VVB: „Digital Health“ vorausschauend mitgestalten

Andreas Kolb. Quelle: Marc Sommer

Der Fachkreis Krankenversicherung in der „Vereinigung der Versicherungs-Betriebswirte“ (VVB) tagte am Freitag in München. In Vertretung des erkrankten Spartenleiters Christian Frenzel übernahm Torsten Brinkmann die Begrüßung – und verdeutlichte im Verlauf wiederholt den Gesprächsbedarf, welcher von Innovationen auf dem Gesundheitsdienstleistungsmarkt ausgeht. Schließlich müsse man Trends, die auf den gesamten Sektor ausstrahlen, rechtzeitig antizipieren und engagiert mitgestalten. Insofern man von der Entwicklung nicht überrollt werden wolle.

Für Pionieriges sind sie im Gründer-Bienenkorb WERK1, mit straffer Infrastruktur plus chilliger Incubator-Atmo, eh zu haben. Eigentliches Anliegen von Manuel Holzhauer bei der Präsentation der Tagungs-Location war aber der eingebettete InsurTech Hub Munich e.V., ein Element der „Digital Hub Initiative“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Besonders launig und kundig widmete sich diesem und der Geschichte seiner Entstehung auch Robert Heene, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern.

Als Lieblingsthema der Hub-Akteure erwies sich die Verknüpfbarkeit von manchmal theorielastigenInsurTech-Projekten mit oft sehr konkreten Anwendungen aus dem „Digital Health“-Kosmos. Etwa in Kooperation mit der Cluster-Organisation Medical Valley EMN e.V. Wie geschmeidig-revolutionär die Kluft zwischen den jeweils vorherrschenden Perspektiven und Mentalitäten zu überbrücken ist legten Ben Shaw, Hub-Verantwortlicher für Programme und Strategie, sowie ITHM-Partner-Manager Christian Gnam dar.

Wird die Begrifflichkeit „Künstliche Intelligenz“ überstrapaziert? Eine Einordnung versuchte Andreas Kolb, Vorstandsvorsitzender der öffentlichen KV-Beteiligungsgesellschaft Consal AG. Und berichtete von Erfahrungen mit der KI-Software StARS, die eine flinkere Prüfung von Krankenhausrechnungen erlauben soll. Dynamisch bis aggressiv zeigt sich kurz nach dem Launch der Ansatz der heal.capital GmbH, einem an den PKV e.V. angegliederten Venture-Capital-Geber. Verbandsdirektor Florian Reuther erläuterte, warum bei der Auswahl und Förderung von „Digital Health“-Startups steile Initiativgeist-Beschwörungen nachvollziehbare Rentabilitätsaussichten nicht ersetzen können.

Marktstratege Rafael Vartian warb für die Diagnostik-Plattform der erfolgreichen Medicus AI GmbH aus Wien. Sie dolmetscht beispielsweise zwischen Laboren und Patienten, verwandelt Medizinisch-Kryptisches in personalisierte, laientaugliche Lebensstil-Empfehlungen. Jochen Hurlebaus bahnt Disruptivem bei Roche Diagnostics die Wege. Mit dem „Startup Creasphere“-Accelerator, getragen unter anderem vom „Plug and Play Health“-Investment-Ökosystem, durfte er ein in München basiertes Healthcare-Gründer-Programm globalen Rangs anpreisen.

Heikel erschien zunächst, was Bernadette Frech als CEO der Grazer Insta Communications GmbH ausmalte. Allerdings läuft die psychologische Online-Beratung Instahelp bestens, bespielt alle relevanten Kanäle, wurde von Bundeskanzler Kurz ausgezeichnet, findet international und fand im Publikum große Aufmerksamkeit. Michael Theodossiou, Mitgründer der Münchner Wellabe GmbH, lockte zum Abschluss mit deren Methode, Mitarbeiter für betriebliche Gesundheitsförderung intrisischer zu motivieren. Etwa durch die direkte Verfügbarmachung erhobener Vitaldaten und ihrer Interpretation.

Sämtliche Vortragenden streiften pflichtbewusst die über allen Vorhaben und Realisierungen schwebenden Datensicherheits-Problematiken. Doch keiner wagt es, ohne zwingende äußere Anlässe über unerfreuliche Szenarien zu spekulieren.

Autor: Marc Sommer