Allianz-Aufsichtsratschef Diekmann will mit 70 aufhören

Vorstandschef Oliver Bäte (links) und Aufsichtsratschef Michael Diekmann (rechts). Quelle: Allianz.

Michael Diekmann gehört zu den Granden der Versicherungsbranche. Zwölf Jahre lang prägte der heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Allianz als CEO die Geschicke des Münchener Versicherers. Nun kündigte er an: „Meine Laufbahn als Aufsichtsrat ist mit 70 zu Ende“. Eine Aufhebung der unternehmensinternen Altersgrenze für das Kontrollgremium von 70 Jahren strebe nicht an.

„Es gibt genug junge Leute. Ich baue mir lieber eine nächste Karriere auf. Ich habe Beratungsmandate bei Temasek, dem Staatsfonds aus Singapur, und der globalen Rechtsanwaltskanzlei Linklaters. Außerdem coache ich für Chairmann Mentoring International zukünftige CEOs und Aufsichtsratschefs großer europäischer Konzerne, die kurz vor der Übernahme neuer Aufgaben stehen“, skizziert der heute 65-Jährige im Interview mit dem Manager-Magazin seine weitere berufliche Zukunft.

Dabei habe Diekmann nach eigener Aussage bei der Bewerbung „nicht wirklich“ gewusst, „worauf ich mich einlasse. Eigentlich habe ich es meiner Frau zuliebe gemacht. Ich habe damals Kanureiseführer geschrieben. Vier bis fünf Monate im Jahr war ich unterwegs und habe recherchiert. Die restliche Zeit des Jahres habe ich geschrieben und mich um den Vertrieb gekümmert. Richtig viel raus kam dabei nicht“, gibt sich der Allianz-Manager selbstkritisch.

Mit seinem Engagement bei der Allianz im Jahre 1988 sei ihm bewusst geworden, dass es „keine Spielerei mehr wie Bücherschreiben“ gewesen sei. „Die Allianz ist ein Unternehmen, das verantwortungsvoll mit den Risiken und dem Geld anderer Leute umgehen muss. Das verändert einen schon“. Während seiner beruflichen Karriere hatte Diekmann verschiedene Führungspositionen inne. 2002 wurde er in den Vorstand der Allianz SE berufen. Ein Jahr später übernahm er (bis 2015) den Vorstandsvorsitz des deutschen Branchenprimus.

Zwischenzeitlich stieg der Westfale zu den mächtigsten Managern der Bundesrepublik auf. Am Ende hinterließ er nach vielen Stürmen ein gesundes und gewinnträchtiges Unternehmen. Besonders das Debakel um die frühere Tochter Dresdner Bank bereitete ihm in seiner Amtszeit viel Arbeit – bis das Kreditinstitut schließlich 2008 gerade noch rechtzeitig vor der Finanzkrise an die Commerzbank verkauft wurde. 2017 übernahm Diekmann schließlich nach rund zwei Jahren Abstinenz bei der Allianz den Posten als Chefaufseher an der Spitze des Aufsichtsrates.

Mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise sorgt sich Diekmann vor allem um die Kapitalanlagen der Allianz: „Mit einem Volumen von mehr als zwei Billionen Euro sind wir stark exponiert. Meine persönliche Einschätzung wäre, dass die Aktienmärkte noch nachgeben könnten. Auf den Anleihemärkten gehen die Bonitätswerte der Unternehmen zurück. Gleichzeitig dürften die Zinsen noch auf Jahre hinaus auf dem niedrigsten Niveau verharren. Das ist eine wirkliche Herausforderung“, so Diekmann.

Zudem rechnet er damit, dass die Krise auch „Auswirkungen auf die Prämieneinnahmen und Schadenzahlungen haben“ werde. Mit Blick auf die Betriebsschließungsversicherungen stellte der Allianz-Aufsichtsratschef klar: „Was versichert ist, wird auch bezahlt. Punkt. Noch einmal: Die Folgen einer lokal begrenzten Epidemie können wir jederzeit tragen. Aber ein weltweites Ereignis wie eine Pandemie, von der alle gleichermaßen betroffen sind und bei der die Schäden der Betroffenen nicht aus den überschüssigen Prämien der verschont Gebliebenen bezahlt werden können, ist schlicht nicht versicherbar.“

Autor: VW-Redaktion

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