Zurich-Pressechef Engelien: „Was ich in Bad Neuenahr vorfand, hat mir den Atem geraubt“

Bernd Engelien, Zurich
Die Flutkatastrophe traf Teile Deutschlands mit voller Wucht. Zurich-Pressechef Bernd Engelien hatte bereits 2013 gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen mehrere Tage beim Aufräumen nach der Jahrhundertflut in Passau geholfen. „Das unfassbare Leid der Menschen, aber auch die Sinnhaftigkeit des pragmatischen Anpackens sind mir bis heute in Erinnerung geblieben“, sagt er. Auch in Bad Neuenahr war Engelien vor Ort, um zu helfen. Was er dort erlebte und wie es nun weitergeht.
„Was ich in Bad Neuenahr am frühen Freitagmorgen gegen sechs Uhr vorfand, hat mir den Atem geraubt und war mit nichts zu vergleichen. Ich fuhr in eine beinahe ausgestorben wirkende Stadt. Völlige Stille. Kein Licht. Kein Fahrzeug. Nur zwei Feuerwehrmänner hielten noch Nachtwache vor Plünderern. Dort wo in der Innenstadt einst definierte Straßenzüge waren, fand ich nun Berge von Holz, Treibgut, persönliches Hab und Gut. Autos waren wie Spielzeug übereinander gestapelt. Gehwegplatten und Fundamente waren weggespült. Über der Stadt lag eine schwere schlammige Sedimentschicht und der Geruch von Heizöl und Benzin.“

„Die vollständige Zerstörung der Brücken trennte die Stadt in ihrem Herzen so schmerzlich wie die Sturzflut das Jetzt vom Gestern.“
Bernd Engelien

„All die Zerstörung, die in der surrealen Stille an diesem Freitagmorgen sichtbar ist, vermag nur einen Hauch von dem Leid vermitteln, das die betroffenen Bürger hier und in anderen Städten und Dörfern in diesen Tagen, Wochen und Monaten in sich tragen und zu verarbeiten haben. Vor allem dann, wenn die Sturzflut auch einen geliebten Menschen aus ihrer Mitte gerissen hat. Da ist es zu tröstlich zu sehen, wie viele Menschen an den verschiedensten Stellen anpacken. Sie signalisieren vor allem eines: Es lohnt sich immer wieder zu hoffen und gemeinsam das Morgen zu schaffen. Es ist mehr als nur eine Geste sondern gelebte Mitmenschlichkeit. Jede Minute, jede Hand und jeder Cent zählt.“
Autor: Bernd Engelien, Kommunikationschef Zurich