Grund: „Angesichts der hohen Inflation sollten Versicherer bei der Prämienqualität keine Abstriche machen“

Bafin-Versicherungschef Frank Grund, Bilduelle: ARTIS-ULI DECK, BGV

Höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung sind für Frank Grund unvermeidlich. „Und zwar sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand“, sagt der Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bafin. Anders sieht die Lage bei den Krankenversicherern aus. Man sehe keine besondere medizinische Inflation. Aber das könne sich laut Grund schnell ändern.

Der Krieg und die pandemiegestörten Lieferketten treiben die Inflation. Welche Schlüsse zieht daraus die Aufsicht? Frank Grund schreibt im Bafin-Journal: „In der Schaden- und Unfallversicherung werden wir bereits in den Jahresabschlüssen der Versicherer für 2022 deutliche Auswirkungen der gestiegenen Teuerungsrate sehen. Durch die höhere Inflation steigen die Schadenaufwendungen signifikant, insbesondere dort, wo Reparaturleistungen anfallen oder Neuwertersatz vereinbart ist. Das führt zu höheren versicherungstechnischen Rückstellungen in den betroffenen Zweigen.“

Unternehmen müssten bestehende Rückstellungen bereits in diesem Jahr erhöhen. Aus Sicht der Aufsicht wäre es nicht akzeptabel, darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren, „und in der Zwischenzeit bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen.“ Auch die Schadenrückstellungen nach Solvency II müssen Versicherer laut Grund anpassen, wenn sie die Inflationserwartungen zu niedrig geschätzt haben. „In der Regel wird das der Fall sein.“ Die Perspektive der Aufsicht ist klar: „Angesichts der hohen Inflation sollten Versicherer bei der Prämienqualität keine Abstriche machen.“

Bei den Krankenversicherern sieht die Lage etwas anders aus. Grund: „Hier sehen wir zurzeit noch keine besondere medizinische Inflation. Das kann sich aber schnell ändern, nämlich dann, wenn die steigenden Kosten der Leistungserbringer und die höheren Produktionskosten für Sachmittel, Medikamente etc. zu höheren Aufwendungen führen. Die Branche wird dies sicherlich durch Beitragsanpassungen an ihre Kunden weitergeben können beziehungsweise müssen, aber erst mit der üblichen Zeitverzögerung.“

Autor: VW-Redaktion

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