„Jede Aktie ist besser als eine Unternehmensanleihe“

Quelle: dg
Getrieben von der lockeren Geldpolitik der Notenbanken wird die Hausse an den Aktienmärkten kein Ende nehmen. Das ist das Fazit der vier großen Portfoliomanager Ariel Bezalel (Jupiter), Bruno Crastes (H2O), Klaus Kaldemorgen (DWS) und Olgerd Eichler (Mainfirst) auf dem Fonds Professionell Kongress in Mannheim. Von Tesla-Aktien raten die Manager jedoch ab. Da sei bereits die Zukunft schon eingepreist.
Im Congress Center Rosengarten in Mannheim tummeln sich tausende Besucher zwischen den 220 namhafte Ausstellern aus dem In- und Ausland – Fondsgesellschaften, Fondsplattformen, Versicherungen, Banken und Maklerpools. Jeder Stand ist genau abgemessen und kostet für jeden Aussteller etwa 20.000 bis 30.000 Euro, wie einige Marketingschefs verraten. Viel um Kunden musste man nicht werben. Denn die Branche boomt.
In der EU sind laut EZB-Angaben insgesamt 12,1 Billionen Euro privater und institutioneller Anleger in Investmentfonds angelegt. Deutschland ist mit einem Vermögen von 2,7 Billionen Euro der größte Markt. Beim Wachstum der fünf größten Fondsmärkte der EU liegt Deutschland mit einem jährlichen Plus von 9,2 Prozent auf dem zweiten Platz hinter Italien mit 10,3 Prozent.
Es folgen die Niederlande, England und Frankreich. In Deutschland investieren 50 Millionen Privatanleger in 21 Millionen Haushalten ihr Geld in Fonds; entweder, indem sie direkt Anteile von Publikumsfonds für ihr Depot erwerben oder indirekt, indem sie Beiträge in Lebensversicherungen oder die betriebliche Altersvorsorge einzahlen.
Keine Überbewertung, eher den günstigen Einstieg bei manchen Papieren nutzen
Die Allianz präsentierte auf dem Fondskongress nach eigenen Angaben etwas Einmaliges: Die Private Finance Police. Erstmals erhalten Privatanleger über eine Rentenversicherung gezielten Zugang zu den Renditechancen alternativer Anlagen – also nicht an der Börse gehandelten Papiere. Dazu zählen Infrastruktur (z. B. Stromnetz in Finnland), Immobilien (das Bürogebäud ein Schanghai: Sky Soho), erneuerbare Energien (Windparks in Österreich). Die Zielgruppe sind vermögende Privatkunden (ab 25.000 Einmalbetrag). Eine Rendite von fünf bis 7 Prozent wird versprochen.

Jedoch ist das nur als Beimischung im Portfolio gedacht. Denn angesichts der Börsenrally muss man eigentlich nur auf Aktien setzen. „Die Bewertungen bei Aktien machen mir keine Angst“, sagte DWS-Manager Klaus Kaldemorgen. „Was mich nervös macht, ist die Diskrepanz zwischen den hoch und den moderat bewerteten Titeln.“ Diejenigen werde, die unten stehen, wurden seiner Meinung nach völlig zurecht abgestraft.
„Manche Valuetitel sind aus gutem Grund billig, weil ihnen der Wind ins Gesicht bläst, etwa den Autoherstellern“, betonte der DWS-Manager. Grundsätzlich hält Kaldemorgen aber Dividendentitel für die bessere Wahl. „Jede Aktie ist besser als eine Unternehmensanleihe.“
Den günstig bewertenden Automobilsektor kann man ja auch als Einstieg nutzen, glaubt Bruno Crastes von H20. Sein Kollege Olgerd Eichler von Mainfirst ergänzt: Auch wenn bei den Unternehmen nicht mit Gewinnsteigerungen zu rechnen ist, sorgt die EZB-Geldschwemme dafür, dass die Kurse steigen werden.
Autor: David Gorr