Schadenexpertin Bohne: „Unser Kumul-Konzept hat sich in den letzten 20 Jahren bereits vielfach bewährt“

Janette Bohne. Quelle: Sprint

Schnelle Hilfe nach Brand-, Wasser- und Unwetterschäden bildet den Kern des Geschäfts der Sprint Sanierung GmbH. Janette Bohne, Vorsitzende der Geschäftsführung, spricht über die besonderen Herausforderungen der Sanierung nach der verheerenden Sommerflut.

VWheute: Frau Bohne, wie viele Schadenmeldungen sind bei Sprint eingegangen?

Janette Bohne: Allein zwischen Anfang Juni und Ende Juli haben wir mehr als 9.000 Meldungen zu Elementarschäden erhalten. Das spiegelt schon die Dimension der Katastrophe wider. Als Sanierungsunternehmen mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Beseitigung von Kumulschäden hat Sprint diese Herausforderung sehr schnell angenommen und mit Notdiensten, Entkernungen und Trocknungen längst die Arbeit begonnen. Schon nach dem Elbehochwasser 2002 hatte Sprint ein Konzept aufgesetzt, das die Schlagkraft des Unternehmens bei Kumulfällen nachhaltig gesteigert hat. Das Konzept setzt zunächst schlicht auf die Größe und die technische Ausstattung des Unternehmens. Mit seinen rund 1.400 eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählt Sprint zu den größten Unternehmen seiner Branche.

VWheute: Können Sie die vielen gleichzeitig gemeldeten Schäden alle vor Ort mit entsprechenden Geräten bearbeiten oder müssen sich die Kunden auf Wartezeiten einstellen?

Janette Bohne: Wir tun alles, um möglichst vielen Betroffenen in möglichst kurzer Zeit optimale Unterstützung zu leisten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden sich im Dauereinsatz. Unser Krisenstab tritt täglich zusammen. Und unsere hochgradig standardisierten Abläufe sowie die digitale Unterstützung unserer Handwerker und Bauleiter ermöglichen uns, erfahrenes und für solche Ausnahmesituationen geschultes Personal schnell in die betroffenen Gebiete zu entsenden. Darüber hinaus können wir auf zigtausende von Trocknern aus unserem Zentrallager zugreifen, falls die am Unglücksort vorhandenen Geräte nicht ausreichen.

Wie gut das funktioniert, zeigt sich am Beispiel Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier war frühzeitig klar: Wenn man in der Katastrophenregion schnell und effektiv anpacken will, erfordert es neben einem hohen Maß an Organisation und Know-how vor allem Übersicht, Personal, Material und kurze Versorgungswege. Das schaffen Sie nur mit einer Präsenz vor Ort. Deshalb haben wir dort Anfang August eine mobile Niederlassung in Betrieb genommen. Sie erlaubt dem Team, die täglichen Einsätze noch besser zu koordinieren und sich effizient und schnell um die Schadenabwicklung zu kümmern.

Für diese mobile Niederlassung haben wir alle verfügbaren Projektleiter der Sprint-Experts, einer speziell ausgebildeten Gruppe von Projektleitern für die Sanierung von Großschäden und Sprint-Mitarbeiter sowie Schutzausrüstung, Maschinen und Trocknungsgeräte zusammengezogen. Übrigens hätten wir sie lieber noch früher eröffnet – aber alles war voller Schutt und Schlamm, es war schlicht nicht möglich, geeignete Freiflächen zu schaffen. Natürlich waren unsere Teams aber auch vorher schon in Bad Neuenahr-Ahrweiler im Einsatz und haben angepackt.

VWheute: Können Privatkunden sich direkt an Sprint wenden, wenn ein Schaden vorliegt? Oder geht es nur, wenn die Versicherung mit Sprint eine „Kooperation“ hat?

Janette Bohne: Natürlich ist es grundsätzlich möglich, sich direkt an Sprint zu wenden, auch wenn man keine Kooperation eingegangen ist. So können Versicherungsnehmer zum Beispiel direkt Kontakt mit uns aufnehmen und einen Schaden melden. Handelt es sich um einen Versicherungsfall, nehmen wir Kontakt zur Versicherung auf, klären die Details und die offenen Fragen. Im aktuellen Kumulfall gibt es aber eine Besonderheit: Aufgrund der außergewöhnlich hohen Anzahl von Schäden können wir zum jetzigen Zeitpunkt nur Rahmenvertragspartner bedienen. Natürlich informieren wir alle Versicherungen, mit denen wir zusammenarbeiten, proaktiv über diese Vorgehensweise. Und jeder Privatkunde oder Versicherungsnehmer, der uns online einen Schaden meldet, erhält auf unserer Webseite ebenfalls eine entsprechende Information.

VWheute: Das Gebäude zu trocknen reicht allein nicht aus. Was gehört noch dazu, damit ein überflutetes Haus wieder bewohnbar ist? Und wie lange dauert im Durchschnitt so ein Projekt für Sprint?

Janette Bohne: In der Tat handelt es sich hier um einen mehrstufigen Prozess, in dem Fachkenntnis gefragt ist. Zunächst stehen häufig Entkernung und Demontage an, bei Bedarf auch die Desinfektion betroffener Flächen. Sobald diese Phase abgeschlossen ist, beginnt man mit der Trocknung, deren Dauer wiederum von der Wohnfläche bzw. der Art des Objekts und natürlich vom Ausmaß des Schadens abhängt. Die Sanierung eines Wohnhauses nimmt da natürlich weniger Zeit in Anspruch als die eines Krankenhauses oder großer Gewerbeflächen.

Bei Unternehmen kommt dazu, dass durch die Betriebsunterbrechung ihr Fortbestand gefährdet ist. Erst wenn die Trocknung wirklich abgeschlossen ist, dürfen die Wiederherstellungsarbeiten aufgenommen werden – vom Estrich über den Putz bis zum Anstrich. Einen „alltäglichen“ Wasserschaden in einem Wohnhaus zu sanieren, nimmt rund drei bis vier Wochen in Anspruch. In schweren Fällen wie jenen, mit denen uns die aktuelle Überflutung konfrontiert, muss man mit mehreren Monaten rechnen, bevor alles wieder schlüsselfertig instandgesetzt ist.

VWheute: Waren Sie als Unternehmen oder Ihre Mitarbeiter, die in der Umgebung von Köln leben, selbst von der Flut betroffen?

Janette Bohne: Die Infrastruktur unseres Unternehmens war nicht betroffen – aber einige unserer Mitarbeiter schon, teilweise sogar schwer. Wir unterstützen sie umfassend und freuen uns über den unglaublichen Zusammenhalt und das Engagement unseres Teams, das füreinander ebenso unermüdlich einsteht wie für seine Kunden.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur David Gorr.

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