Wie Mitarbeitende den Übergang in eine neue agile Arbeitswelt mitgestalten

Mitarbeiter im Austausch (Symbolbild). Bei der Allianz-Rückversicherungstochter Allianz Re ist die Kommunikation zwischen Betriebsrat und Management nachhaltig gestört. Bildquelle: Cozendo/Pixabay

Die digitale Transformation ist in vollem Gange, nicht zuletzt auch in der Versicherungsbranche. Dienstleistungen und Produkte werden über digitale Kanäle angeboten, zu großen Teilen wird virtuell kommuniziert, standortunabhängig, schnell und in Echtzeit. Data Analytics und KI eröffnen neue Möglichkeiten im Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Bei aller Modernisierung von Technik und Prozessen sind es jedoch die Mitarbeitenden, die entscheidend sind, schreibt Isabella Martorell Naßl, Vorstandsvorsitzende der Kranken- und Reiseversicherer im Konzern Versicherungskammer.

Data Analytics und Künstliche Intelligenz – allen voran ChatGPT – eröffnen neue Möglichkeiten im Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Das alles verändert nicht nur die Technik und IT, sondern auch die Wertschöpfungsketten ganzer Branchen. Und schließlich auch die Art und Weise, wie innerhalb eines Unternehmens in Strukturen und Prozessen gearbeitet wird. Um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, müssen Transformationsprozesse aktiv gestaltet werden. Was für uns als Konzern zunächst immense Aufbau- und Umstrukturierungsprozesse bedeutet, zahlt sich langfristig aus. Denn die Möglichkeiten für agiles, crossfunktionales und effizientes Arbeiten sind vielfältig und lohnend.

Gleichzeitig offenbart sich jedoch auch eine gewisse Skepsis gegenüber der digitalen Transformation: Nach allgemeiner Annahme soll die Digitalisierung in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze kosten. Demgegenüber stehen jedoch die demografische Entwicklung und der daraus resultierende Fachkräftemangel. Der „War for Talents“ setzt die Unternehmen weiter unter Druck. Sicher ist: Auch dafür ist der digitale Wandel notwendig – unabhängig von der Größe eines Unternehmens.

Innovation für alle mittels Think Tank

Sich an innovativen Fragestellungen auszuprobieren, setzt entsprechende Rahmenbedingungen voraus. Hier dienen Innovationseinheiten als Beschleuniger und Katalysatoren. Diese können auf verschiedenste Herausforderungen eingehen und Lösungen miteinander verknüpfen. Im Konzern Versicherungskammer übernimmt diese Aufgabe beispielsweise der Think Tank „go. Innovation für alle“, der aus Experten für Innovation, Softwareentwicklung und Trendmanagement besteht. Hier werden neue Trends und Technologien identifiziert und bewertet sowie im letzten Schritt fertige Prototypen umgesetzt. Dieses Vorgehen stärkt die konzernweite Innovationskultur als Grundlage für Veränderungen.

Wie innovative Ideen entstehen: Das New-Work-Format IntraSprint der Versicherungskammer fördert Unternehmertum und neue Arbeitsweisen. Der IntraSprint durchläuft mehrere Phasen. Zunächst wird eine Fragestellung in einem bestimmten Bereich eruiert. Dann werden Aufgabe und Briefing formuliert und mit den Mitarbeitenden über das Intranet geteilt: Alle sind aufgerufen, Ideen zur Lösung einzureichen und darüber abzustimmen. Eine Fachjury wählt drei Lösungsansätze ins Finale. Zu diesen Ideen werden Teams gebildet, welche umsetzungsreife Lösungen ausarbeiten. Dabei werden sie von Innovationsmanagern und Design-Agenturen unterstützt. Schließlich treten die Teams in einem konzernweiten Live-Stream vor der Fachjury in einem Pitch gegeneinander an. Im Idealfall wird die Siegeridee mit einem Budget ausgestattet und es entsteht am Ende aus den Prototypen eine konkrete Lösung oder ein reales Produkt.

Mitarbeitende bei Innovationen begleiten

Bei aller Modernisierung von Technik und Prozessen sind es jedoch die Mitarbeitenden, die entscheidend sind: Sie müssen begeistert und mobilisiert werden, damit sie Veränderungen eigenverantwortlich mittragen. Der Konzern Versicherungskammer hat dafür verschiedene Initiativen und Projekte entwickelt, die die Mitarbeitenden auf ihre neuen Rollen und Arbeitsweisen vorbereiten. Wichtig dabei ist ein offenes und vertrauensvolles Miteinander, denn: Fehler sind erlaubt, erwünscht und notwendig für den Lernprozess.

Unternehmerisches Denken fördern

Ein Beispielprojekt, bei dem Ideen niedrigschwellig umgesetzt werden, ist der von uns 2021 ins Leben gerufene Ideenwettbewerb IntraSprint: Eine Wortschöpfung aus „Intrapreneur“, also ein Unternehmer innerhalb eines Unternehmens, und „Design Sprint“, eine Technik, die das fokussierte, schnelle Lösen einer komplexen Aufgabe bezeichnet. Dieses New-Work-Format bearbeitet zukunftsweisende Themen, die innerhalb einzelner Teams weiterentwickelt werden. Das Besondere am IntraSprint ist die Zielsetzung:
Aus „Mit-Arbeitenden“ sollen „Mit-Unternehmende“ werden, um so die größtmögliche Akzeptanz für den Wandel zu erreichen.

Der IntraSprint zeigt, wie New-Work-Formate, moderne Führung und die Entwicklung neuer digitaler Services miteinander verknüpft werden können. Sich auf ein neues Konzept einzulassen oder sich auch mal für ausgefallenere Ideen zu entscheiden, erfordert Mut und Handlungsbereitschaft auf allen Ebenen, ebenso der Ansatz, Entscheidungskompetenz an die Mitarbeitenden abzugeben. Doch der Erfolg gibt uns recht: Im Dezember 2022 gewannen wir mit dem IntraSprint beim Wettbewerb „Digitaler Leuchtturm“ in der Kategorie „Das Unternehmen der Zukunft“ – mit viel Zuspruch aus der Belegschaft.

Autorin: Isabella Martorell Naßl, Vorstandsvorsitzende der Kranken- und Reiseversicherer im Konzern Versicherungskammer sowie Chief Operating Officer

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