Milliardenmarkt Data Analytics: Versicherer suchen Vorsprung und finden Probleme

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Daten sind das vermeintliche Gold der Zukunft. Analysen zufolge wächst die Menge der weltweit generierten Daten jährlich um etwa 30 Prozent. Grund dafür ist die immer größere Anzahl an datenerfassenden Geräten, zum Beispiel in den Bereichen Smart Home, Telematik oder E-Health, aber auch zahlreiche Smartphone-Apps. Doch welchen Vorteil können die Versicherer daraus ziehen?

Stellen Sie sich vor ein Unternehmen erkennt auf Basis umfassender Fakten, was Kunden und Geschäftspartner in Zukunft wünschen, welche Qualität sie bevorzugen und welche Mengen benötigt werden. Auch die konkreten Preisvorstellungen sind vorab bekannt, sogar das geplante Kaufdatum. Ändert sich später ein Parameter, spiegeln die ermittelten Daten dies in Echtzeit wider.

Versicherungsgeschäft würde präzise kalkulierbar

Für Versicherer würde das bedeuten, dass sich alle relevanten unternehmerischen Entscheidungen auf einer Grundlage treffen ließen, die so belastbar wäre wie niemals zuvor. Das Versicherungsgeschäft würde mit Hilfe von Data Analytics präzise kalkulierbar werden. Analytics-Methoden und -Instrumente können Kundenverhalten, Marktsegmente und Wachstumspotenziale umfassend betrachten, Fehlentscheidungen vermeiden und neue Modelle entwickeln.

Die Analysefunktionen reichen von den Grundlagen wie Datenmanagement und Business Intelligence bis zu komplexeren Funktionen wie Performance Management, Predictive Modeling, Asset Intelligence oder Automatisierung. Zur Einordnung: Die Menge digital verfügbarer Daten verdoppelt sich alle zwölf Monate, schon bis zum Jahr 2025 könnte das jährlich generierte Datenvolumen auf 163 Zettabyte anwachsen, prognostiziert Deloitte.

Wäre diese Datenflut auf 128-GB-iPads gespeichert, würde die Kette der dafür notwendigen Geräte rund 25-mal von der Erde bis zum Mond reichen. Für Wirtschaft und Forschung ist die Bedeutung von Data Analytics mittlerweile so groß, dass die International Data Corporation bis 2020 eine Steigerung des weltweiten Umsatzes für Big Data und Business Analytics von 130,1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2016 auf mehr als 203 Mrd. US-Dollar im Jahr 2020 erwartet. Untersuchungen von Deloitte belegen, dass auch in Deutschland fast die Hälfte der Unternehmen strategische Entscheidungen bereits heute unter Zuhilfenahme von Data Analytics treffen.

Akzeptanz in der Branche ist noch verhalten

Die Akzeptanz in der Versicherungswirtschaft ist aber noch verhalten, behaupten Softwareanbieter. Vielmehr sind derzeit nur die wenigsten Versicherer in der Lage mit eigenen Daten beispielsweise KI Systeme zu trainieren, glauben die Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Ein Grund dafür liegt nach deren Ansicht darin, dass die Verbände derzeit den Trend zur Digitalisierung verschlafen.

Ein weiteres Manko: Die strengen Datenschutzregeln in Deutschland sind ein Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich. Datensicherheit ist eine zentrale Aufgabe der Versicherungsindustrie, da bereits geringfügige Vorfälle zu einem überproportionalen Vertrauensverlust des Kunden führen können, betonen die KPMG-Experten weiter.

Immerhin: Auch die Rückversicherer haben das Thema Data Analytics für sich entdeckt. Für das Geschäftsmodell heißt das: „Es hat dahingehend geöffnet, noch stärker über die klassischen Rückversicherungsthemen hinaus Partner der Kunden sein. Man entwickelt zusammen Produkte, technische Lösungen und analysiert Daten, um strategische Optionen zu bewerten. Früher ist man zum Kunden gefahren und hat Statistiken verglichen, stundenlang. Heute ist der Teil klassische Rückversicherung eher ein Small Talk zu Beginn – ohne es abwerten zu wollen. Die Interessenlage mit dem Kunden ist eine andere. Es ist ein enger Markt mit relativ viel Transparenz, wer was wo macht“, so Frank Reichelt, Market Executive Northern, Central, Eastern Europe bei der Swiss Re im Interview mit der Versicherungswirtschaft.

Fazit: Data Analytics bieten Lösungen für fast alle Unternehmensbereiche an, für Versicherer scheinen sie besonders wertvoll. Allein im Bereich Finanz- und Rechnungswesen helfen sie dabei Risiken rechtzeitig zu erkennen, Performance-Abweichungen zu deuten, neue Potenziale zu erschließen, Prozesse zu gestalten oder Steuerrisiken zu identifizieren. Ein Megamarkt.

Autor: VW-Redaktion

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