LV-Kostendiskussion: „Einige verletzen das Preis-Leistungs-Verhältnis wissentlich“

Hermann Weinmann spricht Klartext zu LV-Kosten. Bildquelle: loufre auf Pixabay.

Verliert der LV-Experte Prof. Dr. Hermann Weinmann den Glauben an die Branche? In einem Interview spricht er Klartext zur Kostensituation bei fondsgebundenen LV-Produkten. Das gesetzlich geforderte angemessene Preis-Leistungs-Verhältnis, verletzen „einige wissentlich“, der Bafin fehle die nötige Handhabe.

Laut der Finanzaufsicht BaFin machen viele Versicherer bei den fondsgebundenen Produkten keinen guten Job. Insbesondere die fixen Kosten sowie die Kickback-Zahlungen werden beanstandet. Vereinfacht dargestellt sind Kickbacks Rückvergütungen oder Provisionen, die bei einem Fondswechsel eines fondsgebundenen Produktes anfallen. Die Folgeprovisionen gehen an Unternehmen oder Vermittler und werden vom Kunden oft nicht bemerkt, weswegen sie oft als „versteckte Kosten“ bezeichnet werden – der DVAG wurde zuletzt ein solcher Verstoß vorgeworfen. Die Bafin fürchtet Fehlanreize, weil der Vermittler Kunden Produkte mit hohen Kickbacks empfehlen könnte.

Auch Weinmann sieht diesen Missstand. Ihn stört besonders, dass „diese Kickbacks laut Bafin zu einem Fünftel direkt bei den Vermittlern landen und der Lebensversicherer über die konkrete Höhe in vielen Fällen nicht Bescheid weiß“, erklärt er gegenüber dem Manager-Magazin. Die Gefahr liege darin, dass Vermittler ihren Kunden „die Fonds mit den höchsten Rückvergütungen empfehlen“, das erhöht die Kosten und mindere die Rendite.

LV-Experte Hermann Weinmann. Bildquelle: Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.

Versicherer verletzen Preis-Leistungs-Verhältnis wissentlich

Viele Versicherer sind bei den Kosten einer Fondspolice nicht zimperlich. Das Erkennen der tatsächlichen Aufwendungen ist für den Kunden schwierig, denn die abgefragten Effektivkosten basieren auf einer Kalkulation. Eine Police ist meist dann erfolgreich, wenn die tatsächlichen Kosten gering sind. „Wenn dann Jahr für Jahr über alle Produkte hinweg bis zu fünfundzwanzig Prozent der Versichertenbeiträge für Kosten anfallen“, ist das laut Weinmann „diskussionswürdig“. Die Versicherer müssen auf ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis achten, doch einige tun das laut Weinmann nicht. „Man kann nicht alle Lebensversicherer über einen Kamm scheren. Einige verletzen diese Pflicht aber wissentlich.“

An dieser Stelle wäre die Finanzaufsicht gefordert, doch der fehlt laut Weinmann „offenbar die Handhabe“. Die Bafin hatte in der letzten Legislaturperiode einen Vorschlag für die Begrenzung der Abschlusskosten vorgelegt, der von der Politik unbeachtet blieb. Halte man sich „dieses Scheitern“ in „Verbindung mit der unterbliebenen Riester-Reform“ vor Augen, so Weinmann, „kann man den Glauben verlieren“.

Autor : Maximilian Volz

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