Politikwissenschaftler fordert Krankenversicherung für Hausschweine

Quelle: Didgemann/Pixabay

„Tiere sind keine Produktionsmaschinen für Fleisch. Das menschliche Interesse an ihrer rentablen Nutzung begrenzt von vornherein die Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Es ist an der Zeit, Tiere als Individuen eigenen Rechts anzusehen“, schreibt Bernd Ladwig, Professor für Politische Theorie und Philosophie am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, in der Wirtschaftswoche.

Schwerpunkte der Arbeit von Ladwig sind Fragen der Menschenwürde und Menschenrechte. Seine letzten Buch hieß „Politische Philosophie der Tierrechte“. In seinem Essay in der Wirtschaftswoche geht er auf die allbekannten Missstände in Schlachtbetrieben ein.

Was passiert, wenn jedoch die Menschen mehr für Fleisch zahlen? Verschwinden die Missstände dann? Nicht für Ladwig. „Ungleich wirksamer als individuelle Kaufentscheidungen wären bessere rechtliche Rahmenbedingungen, für die wir politisch streiten müssten.“ Ferner wurde das Tier auch beim „teuren“ Fleisch gefangen und getötet. Somit bleibt das Tier nur eine Ressource für unsere Zwecke. Ladwig ist aber der Meinung: „Sie sind zuallererst individuelle Lebewesen eigenen Rechts. Es macht ihnen etwas aus, wie wir sie behandeln und welchen Verhältnissen wir sie unterwerfen.“

Nutzung und Tötung von Tieren wären seiner Meinung nach gerechtfertigt, wenn wir anders nicht überleben oder menschenwürdig leben könnten. „Doch Fleisch, Kuhmilch und Eier gehören nicht zu den Dingen, die Menschen jedenfalls in unseren Breiten unbedingt brauchen.“ Zumindest in den westlichen Ländern der Welt.

„Domestizierte Tiere wie Hunde und Hausschweine könnten mit und unter Menschen gut leben. Wer die Lebensbedingungen von Tieren tief greifend und umfassend kontrolliert, schuldet diesen allerdings, über Nichtschädigung hinaus, auch regelmäßige Hilfe und Fürsorge.“ Ladwig fordert, dass Abgeordnete auf allen Ebenen des politischen Prozesses für Tiere streiten. Der Staat müsste ein Wächteramt wahrnehmen und gewährleisten.

„Man mag die Vorstellung einer obligatorischen Krankenversicherung für Hausschweine oder einer staatlich garantierten Rentenversicherung für Blindenhunde spontan lachhaft finden. Aber die normativ einzig akzeptable Alternative wäre, solche Tiere gar nicht erst als Gefährten oder Kooperationspartner heranzuziehen und zu halten. Sind solche Tiere aber einmal da, können wir uns nicht darauf herausreden, sie sollten eben selbst sehen, wie sie im Krankheitsfall oder im Alter zurechtkommen. Schließlich haben wir sie in Verhältnisse hineingezwungen, in denen sie kaum für sich selbst sorgen könnten“, sagt Ladwig.

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Dr. Langner Rainer

    Wir unterscheiden bewusst zwischen Haus- und Nutztieren. Millionen von Nutztieren hätten nie das Licht der Welt erblickt, wenn wir keine Nutztierhaltung hätten. Fleisch, Eier und Milch sind seit tausenden von Jahren auf der Speisekarte der Menschheit. Ich mag mir gar nicht vorstellen mit Hausschweinen in Hausgemeinschaft zu wohnen. Sollte Herr Ladwig mal probieren.
    Dies finden wir aktuell in vielen asiatischen Ländern, wo Kleinstbauern Tiere zur Selbstversorgung halten. Die Krankheitsübertragung (Vogelgrippe, Covid-19 etc. sind damit eng verbunden)
    Tierwohl ja, aber die Überlegungen von Herrn Ladwig entbehren jeglicher praktischer Realität.

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