Trotz Engpässen bei Material und Mitarbeitern: AGCS sieht „positive Entwicklung“ in der Bauindustrie

Bauindustrie als Chance? Quelle: PeterDargatz bei Pixabay.

Große Risiken, große Chancen: Die Bauindustrie steht nach Einschätzung der Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) weltweit vor einem großen Boom, aber auch großen, teils neuen Risiken. Nach den Prämienerhöhungen der letzten zwei Jahre könne man mit der Versicherung der Bauindustrie „wieder Geld verdienen“, sagte Robert Maurer, regionaler Leiter der Technischen Versicherungen in Zentral- und Osteuropa bei der AGCS. „Wir stehen gerade an der Schwelle und erwarten, dass es positiv weitergeht.“

Eine Voraussetzung dafür seien Skaleneffekte durch vermehrte Bautätigkeit. Einer Prognose von Marsh & Guy Carpenter von September 2021 zufolge dürfte der Ausbau der Infrastruktur mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,1 Prozent zwischen 2020 und 2025 der am schnellsten wachsende Bausektor sein.

„Covid-19 hat ein neues Zeitalter für die Bauindustrie eingeläutet“, so Maurer. „Während die Bauprojekte während der Pandemie überwiegend weiterliefen und weiteres Wachstum zu erwarten ist, hat sich das allgemeine Umfeld grundlegend verändert. Die Branche sieht sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Es gibt Lieferengpässe, Material und Mitarbeiter sind knapp, die Kosten steigen und über allem steht ein verstärkter Fokus auf Nachhaltigkeit. Darüber hinaus können die beschleunigte Umsetzung von Sparmaßnahmen und die Einführung neuer Technologien und Konstruktionen zu einer Zunahme der Risiken für Bauunternehmen und Versicherer gleichermaßen führen. Kontinuierliche Risikoüberwachung und Managementkontrollen werden daher in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein. Gemeinsam mit unseren Kunden werden wir dazu beitragen, diese Herausforderungen zu meistern, da AGCS die Bauindustrie als einen wichtigen Wachstumsbereich auch für das Versicherungsgeschäft ansieht.” Der AGCS-Bericht „Managing the new age of construction risk“ untersucht akute und langfristige Trends und stellt die zehn größten Risiken für den allgemeinen Bausektor sowie den Anlagenbau vor. 

Kein Deckungsnotstand

Maurer sieht die Tendenz zu höheren Einzelschäden: „Die Stückzahl sinkt, aber in der Tendenz bleibt das Schadenvolumen.“

Top-Schäden in der Bauindustrie nach Ursache. Quelle: AGCS

Von den Kunden erwarte man mehr Risk-Management und dabei auch den Einsatz von digitalen Techniken. Bauunternehmen müssten aber auch ihre Cybersicherheit verbessern und ihre Baustellen besser vor Sturzfluten und andere durch den Klimawandel bedingte Extremwetterereignisse schützen. Wasserschäden außerhalb der Betriebszeiten verursachten häufig Schäden, die sich durch Sensoren und ähnliches vermeiden oder mindern ließen. Mit dem Trend zu vermehrten Public-private-Partnerships seien auch höhere Anforderungen an den Deckungsumfang zu beobachten, so Maurer. Angesichts der enorm hohen Summen könnten die Deckungen für „Delay in Start-up“ – also Betriebsunterbrechungsversicherungen für Bauprojekte – knapp werden. Einen Deckungsnotstand schloss Maurer aber aus.

Die AGCS hat die Ursachen für die Bau- und Ingenieurschäden zwischen 2016 und Ende 2020 analysiert, an denen sie als Versicherer beteiligt war.

Schäden nach Wert in der Bauindustrie. Quelle: AGCS.

Feuer/Explosion sowie Naturkatastrophen machten knapp ein Drittel der 29.640 Schadenfälle aus. Bezogen auf das Volumen von 11,3 Milliarden Euro kosten diese beiden Schadensursachen fast die Hälfte. Auf fehlerhafte Konstruktion/schlechte Ausführung entfallen etwa zwölf Prozent der Schadensumme. Die AGCS versichert Bauunternehmen und Investoren mit mehr als 500 Millionen Euro Jahresumsatz und dürfte damit an fünf bis zehn Prozent aller Bau-Konsortien weltweit beteiligt gewesen sein.

Autor: Monika Lier

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