Investment-Experte Gregor von Deuten im Gespräch: „Als langfristige Investoren haben die Versicherer ihre Einstellung zu Private-Equity-Investitionen nicht geändert“

Gregor von Deuten, Investmentexperte bei Coller Capital in London. Quelle: Coller Capital

Die ESG-Themen – Klima, Nachhaltigkeit und Gesundheit – stehen derzeit bei den Private-Equity-Investoren ganz oben auf der Agenda. VWheute sprach mit Gregor von Deuten, Investmentexperte bei Coller Capital in London, über die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Anlageverhalten sowie die Corona-Auswirkungen für die Anleger.

VWheute: Corona hat in den vergangenen Monaten auch bei den Anlegern Spuren hinterlassen. Welche konkreten Folgen hat dies für die LP-Mitarbeiter?

Gregor von Deuten: Zwei Drittel der Anleger geben im Barometer an, dass sie mit ihrer Work-Life-Balance jetzt zufriedener sind als vor Beginn der Pandemie. Aus Sicht der Investoren wurden die Herausforderungen, die die Arbeit im Home-Office mit sich bringt, mehr als ausgeglichen durch die Tatsache, dass sie nicht mehr so viel international reisen müssen, um ihre Fondsmanager zu treffen. Die Hälfte der Investoren gab außerdem an, dass sich ihre persönliche Produktivität seit dem Ausbruch von Covid-19 verbessert hat.

VWheute: Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie fallen in den einzelnen Ländern unterschiedlich aus: Welche konkreten Auswirkungen sehen Sie auf die Investitionen in großen Industrienationen und Schwellenländern?

Gregor von Deuten: Fast zwei Drittel der Anleger in Nordamerika und Europa glauben, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, um in Private Equity zu investieren, verglichen mit zwei Fünfteln der Anleger in Asien. Insgesamt hat sich die Stimmung der Anleger aber gegenüber Lateinamerika und dem Nahen Osten als Zielländer für Private-Equity-Investitionen eher negativ entwickelt.

Investoren: Klimawandel und Biotech werden die Welt nach Corona verändern

Laut dem aktuellen Global Private Equity-Barometer von Coller Capital werden in den nächsten Jahren zwei wichtige Themen die Private-Equity-Portfolios der Limited Partners (LPs) verändern. Drei Viertel aller LPs werden im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Klimawandel anders investieren und ein ähnlicher Anteil wird sich auf neue Chancen im Gesundheitswesen und in der Biotechnologie konzentrieren.

Die Risiken für Private-Equity-Renditen sind nach Ansicht der LPs in den letzten 18 Monaten deutlich gestiegen. Ganze drei Viertel der Investoren befürchten eine Verschärfung der geopolitischen Auseinandersetzungen und Handelskriege, und über zwei Drittel sind besorgt über Veränderungen im regulatorischen und steuerlichen Umfeld. Interessanterweise glaubt zwar ein Drittel der nordamerikanischen LPs, dass sich die neue US-Administration negativ auf ihre Renditen auswirken wird, aber weitere 14 Prozent der Investoren sind der Meinung, dass die neue Administration einen positiven Einfluss haben wird.

„Die Tatsache, dass die wichtigsten ESG-Themen – Klima, Nachhaltigkeit und Gesundheit – ganz oben auf der Agenda der Investoren stehen, sollte niemanden überraschen. Die Tatsache jedoch, dass die Hälfte aller Private-Equity-Investoren glaubt, dass ESG-Investitionen an sich ihre Portfoliorenditen steigern werden, sollte ein Weckruf für alle sein, die ESG immer noch für ein ’nice to have‘ oder ein PR-Tool halten“, kommentiert Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital.

VWheute: Ein wichtiger Trend sind laut aktuellem Barometer die ESG-Kriterien: Wie reagieren die Anleger darauf und welche Rolle wird Nachhaltigkeit künftig spielen?

Gregor von Deuten: Die Investoren betrachten ESG auf vielfältige Weise. Fast die Hälfte der Investoren gibt an, dass die Einführung einer robusten ESG-Politik die Renditen von Private Equity verbessern wird. Drei Viertel der Investoren berichten, dass ihre Anlageentscheidungen von Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit beeinflusst werden.

VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick auf die Versicherungsbranche: Wie agieren die Versicherer vor dem aktuellen Umfeld als Investoren und hat sich deren Anlageverhalten durch Corona verändert?

Gregor von Deuten: Als langfristige Investoren haben die Versicherer ihre Einstellung zu Private-Equity-Investitionen nicht geändert und finden die Renditen, die diese Strategie liefert, weiterhin attraktiv. Sie sind sich jedoch, wie die übrigen Befragten des Barometers, einiger Risiken für künftige Renditen bewusst. Dazu gehören Handelskriege, geopolitische Entwicklungen, regulatorische Veränderungen und mögliche Änderungen der Besteuerung.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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