Warum es ein Fehler wäre, am dualen Krankenversicherungsmarkt zu rütteln

Ralf Kantak. Quelle: SDK

Das Coronavirus ist in Deutschland auf ein hervorragendes Gesundheitssystem getroffen. Die im internationalen Vergleich sehr starken medizinischen Ressourcen verdanken wir unserem dualen Versicherungssystem, in dem sich private und öffentlich-rechtliche Strukturen gegenseitig ergänzen. Sie bringen im Wettbewerb die Versorgungsqualität voran. Von Ralf Kantak.

Im anstehenden Bundestags-Wahlkampf sind die Parteien gut beraten, dieses bewährte System nicht anzutasten. Dass einige Parteien trotzdem pünktlich zum Wahlkampf wieder den alten Hut der sogenannten Bürgerversicherung aufsetzen, soll wohl vor allem dazu dienen, die eigenen Funktionäre zu mobilisieren und sich einen gewissen Neid zunutze zu machen. Doch die Menschen schätzen das deutsche Gesundheitssystem mehr als je zuvor: Nach einer Allensbach-Umfrage genießt es aktuell mit 90 Prozent Zufriedenheit die höchste Zustimmung seit 20 Jahren. Natürlich müssen wir manches weiter verbessern, aber Radikaloperationen am gesunden Herzen wären nun wirklich absurd. Vorrang sollte vielmehr die Digitalisierung des Gesundheitswesens haben.

Ähnliches gilt für die Reform der Pflegefinanzierung: Pläne für eine mit Steuern finanzierte Deckelung der Eigenanteile brächten zusätzliche Finanzierungslasten in Milliardenhöhe. Bei einem Einsatz von Steuermitteln für gesamtgesellschaftliche Aufgaben in der Pflege muss der Gesetzgeber zudem darauf achten, dass dies allen Versicherten zugutekommt. Um die Pflege in unserer alternden Gesellschaft finanziell dauerhaft zu sichern, schlägt der PKV-Verband einen „neuen Generationenvertrag“ vor: Er soll die Belastung der Älteren gezielt abfedern und parallel die Jüngeren beim Aufbau einer privaten Eigenvorsorge unterstützen. So ließe sich der Beitragssatz zur Pflegeversicherung langfristig stabilisieren. Zudem setzt sich die PKV weiter dafür ein, die Beitragsentwicklung zu verstetigen. Denn während die Einnahmen der GKV jedes Jahr automatisch steigen, kann es in der PKV zu einem Wechsel von Jahren ohne Beitragsanstieg und dann umso größeren Sprüngen kommen. Unser Reformvorschlag wird auch von Verbraucherschützern unterstützt.

Eines der wichtigsten Zukunftsthemen ist für die PKV täglich gelebte Praxis: Nachhaltigkeit. 36 Prozent der Beitragseinnahmen, pro Jahr rund 14 Mrd. Euro, fließen in die Vorsorge für das Alter und stabilisieren das deutsche Gesundheitssystem im bevorstehenden Kostenschub durch die demografische Alterung. Zudem stärken die PKV-typischen Mehrleistungen die medizinische Versorgung für alle jedes Jahr mit fast 13 Mrd. Euro zusätzlich. Kurz und gut: Wir leisten einen besonders nachhaltigen Beitrag zu einem der besten, leistungsfähigsten und gerechtesten Gesundheitssysteme der Welt. Das galt vor Corona – das gilt während der Pandemie – und das wird auch nach Corona weiter gelten.

Autor: Ralf Kantak, Vorsitzender des PKV-Verbandes

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