„Der Stoff Versicherungsbetrug taugt gerade noch für einen drittklassigen Tatort“

Volker Bitzer ist Buchautor und war u.a. bei Aon als PR-Manager tätig.

Volker Bitzer liegt das Schreiben im Blut. Dieses Können nutzt er als PR-Manager, darunter auch jahrelang für den Versicherungsmakler Aon. Nebenbei verfasst er in seiner Freizeit Kriminal-Romane und hält es für den perfekten Ausgleich zum Beruf. Ein Gespräch über Verlagssuche, treue Fans und die Langweile im Versicherungsunternehmen.

VWheute: Was hat Ihre Leidenschaft zum Schreiben geweckt?

Volker Bitzer: Ich hatte schon immer großen Spaß an guten Geschichten. Und mit Anfang 20 habe ich begonnen, selbst welche zu schreiben. Nach meinem Studium habe ich dann ein Zeitungsvolontariat gemacht. So wurde meine Leidenschaft zum Beruf. Die ersten Sachen, die ich weiterhin nebenbei als Schriftsteller verfasst habe, waren Kurzgeschichten. Die habe ich immer ein paar ausgewählten Freunden gezeigt. Bei einer dieser Kurzgeschichten, „Sind Sie ein Freund von Dick Tossek?“, sind plötzlich alle ausgeflippt: „Da musst Du mehr draus machen. Das muss weitergehen.“ Aber ich wusste nicht, wie. Und ich wollte keinen Roman schreiben. Doch die Geschichte ging mir nicht aus dem Kopf.

VWheute: Und wie landeten Sie schließlich bei einem Verlag?

Volker Bitzer: Schließlich hatte ich doch eine Idee, wie sie weitergehen könnte. Und nach einigen Jahren (ja, es hat wirklich so lange gedauert), hatte ich dann eine fertige Krimi-Novelle. Damit bin ich bei den Verlagen hausieren gegangen. Ich weiß noch, wie glücklich ich war, als das Buch veröffentlicht wurde. Es ist bis heute für neue Schriftsteller sehr schwierig, einen Verlag zu finden. Viele veröffentlichen ihre Bücher daher selbst. Nach „Sind Sie ein Freund von Dick Tossek?“ begann das Daraus-musst-Du-mehr machen-Gerede wieder von vorne. Es war ja auch „nur“ eine Novelle. 90 Seiten sind schnell gelesen. Schließlich hatte ich einen zweiten Teil, „Dick Tosseks Rache“. Aber plötzlich hatte ich keinen Verlag mehr. Mein alter Verlag hatte den Betrieb runtergefahren. So stand ich da mit einem zweiten Teil und war sicher: Das war’s jetzt. Wie viele Verlage gibt es wohl, die Interesse daran haben, nur den zweiten Teil einer Geschichte zu veröffentlichen? Antwort: sechs. Es war unglaublich, aber durch den Erfolg von Teil eins konnte ich es mir aussuchen, wo ich meine Geschichten weiter veröffentlichen wollte.

Ich entschied mich für den mainbook Verlag. Dort wurde dann sogar der erste Teil neu verlegt und auch der dritte Teil veröffentlicht: „Auge um Auge mit Dick Tossek“. Schließlich wurden alle drei Novellen zusammengefasst und als „Die Dick-Tossek-Verschwörung“ herausgebracht. Und so hatte ich im Laufe der Jahre doch ein Werk in Romanlänge geschrieben. Die ganze Reise dauerte vom Beginn des Schreibens an Teil eins bis zur Veröffentlichung von Teil drei fast zehn Jahre.

VWheute: Sie waren lange PR-Manager bei der Aon Holding Deutschland. Passt das zu einem Krimi-Autor? Sind Versicherungsunternehmen nicht zu langweilig?

Volker Bitzer: Ja, Versicherungsunternehmen sind stinklangweilig. Aber ich muss die Leute, die dort arbeiten, ausdrücklich in Schutz nehmen. Denn die sind oft wahnsinnig nett und spannend. Für mich aber galt, dass ich neben dem beruflichen Schreiben für Aon auch die Schriftstellerei weiter vorantreiben wollte. Das ist der perfekte Ausgleich. Außerdem profitiert der Arbeitgeber enorm davon. Denn als Krimi-Autor ist man stets bestrebt, verstanden zu werden. Wenn man das auf das Schreiben im Beruf überträgt, verkneift man sich den einen oder anderen Fachausdruck und schreibt lieber gutes Deutsch. Das Ergebnis ist deutlich besser.

VWheute: Da Sie ja Einblick in die Versicherungsbranche haben: Ein Krimi mit Akteuren aus der Assekuranz und Versicherungsbetrug ist doch ein gutes Material für ein Buch. Oder wollen Sie bewusst Abstand von der Branche halten?

Volker Bitzer: In „Dick Tosseks Rache“ gibt es eine kurze Passage, in der ich das Thema Versicherungsbetrug eingebaut habe. Aber insgesamt ist das Thema für mich als Krimi-Schriftsteller auserzählt. Davon gibt es schon zu viele Geschichten. Der Stoff taugt gerade noch für einen drittklassigen „Tatort“.

VWheute: Wie hat Ihr Arbeitgeber Aon auf Ihr schriftstellerisches Hobby reagiert? Hatten Sie überhaupt die Zeit, neben dem Job an einem Buch zu arbeiten?

Volker Bitzer: Aon hat mich sehr unterstützt. Der damalige CEO, Onno Janssen, ist ein Fan meiner Bücher. Und wenn wir ehrlich sind, ist der Beruf selten die Ursache dafür, dass wir andere große Projekte in unserem Leben nicht umsetzen. Es ist die Art, wie wir unser restliches Leben und unsere Freizeit gestalten. Meine Lebenspartnerin arbeitet hauptberuflich im Krankenhaus. Sie hat oft Spätdienst, kommt erst um 22 Uhr nach Hause. Sie arbeitet auch manchmal an den Wochenenden. Das sind die Zeiten, die ich nutze, um in Ruhe zu schreiben.

VWheute: Und das Feedback aus dem Büro? Konnten sich einige für Ihr Buch begeistern?

Volker Bitzer: Viele meiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen sind große Fans meiner Geschichten geworden und haben sich signierte Exemplare meiner Bücher gesichert. Ich freue mich schon darauf, wenn es mit meinen Lesungen wieder losgeht und wir uns alle wieder treffen können. Dann lese ich zum ersten Mal aus meinem neuen Buch „Sex und Tod in New York City“.

Interview: David Gorr

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