Arnd Briese: „D&O ist genauso wichtig wie eine funktionierende Feuer- oder Betriebshaftpflichtversicherung“

Der D&O-Markt ist derzeit in Bewegung – was nicht allen Versicherern und Maklern entgegenkommt. Doch was sind die Gründe für die teils massiven Preissprünge? „Es hängt viel mit den USA zusammen, wo Klagen grundsätzlich viel teurer sind als hier. Die Risiken steigen einerseits durch direkt versicherte US-Firmen, aber auch durch Nicht-US-Firmen, die ihre Aktien dort zunehmend als American Depositary Receipt anbieten“, konstatiert Arnd Briese, Head of Financial Lines beim Spezialversicherer Markel.

„Diese Hinterlegungsscheine ermöglichen es aber jedem US-Aktionär, direkt gegen das Unternehmen zu klagen, verbunden mit den dort unglaublich hohen Anwaltskosten. Das hat das D&O-Geschäft auch bei den deutschen Versicherern in den letzten Jahren immer unprofitabler gemacht und jetzt müssen einfach die Prämien angezogen werden“, betont der Experte im Interview mit der Online-Ausgabe des Finanzmagazins Procontra.

Zudem müsse man als Versicherer die „Risiken natürlich dauerhaft spiegeln und antizipieren. Früher war die D&O bei Insolvenzen kein Thema, aber mittlerweile planen alle Insolvenzverwalter Leistungen aus diesen Policen mit ein. Soll heißen, das frühere Management wird dann wegen Pflichtverletzungen in Anspruch genommen und die D&O soll leisten. Selbst wenn nur der Vorwurf im Raum steht, müssen wir als Versicherer ihn aufgrund der gesetzlichen Beweislastumkehr prüfen und gegebenenfalls vor Gericht ziehen. Das alles kostet Geld und vor diesem Hintergrund ist die Corona-bedingte Insolvenzwelle eine Riesenbedrohung für die D&O-Versicherer.“

Und die Makler? Die müssten laut Briese „wahrscheinlich internationaler werden, um noch genügend Deckung für ihre Kunden zusammenzukaufen. Das heißt, nicht mehr nur bei deutschen Versicherern Deckung suchen, sondern vor allem auch auf dem Londoner Markt. Diese Deckung muss dann aber wiederum von Versicherern kommen, die im Zuge des Brexits auch auf dem deutschen Markt zeichnen dürfen. Deshalb ist mittlerweile in der D&O eine deutlich größere Kreativität seitens des Maklers gefordert.“

Autor: VW-Redaktion

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