Nachhaltige Anlagen: Lauter Bäume und noch mehr Wald

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Versicherer müssen ab März 2021 ihre unternehmens- und produktbezogenen ESG-Informationen offenlegen. Dass dadurch Kunden einen besseren Überblick über nachhaltige Policen erhalten, ist zweifelhaft. Ein Marktbericht über grüne Altersvorsorgeprodukte.

Nachhaltigkeit liegt seit Jahren im Trend, nicht nur beim Essen, Kleiden und Wohnen. Immer mehr Menschen interessieren sich auch dafür, was mit ihrem Geld passiert, das sie Banken und Versicherungen anvertrauen. Einer Studie der Zurich zufolge, bemühen sich 67 Prozent der Deutschen um nachhaltige Lebensweise. Bei der Geldanlage sind die jüngeren Anleger bis 35 Jahre beispielgebend: 16 Prozent von ihnen besitzen gegenwärtig Geldanlagen, die neben wirtschaftlichen auch ökologische, soziale und ethische Faktoren berücksichtigen. Im Bevölkerungsdurchschnitt waren es nur elf Prozent. Im Vergleich zur Nachhaltigkeitsstudie im Jahr 2019 zeigt sich, dass nachhaltige Geldanlagen auf dem Vormarsch sind.

So besaßen 2019 erst acht Prozent der Deutschen insgesamt und elf Prozent der Jüngeren eine nachhaltige Geldanlage. Auch das Altersvorsorge-Startup Vantik stellte in einer repräsentativen Umfrage fest, dass 48 Prozent der deutschen Bevölkerung Nachhaltigkeit bei der Altersvorsorge für wichtig oder sehr wichtig halten. Dass Länder oder Unternehmen die Menschenrechte wahren, gilt mit Abstand als wichtigster Aspekt bei der Beurteilung (60 Prozent). Dahinter folgen Umweltschutz (48 Prozent) und der Ausschluss von Kinderarbeit (47 Prozent). Allerdings sagen 44 Prozent, dass es ihnen schwerfällt zu überprüfen, ob die Anlage tatsächlich nachhaltig ist, und 41 Prozent reicht die Transparenz solcher Produkte noch nicht aus. Vielen Befragten (41 Prozent) fehlt es schlicht an geeigneten Produkten, während nur 27 Prozent eine schlechtere Rendite befürchten.

Institutionelle Investoren haben den Trend längst erkannt. Laut einer Studie von Union Investment nutzen 80 Prozent von ihnen nachhaltige Strategien für ihre Kapitalanlage. Noch nie war die Nutzerquote so hoch. Im vergangenen Jahr lag sie bei 72 Prozent, noch vor fünf Jahren waren lediglich 60 Prozent nachhaltig investiert. Versicherungen brauchen sich hier nicht zu verstecken: Laut Studie sind 66 Prozent ihrer Assets nach ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance) angelegt.

Höher ist der Anteil mit 75 Prozent erwartungsgemäß bei Kirchen und Stiftungen. Bei den Verfahren zur Auswahl nachhaltiger Anlagen dominieren Ausschlusskriterien (92 Prozent). Aus Sicht der Investoren sprechen vor allem zwei Tatsachen für nachhaltige Investments: Zum einen schneiden sie mehrheitlich in der Performance entweder genauso gut ab wie klassische (59 Prozent) oder sogar besser (zwölf). Zum anderen kommen nachhaltig investierte Unternehmen offenbar besser durch die Coronakrise als andere, wie die Fondsgesellschaft Fidelity International ermittelt hat.

Einheitliche Regeln, was unter ESG bzw. Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge zu verstehen ist, gibt es derzeit nicht. Sandra Kluge von der Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert: „Nicht alle Anbieter setzen die gleichen Kriterien an, sodass die Verbraucher für sich eine Entscheidung treffen müssen, welche Kriterien für sie wichtig sind und erfüllt sein sollen.“ Nach ihrer Erfahrung spielen nachhaltige Produkte in der Altersvorsorge keine große Rolle.

Zum einen, weil nach Auffassung des Verbraucherschutzes Altersvorsorge nicht unbedingt etwas mit Altersvorsorgeprodukten zu tun habe, sondern die Summe der Vermögenswerte sei, die zum Rentenbeginn zur Verfügung stehen, also auch Immobilien, Aktienfonds und Sparanlagen. Andererseits würden Verbraucher häufig zu der Einsicht gelangen, dass ihre Wünsche nicht durch die gängigen Altersvorsorgeprodukte erfüllt werden.

Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten fällt ein noch vernichtenderes Urteil, wenn er sagt: „Lebensversicherer bieten derzeit keine Produkte an, die man als nachhaltig bezeichnen könnte. Das Problem: Es gibt nur eine gemeinsame Kapitalanlage über alle Tarife hinweg, sodass die gesamte Kapitalanlage zu hundert Prozent nachhaltig sein müsste, damit das Angebot als nachhaltig bezeichnet werden kann.“

Autorin: Elke Pohl

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der neuen Januar-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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