Thomas Olaynig: „Entwicklung in Richtung eines harten Industrieversicherungsmarktes hat durch Corona einen Extra-Schub erhalten“

Thomas Olaynig. Quelle: Marsh

Corona hat laut aktuellem Versicherungsmarkt Report 2021 von Marsh Deutschland zu einer Verhärtung im Industrieversicherungsmarkt geführt. Welche Lehren die Branche und die Versicherer daraus ziehen sollen, erläutert Thomas Olaynig, Geschäftsführer von Marsh Deutschland, im Exklusiv-Interview mit dem Vermittler.

VWheute: Corona hat in den vergangenen Monaten auch die Versicherungsbranche spürbar durcheinandergewirbelt. Was beobachten Sie derzeit am Markt und was beschäftigt die Kunden?

Thomas Olaynig: Die Entwicklung in Richtung eines harten Industrieversicherungsmarktes hat durch die Corona-Pandemie noch einmal einen Extra-Schub erhalten. Insbesondere für global aufgestellte Versicherer kommt es in dieser Situation zu zusätzlichen Schadenaufwendungen, was sich auf Kundenseite in höheren Prämien, Kapazitätsreduzierungen und weiteren möglichen Ausschlüssen bemerkbar macht. Die Frage, die sich jetzt stellt, lautet: Wie kann und soll eine Pandemie künftig versichert werden? Es muss verhandelt werden, welche Klauseln bestehen bleiben oder verändert werden.

Während in angelsächsischen Ländern beispielsweise der Schaden aus einer Betriebsunterbrechung durch die Pandemie getriggert werden kann, bieten die bestehenden Deckungen für Betriebsunterbrechungen und -schließungen in Deutschland keinen vollumfänglichen Schutz. Diese Fragen und wie sie das Pandemierisiko künftig stärker im Risikomanagement berücksichtigen können, beschäftigt die Kunden.

Beim Thema Pandemieschutz sollte jedoch auch dringend die Einbindung des Staates über Public Private Partnership (PPP)-Modelle und das Thema Staatshaftung diskutiert werden. Hier hinkt Deutschland gegenüber anderen Ländern hinterher, das muss rasch gemeinsam mit allen, die etwas zur Lösungsfindung beitragen können, angegangen werden.

VWheute: Wie hoch rechnen Sie zudem das Risiko weiterer Pandemien ein und wie sollten die Industrieversicherer darauf reagieren?

Thomas Olaynig: Das Risiko einer Pandemie und die verschiedenen Szenarien sind seit langem bekannt. Im Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums, der gemeinsam mit Marsh & McLennan veröffentlicht wird, ist es seit vielen Jahren bei den wichtigsten Risiken genannt. Als Unternehmen muss ich mir Klarheit darüber verschaffen, welche Auswirkungen eine Pandemie auf mein Geschäftsmodell hat und wie ich mich absichere. Jetzt ist die Pandemie Realität geworden; wir müssen alle darauf reagieren und gemeinsam Lösungen finden.

VWheute: Stichwort Betriebsunterbrechung: Corona hat in den letzten Monaten dazu geführt, dass einige Industrieunternehmen ihre Produktion vorübergehend unterbrechen mussten. Inwieweit hat sich dies auf die Industrieversicherer ausgewirkt?

Thomas Olaynig: In einzelnen Sparten ist die Prämienhöhe abhängig vom Umsatz des Versicherungsnehmers. Entsprechende Umsatzrückgänge haben somit eine Auswirkung auf die Prämieneinnahmen bei den Versicherern, was zu Beitragsrückerstattungen führen kann. Je nach Risikobelegenheit kann es für die Versicherer aber auch zu mehr Schäden mit entsprechenden höheren Aufwänden führen. Ist ein Versicherer stärker betroffen, dürfte sich das auf sein Zeichnungsverhalten und die Prämienfindung auswirken.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen März-Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.

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