SV-CEO Jahn: „Eine Pandemie ist meines Erachtens rein privatwirtschaftlich nicht versicherbar“

Andreas Jahn. Quelle: SV Sparkassenversicherung

Die Corona-Krise hat sich in den letzten Wochen bei der Sparkassenversicherung vor allem auf das Neugeschäft ausgewirkt. „Was das Geschäftsjahr und auch die mittelfristige Zukunft angeht wird entscheidend sein, wie sich die Corona-Pandemie und die Wirtschaft entwickeln werden“, glaubt Vorstandschef Andreas Jahn im Exklusiv-Interview mit VWheute.

VWheute: Die vergangenen Monate wurden vor allem durch die Corona-Pandemie und deren Folgen für die Versicherungsbranche geprägt. Wie haben sich die Folgen bislang bei der Sparkassenversicherung bemerkbar gemacht?

Andreas Jahn: Das war schon eine besondere Herausforderung für die SV Sparkassenversicherung und auch für mich persönlich, denn es ging um den Schutz der Gesundheit unserer Mitarbeiter im Innen- und Außendienst einerseits und die Sicherstellung des operativen Betriebs andererseits. Und beides hat bisher sehr gut funktioniert.

VWheute: Marktbeobachter sprechen von einem neuen Digitalisierungsschub für den Versicherungsvertrieb: Wie sind Ihre Einschätzungen dazu?

Andreas Jahn: Vieles läuft jetzt digital, weil auch die Kunden gemerkt haben, dass es ja so ganz gut und komfortabel geht. Wir haben uns darauf eingestellt und für den Vertrieb erweiterte Möglichkeiten geschaffen, z.B. mit Videoberatung. Aber unsere Erfahrungen zeigen auch, dass die Basis der digitalen Kommunikation das Vertrauen zu unseren Vertriebspartnern und zu uns als SV ist. Wir glauben nicht, dass zukünftig alles online laufen wird, sondern eher – wie übrigens vor der Corona-Pandemie auch – an ein hybrides Kundenverhalten, allerdings mit einem Schub zu mehr digitalen Kontakten.

VWheute: Viele Versicherungsunternehmen haben ihren Geschäftsbetrieb kurzfristig ins Homeoffice verlegt: Welche mittel- und langfristigen Folgen sehen Sie für agile Arbeitsmodelle?

Andreas Jahn: Homeoffice und agiles Arbeiten sind meines Erachtens zwei unterschiedliche Themen. Zum Thema Homeoffice: Wir haben sehr schnell umsetzen können, dass 80 Prozent unserer Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Dabei hat uns geholfen, dass wir schon seit Jahren die Telearbeit fördern, weil wir überzeugt sind, dass dies auf unsere Attraktivität als Arbeitgeber einzahlt und wir zudem sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben. Und wir gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie einen weiteren Schub für’s Homeoffice geben wird.

Das agile Arbeiten wird ebenfalls weiter an Bedeutung gewinnen. Corona hat uns gefordert, von einem Moment auf den anderen unser bis dato normales Handeln auf den Prüfstand zu stellen, schnell zu reagieren und Lösungen zu finden für Probleme, die wir vorher gar nicht kannten. Diese Lösungen wurden im Verlauf der Zeit immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Klassisch VUCA, würde ich sagen und eine steile Lernkurve für uns alle.

VWheute: Die Debatte um die Betriebsschließungsversicherungen hat in den vergangenen Monaten ebenfalls die Schlagzeilen dominiert: Verschiedene Versicherer haben bereits eine staatlich-private Versicherungslösung vorgeschlagen. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Andreas Jahn: Eine Pandemie ist meines Erachtens rein privatwirtschaftlich nicht versicherbar. Die Versicherungswirtschaft unter Federführung des GDV macht sich aktuell Gedanken wie eine Lösung aussehen könnte.

VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick auf das zweite Halbjahr 2020: Wie sind Ihre Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr und wo liegen aktuell Ihre Unternehmens- und Vertriebsziele?

Andreas Jahn: Bisher ist unser Geschäftsverlauf vergleichsweise stabil. Am stärksten haben wir die Auswirkungen im Neugeschäft gespürt. Hier war unser Geschäft zeitweise deutlich rückläufig. Daher haben wir intensiv an Maßnahmen gearbeitet unsere Vertriebspartner zu unterstützen weiter die nach wie vor bestehenden Bedarfe unserer Kunden zu decken. Und die letzten Wochen zeigen eine deutliche Aufwärtsbewegung. Was das Geschäftsjahr und auch die mittelfristige Zukunft angeht wird entscheidend sein, wie sich die Corona-Pandemie und die Wirtschaft entwickeln werden.

Letztlich folgt die Versicherungswirtschaft der wirtschaftlichen Entwicklung. Ein weiterer Shutdown wäre beispielsweise für die Wirtschaft generell und damit auch für die Versicherungswirtschaft ein schwerer Schlag. Aber wir sind optimistisch und fühlen uns in der Krise gut aufgestellt. Wir sind für unsere Kunden da und wollen sie bestmöglich durch diese schwierige Situation begleiten. Das ist unsere primäre Aufgabe.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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