Funk-Manager Ralf Becker: „Versicherer dürfen Maß und Mitte bei ihren Forderungen nicht verlieren“

Ralf Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Funk-Gruppe

Die noch immer anhaltende Coronapandemie beeinflusst den Versicherungsmarkt auch zum Jahreswechsel nachhaltig und beschleunigt die Verhärtung der ohnehin schon angespannten Versicherungsmärkte. In den Bilanzen der Versicherer hat Covid-19 zu einer deutlichen Ergebnisbelastung geführt. Ein Markteinblick von Ralf Becker in der aktuellen Ausgabe des Vermittlers.

Das liegt vor allem an den Aufwendungen in Milliardenhöhe für Schäden durch coronabedingte Betriebsschließungen und Ausfälle von Veranstaltungen. Dazu kommen verringerte Einnahmen aus den Kapitalanlagen. Im Ergebnis erhöht sich aufseiten der Versicherer der Handlungsdruck, die seit vielen Jahren defizitären Ergebnisse in der Industrieversicherung zu verbessern.

Gleichzeitig müssen auch Unternehmen einen Weg finden, mit den Folgen der Coronapandemie umzugehen. Infolge der Umsatz- und Ertragsrückgänge stehen sie der großen Herausforderung gegenüber, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie klein zuhalten. Deshalb rückt die Reduzierung von Kosten vermehrt in den Fokus. In dieser herausfordernden Situation für Unternehmen kommen Prämienerhöhungen seitens der Versicherer natürlich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In dieser Situation dürfen die Versicherer Maß und Mitte bei ihren Forderungen nicht verlieren.

An die Verantwortung der Versicherer erinnern und appellieren

Besonders in der Sach-Versicherung müssen Unternehmen davon ausgehen, dass der Druck auch im kommenden Jahr hoch bleibt. Die Schadenaufwendungen liegen hier seit Jahren über den Prämieneinnahmen. Die bisherigen Maßnahmen der Sachversicherer haben bis auf wenige Ausnahmen nicht dazu geführt, dass bereits eine nachhaltige Verbesserung der Ertragssituation eingetreten ist. Daher erhöhen viele Versicherer nun die Prämien und reduzieren Deckungskapazitäten für ihren Gesamtbestand – und zwar unabhängig davon, ob der Kunde in der Vergangenheit Schäden verursacht hat oder nicht.

Zudem stellen Versicherer erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und fordern konsequent die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen zu dessen Ertüchtigung. Mit anderen Worten: Ein qualitativ hochwertiger Brandschutz bzw. dessen Ertüchtigung ist die notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Platzierung des Risikos geworden.

Die Marktverhärtung trifft aber nicht nur die Sachsparte, sondern beispielsweise auch die D&O-, Cyber- und Kredit-Versicherung. Auch dort werden Deckungskapazitäten verknappt und die Preise ziehen an. Denn der wirtschaftliche Abschwung führt zu mehr Insolvenzen und erhöht dadurch das Risiko in der D&O-Versicherung von Klagen gegen Manager, während die Kredit-Versicherer nach Ablauf der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht mit einem hohen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen rechnen.

„Es muss deutlich werden, dass die Versicherungswirtschaft eben nicht den gesamten volkswirtschaftlichen Schaden einer Pandemie ersetzen kann, auch nicht über ein Public-Private-Partnership.“

Ralf Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Funk-Gruppe

In der aktuellen Diskussion über die Absicherung zukünftiger Pandemieszenarien ist die Idee einer Public-private-Partnership zwar nicht neu und dennoch verfolgenswert. Nach den Terrorangriffen am 11. September 2001 entstand weltweit ein Deckungsnotstand für die Versicherung von Schäden durch terroristische Angriffe. Wie in vielen Ländern auch, wurde in der Folge in Deutschland ein solches Instrument
geschaffen in Form des Versicherers Extremus AG.

Ein solches Modell würde sich auch grundsätzlich für die Absicherung zukünftiger Pandemierisiken eignen. Zugang zu dieser Lösung sollten Unternehmen aller Arten und Größen sowie Selbstständige haben. Dabei muss allerdings deutlich werden, dass die Versicherungswirtschaft eben nicht den gesamten volkswirtschaftlichen Schaden einer Pandemie ersetzen kann, auch nicht über ein Public-Private-Partnership. Für die Finanzierung könnte eine verpflichtende Teilnahme notwendig sein.

Angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen gilt wie in allen Krisen: Gemeinsam lassen sich die besten Lösungen finden. Diesen Grundsatz sollten Unternehmen, Makler und Versicherer auch in 2021 beherzigen.

Autor: Ralf Becker, geschäftsführender Gesellschafter der Funk-Gruppe

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Januar-Ausgabe des E-Vertriebsmagazins Der Vermittler.

Ein Kommentar

  • Nach einer Veröffentlichung des GDV im Rahmen seiner Jahresmedienkonferenz Ende Januar 2021 wird geschätzt, dass die Combined Ratio im Kompositbereich im Jahr 2020 90% betragen hat (Vorjahr 2019 92,8%). Die Resultate der Schaden- und Unfallversicherer dürften sich also bei einem Beitragsvolumen von 74,8 Mrd Euro 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2 Mrd Euro verbessert haben.

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