-Matter-Proteste, die auf die Rassenungleichheit hinweisen, die #MeToo-Bewegung gegen sexuellen Missbrauch und Belästigung und die Stop-the-Steal-Kampagne, die fälschlicherweise Wahlbetrug bei der Wahl von US-Präsident Joe Biden behauptete.

Einen weiteren wesentlichen Aspekt sieht AGCS auch in der Bewältigung des Klimawandels: Wenn Regierungen bei Fortschritten in diesem Bereich zurückrudern, z.B. durch die Wiedereröffnung von Kohlebergwerken als Lösung für die Abhängigkeit von russischem Gas, führe dies schnell zu Protesten. Daneben sorgten auch Umweltdemonstranten 2022 für Schlagzeilen – wie etwa Aktivisten, die Suppe auf ein Van-Gogh-Gemälde schütteten oder sich selbst an Straßen klebten. „Demonstrationen gegen den Klimawandel sind in der Regel nicht gewalttätig, aber sie können zu Störungen führen, insbesondere wenn sie die Verkehrsinfrastruktur betreffen. Wir erwarten, dass solche Aktivitäten im kommenden Jahr weitergehen, wenn nicht sogar eskalieren werden“, erläutert Srdjan Todorovic, Head of Political Violence and Hostile Environment Solutions bei AGCS.

„Wir haben in den USA, in Chile und in Kolumbien Ereignisse politisch motivierter Gewalt mit Schäden in Milliardenhöhe erlebt. Obwohl viele der Gründe dafür universell sind – ob wirtschaftlich, politisch oder umweltbedingt – sind die Auswirkungen regional unterschiedlich. Das Betriebs- und Sicherheitsmanagement in Unternehmen sollte das derzeitige Klima als Katalysator für die Bewertung bewährter Verfahren und Richtlinien zur Vorbereitung von Standorten und Mitarbeitern auf potenzielle zivile Unruhen betrachten“, konstatiert der AGCS-Experte.

Autor: VW-Redaktion

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