Wie Nect die Online-Identifizierung zur „Grenzkontrolle in übermenschlicher Geschwindigkeit und Genauigkeit“ macht

Pioniere mit Gespür für Trends und Details: Benny Bennet Jürgens (l.) und Carlo Ulbrich (r.) gründeten 2017 die Nect GmbH und erhielten zahlreiche Start-up-Auszeichnungen. Der Markteintritt erfolgte am 1. Juli 2018.

Sichere Identitätsüberprüfung erspart den Versicherern finanzielle und personelle Ressourcen. Die Nect GmbH hatte mithilfe Künstlicher Intelligenz mehrere Produkte dazu entwickelt. Das 2017 gegründete Start-up hat zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Gründer und CEO Benny Bennet Jürgens spricht im Interview über den Durchbruch einer sicheren und kundenfreundlichen Online-Identifizierung.

VWheute: Wofür steht Nect und wie können Versicherer von Ihren Lösungen profitieren?

Benny Bennet Jürgens: Wir stehen für Vertrauensdienste auf dem Stand der Wissenschaft, die Versicherern und anderen regulierten Unternehmen ermöglichen, ihre Kunden autark und rechtskräftig zu bedienen. Unser Kernprodukt ist das Nect Selfie-Ident, eine Online-Identifizierung mittels Ausweisdokument und Selfie-Video. Die hierzu von uns entwickelte Robo-Ident-Technologie hat das Video-Ident-Verfahren dank Künstlicher Intelligenz (KI) vollständig unabhängig von der manuellen Kontrolle gemacht. Hierbei finden unter anderem eine Überprüfung der Hologramme und ein Gesichtsabgleich statt, ohne dass ein Service Agent involviert werden muss.

So werden Betrugsversuche verhindert und Versicherer sparen finanzielle und personelle Ressourcen in ihrer Prozessabwicklung. Kunden bekommen zudem ein nutzerfreundliches Tool an die Hand, das ohne Wartezeiten und zu jeder Uhrzeit eingesetzt werden kann. Darüber hinaus bieten wir mit der Nect eSignatur und der Nect Multi-Faktor-Authentifizierung weitere innovative Verfahren an, um die Assekuranz in Online-Services zu unterstützen.

VWheute: Gibt es weitere Anbieter in Ihrem Bereich und wie unterscheiden Sie sich von diesen?

Benny Bennet Jürgens: Es gibt an die 100 weitere Anbieter für Online-Identifizierungen in Europa – wir stehen mit aller Energie dahinter der Beste zu sein. Die Nutzer- und Kundenzufriedenheit ist für uns die maßgebliche Messung, nach der wir unsere Entscheidungen aufbauen. Die meisten Identifizierungsanbieter setzen auf das sogenannte Video-Ident, bei dem ein persönlicher Video-Call mit einem Servicemitarbeiter notwendig ist. Diese Art der Identifizierung ist sehr unflexibel in der Skalierung, da sie abhängig von vielen menschlichen Service Agents ist, die einen sehr eintönigen Job erledigen müssen. Seit zehn Jahren gibt es zudem die eID-Lösung mit dem neuen Personalausweis, welche laut der neuesten D21-Studie immer noch von nur sechs Prozent der Bundesbürger genutzt wurde. Trotz Smartphone als Kartenleser bleibt die Hürde, dass viele Nutzer ihren PIN nicht kennen oder vergessen haben.

Unsere Lösung bietet das Beste aus beiden Welten: Durch die optische Kontrolle muss der Nutzer sich keinen PIN merken. Unsere Robo-Ident-Technologie arbeitet 24 Stunden am Tag und das immer ohne Wartezeiten auf einen freien Agenten. Da unsere zum Patent angemeldete Technologie komplett inhouse entwickelt wird, ist eine stetige Verbesserung gesichert und bietet unseren Kunden immer die aktuell beste Lösung zum Onboardig von Bestands- und Neukunden in digitale Angebote

VWheute: Wie viele Menschen nutzen die Robo-Ident-Technologie mittlerweile?

Benny Bennet Jürgens: Unsere App ist mittlerweile für rund 60 Millionen Menschen zugänglich und mit 4,9 von 5 Sternen die am besten bewertete App zur Identitätsprüfung. In den letzten 12 Monaten konnten wir monatlich etwa 220.000 neue Nutzer legitimieren und rund zwei Millionen App-Downloads verzeichnen. Damit haben wir im Vergleich der Top-5-Anbieter in Deutschland die höchste Anzahl an App-Downloads.

VWheute: Warum war es bislang so schwierig, Identitätsfeststellung sicher und nutzerfreundlich zu gestalten? Wie löst Ihre Technologie diese Probleme?

Benny Bennet Jürgens: Die bisherigen Lösungen galten gemeinhin als ausreichend sicher, konnten aber keine deutliche Verbesserung in der Nutzerfreundlichkeit mehr versprechen. Ein Ausweisdokument, einmal ausgegeben, ist nun einmal zehn Jahre gültig. Man ist darauf angewiesen auf dieser Basis zu arbeiten. Wir haben also identifiziert, was der größte Pain-Point in den aktuellen Verfahren ist und wie wir dies technologisch umgehen können. Hier haben wir die hohe Wartezeit beim Video-Ident als meistgenannten Punkt zur Unzufriedenheit identifiziert. Das Problem der Wartezeit konnte aber nicht durch reine Automatisierung der Vorgänge behoben werden. Dies wurde bereits durch Anbieter versucht. Die menschliche Kontrolle musste durch eine intelligente Kontrolle ersetzt werden, weshalb unsere Technologie auch Robo-Ident heißt. Wir möchten das Bild eines Software-Roboters vermitteln, der in übermenschlicher Geschwindigkeit und Genauigkeit die Identitätsfeststellung durchführt – wie man es von der Grenzkontrolle gewöhnt ist.

VWheute: Lässt sich die digitale Identitätsfeststellung in Zukunft noch einfacher gestalten? Wo sehen Sie Optimierungsbedarf?

Benny Bennet Jürgens: Eine der wenigen Optionen, unser Verfahren noch weiter zu optimieren, ist es, die in der Nect App festgestellte Identität in eine sichere digitale Identität zu überführen und mit dem Smartphone benutzbar zu machen. So kann der Nutzer mit der Nect App seine Identität nachweisen und benötigt kein physisches Ausweisdokument mehr. Dieses Verfahren steht unseren Nutzern und Kunden zum Jahresbeginn 2021 zur Verfügung.

VWheute: In den letzten Jahren konnten Sie bereits einige Versicherer für sich gewinnen. Hat die Versicherungsbranche in Ihren Augen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung?

Benny Bennet Jürgens: Ich komme selbst aus der Versicherungsbranche und war vor der Gründung von Nect für die App-Entwicklung eines deutschen Versicherungskonzerns zuständig. Damals hat die Branche gerade damit begonnen, ihre Services immer mehr zu digitalisieren. Mittlerweile arbeiten viele Versicherer mit eigenen Apps oder zumindest einem Online-Kundenportal. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Digitalisierungswelle natürlich noch einmal beschleunigt. Auch die Versicherungsbranche ist nun gezwungen, Kunden eine digitale Alternative zu herkömmlichen Prozessen und dem Vor-Ort-Besuch zu bieten. Diese Entwicklung merken wir bei Nect natürlich ganz besonders und finden, dass dies als ein positiver Faktor der Krise gewertet werden kann. Die Versicherungsbranche geht neue Wege und wir freuen uns, Seite an Seite die besten digitalen Angebote für die Kunden zu erstellen.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur David Gorr.

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