Inter-Vorstand Solf: „Mittelfristig erwarten wir Steigerungen“

Michael Solf, Vorstandssprecher der Inter Versicherung Quelle: Inter Versicherung

Die 2020-Zahlen der Inter waren solide. Bei einigen Posten wie dem Jahresüberschuss gab es Rückschritte, bei anderen beachtliche Zuwächse. Wie er sich das Geschäft seines Hauses in Zukunft vorstellt, deutete Vorstandssprecher Michael Solf bei der Online-Konferenz bereits an. Gegenüber VWheute erläutert er den Plan des Mannheimer Versicherers und erklärt, warum Qualität (manchmal) wichtiger als Zahlen ist.

VWheute: Sie wollen das Homeoffice (noch) breiter anbieten und sprachen bei der Jahrespressekonferenz von einer siebenstelligen Mietersparnis. Welche Vor- und Nachteile birgt die Heimarbeit? Lassen Sie uns bitte einmal an den Gedanken des Vorstandsgremiums teilhaben?

Michael Solf: Die Vorteile sind sowohl für das Unternehmen als auch unsere Mitarbeiter spürbar. Einerseits sehen wir durch die Verdichtung der Arbeitsflächen durch gemeinsam genutzte Arbeitsplätze eine signifikante Kostenersparnis. Die setzt allerdings voraus, dass wir neue Mieter für die frei werdenden Flächen finden, was im aktuellen Büromarkt nicht einfach ist. Andererseits ermöglichen wir den Mitarbeitern durch das „Mobile Arbeiten“ die Möglichkeit sowohl im Homeoffice als auch im Büro zu arbeiten und somit Berufs- und Privatleben besser miteinander zu verbinden.

Damit sind auch umfängliche Investitionen, beispielsweise in neues Mobiliar oder eine bessere IT-Infrastruktur, verbunden, die uns auf dem Weg zur weiteren Digitalisierung unserer Prozesse aber weiterhelfen. Dies sollte auch für unsere Kunden durch zum Beispiel bessere Servicezeiten erlebbar werden. Im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung (Beteiligung rund 80 Prozent) haben wir festgestellt, dass nach über einem Jahr im Homeoffice der Wunsch der Belegschaft nach flexiblen Arbeitszeitmodellen ausgeprägt vorhanden ist.

Die Unternehmenskultur und das Zugehörigkeitsgefühl zur Inter darf dabei natürlich nicht auf der Strecke bleiben, weswegen wir das „Zusammen Arbeiten“ in der Direktion weiter fördern wollen, im Sinne eines Ortes, an dem wir uns gerne persönlich treffen und uns miteinander austauschen können.

VWheute: Gehen wir ins Detail:  Die Zahl der Vollversicherten  soll gesteigert werden, wie soll das gelingen, die Konkurrenz ist mannigfaltig, die gesetzlichen Vorgaben streng.

Michael Solf: Eine zentrale Rolle für weiteres Wachstum nimmt für uns die Schärfung unserer Markenposition als Zielgruppenversicherer für Handwerker und Mediziner ein. Unsere Produkte gerade im Bereich der Mediziner gehören seit Jahren schon zu den besten am Markt. Unser Ziel ist es, zukünftig eine noch gezieltere Beratung und passgenauere Lösungen, die zur individuellen Berufs- und Lebenssituation des jeweiligen Kunden passen, anbieten zu können.

Wir unterstützen dies durch eine systematische Weiterqualifizierung des Vertriebes. Darüber hinaus haben wir bereits einen Großteil unserer Vermittler DIN-zertifizieren lassen und führen dies konsequent fort, um eine optimale Beratung unserer Kunden sicherzustellen. Es ist wichtig zu wissen, wie die exakten Bedürfnisse eines Handwerkers oder Arztes aussehen, wie sich sein Arbeitsalltag gestaltet, welchen privaten Absicherungsbedarf er oder sie hat.

Und wir müssen zukünftig schneller auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren können. Deshalb haben wir die Einführung eines CX-Managements (Customer-Experience-Management) bei der Inter vorangetrieben. Außerdem investieren wir derzeit stark in die digitale Ausstattung unserer Vertriebe.

VWheute: Sie haben Maßnahmen zur Stärkung des Lebensversicherungsgeschäfts angekündigt. Die Probleme sind ähnlich wie in der PKV. Was werden Sie wie tun?

Michael Solf: Mit der Einführung unserer fondsgebundenen Produktfamilie Inter MeinLeben haben wir bereits im Jahr 2016 damit begonnen, unserem Vertrieb eine sehr leistungsstarke und flexible Alternative zum klassischen Angebot an die Hand zu geben. Damit kommen klassische Lösungen bei uns heute fast nur noch in der zweiten Schicht vor und auch dort ist der Branchentrend, keine 100-prozentige Beitragsgarantie mehr vorzusehen. Zudem erwarten wir in diesem Zusammenhang neue Regelungen durch den Gesetzgeber.

Inter MeinLeben macht heute den überwiegenden Teil unseres Neugeschäfts in der ersten und dritten Schicht aus. Hier gibt es aber noch geschäftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Neugeschäftsimpulse werden wir weniger auf der Produkt- als vielmehr auf der Beratungsseite realisieren. Wir werden beispielsweise für unsere Kunden das Geschäftsfeld der Generationenberatung neu erschließen und verfolgen daneben in der Breite unserer Vermittler weiterhin konsequent den ganzheitlichen Beratungsansatz entlang unserer Zielgruppen. Aus dieser qualifizierten Beratungsstrategie heraus wollen wir in der Lebensversicherung ertragreich wachsen.

VWheute: Was ist aus Ihrer Sicht im Bereich LV ein gutes Wachstum? Viele Versicherer feiern sich für zwei Prozent Beitragswachstum, was bei einem normal großen Bestand praktisch alleine durch die Dynamiken erreicht wird.

Michael Solf: Unser vorrangiges Ziel ist es, Kunden ein attraktives und möglichst komplettes Lösungsangebot zu machen. Das bedeutet für uns, Bausteine sowohl im Bereich der Altersabsicherung in allen drei Schichten sowie der biometrischen Absicherung wie Berufsunfähigkeit und Risikoleben anzubieten. Dabei geht es für uns um Profitabilität und Qualität vor Wachstum.

VWheute: Sie wollen den Bereich technische Versicherungen ausbauen. In welche Richtung wird es gehen?  

Michael Solf: In der Fotovoltaikversicherung und in der Maschinenversicherung planen wir weiterhin mit einem starken Wachstum. Die Bauleistungsversicherung haben wir gerade überarbeitet und befinden uns auf Wachstumskurs. Der Fokus liegt dabei auf kleineren Bauvorhaben wie Ein- und Zwei-Familienhäusern.

VWheute: Welche Möglichkeiten hat die Inter als mittelgroßer Versicherer für Vertriebsoffensiven, welche Schraube wollen Sie drehen?

Michael Solf: Wie bereits erwähnt, sehen wir eine intensive Kundenkenntnis und das Beschäftigen mit deren spezifischen Bedürfnissen als Schlüssel zum Erfolg. Dies geschieht in allererster Linie durch das Einholen von systematischem Kundenfeedback – denn das Kundenmanagement ist in den letzten Jahren zu einem entscheidenden Differenzierungsfaktor in einem wettbewerbsintensiven und stark vernetzten Markt geworden.

Im Vordergrund steht für uns, dass die Versicherungslösungen optimal zu den Bedürfnissen unserer Kunden passen. Hinzu kommt: Die Investition in die Ablösung unserer Kern-IT-Systeme und die weitere Digitalisierung unserer Prozesse führen zu schnelleren Durchlaufzeiten und eröffnen uns Potenzial für Tarifoptimierungen, beispielsweise in der weniger beratungsintensiven GKV-Zusatzversicherung.

VWheute: Sie wollen in PKV, LV und Komposit „leichte Beitragssteigerungen“ erzielen. Was bedeutet das in Zahlen und sollte damit das Gesamtergebnis nicht spürbar steigen?

Michael Solf: Der Gesamtüberschuss im Konzern wird für 2021 auf dem Niveau des Vorjahres erwartet. Mittelfristig erwarten wir Steigerungen, sobald die genannten Maßnahmen greifen.

VWheute: Abschlussfrage: Ihr Kapitalanlageergebnis ist beachtlich. Was ist das Inter-Geheimnis?

Michael Solf: Die Inter verfolgt traditionell eine langfristig ausgerichtete Kapitalanlagestrategie.  Nach der Finanzkrise 2009 hat die Inter konsequent auf besicherte und risikoarme Zinsanlagen gesetzt mit sehr langen Laufzeiten. Das Resultat sind hohe Bewertungsreserven und eine marktüberdurchschnittliche Rendite aus Zinsanlagen. Daneben haben wir sehr früh damit begonnen einen Teil unserer Anlagen in Alternative Assets zu investieren, die heute etwa ein Viertel unseres Anlagebestandes ausmachen. Hierdurch generieren wir attraktive Zusatzerträge, die unsere Kapitalanlageperformance stützen.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

Ein Kommentar

  • Da muss man tatsächlich sagen: Hut ab vor den Kapitalanlage-Ergebnisse der Inter Lebensversicherung mit der branchenweite besten Quote an Bewertungsreserven (gleich dahinter kommen allerdings schon wir als LV 1871)!
    Wir hoffen, dass sich das aber natürlich Ende 2021 umdreht 😉

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