Digitale Unternehmenssteuerung: Revolution oder Evolution?

Die Digitalisierung wird die Art und Weise der Unternehmenssteuerung nachhaltig verändern und einen konkreten Mehrwert durch höhere Effizienz und Effektivität schaffen. Das ist unumstritten und zeigt sich auch in empirischen Befragungen, wie der aktuellen CFO-Studie von Horváth & Partners (CFO-Panel 2019). Dies führt uns zu folgender Kernfrage: Bedeutet die Digitalisierung der Unternehmenssteuerung einen revolutionären oder evolutionären Schritt für die Versicherer? Ein Gasbtbeitrag.

Die Digitalisierung wird die Art und Weise der Unternehmenssteuerung nachhaltig verändern und einen konkreten Mehrwert durch höhere Effizienz und Effektivität schaffen. Das ist unumstritten und zeigt sich auch in empirischen Befragungen, wie der aktuellen CFO-Studie von Horváth & Partners (CFO-Panel 2019). Dies führt uns zu folgender Kernfrage: Bedeutet die Digitalisierung der Unternehmenssteuerung einen revolutionären oder evolutionären Schritt für die Versicherer?

Der Beantwortung dieser Frage nähern wir uns über die Betrachtung von vier Aspekten:

  • Relevante Dimensionen der Veränderungen
  • Definition des Anspruchs an eine digitalisierte Unternehmenssteuerung
  • Bewertung des Status quo in der Unternehmenspraxis
  • Entwicklung von Transformationsstrategien

Die Dimensionen der Veränderung lassen sich daran festmachen, welche und wie viele Bereiche auf Dauer betroffen sind. Neue Technologien und die Verfügbarkeit von Echtzeit-Daten erweitern die „Werkzeugkiste“ des Finanzbereichs, verschieben den Aufgaben- und Rollenschwerpunkt und bieten Optimierungspotentiale. Dies geht einher mit notwendigen Anpassungen der Organisationstrukturen und sorgt für tiefgreifende Veränderungen, was einer Revolution gleichkommt.

Betrachten wir den Anspruch an die Unternehmenssteuerung der Zukunft, so treffen wir auf hohe Erwartungen. Die zukünftige Steuerung soll schnell, flexibel, autonom, integriert und maßgeschneidert sein. Die verbesserten Analysemöglichkeiten sollen viele heutige Schwachstellen in den Kernprozessen der Versicherer beheben helfen und die Entscheidungsbasis in Zeiten gestiegener Herausforderungen und erforderlicher Reaktionsgeschwindigkeit signifikant verbessern. Auch dies klingt nach Revolution.

In Summe sind also hohe Erwartungen und Ambitionen zu erfüllen. Aber wie sieht es in der aktuellen Praxis aus? Eine Bestandsaufnahme der bereits vollzogenen Änderungen in der Praxis zeigt, dass erste Schritte gegangen wurden. Die Etablierung von treiberbasierten, automatisierten Forecasts oder die Einführung einer grundlegenden Datenstandardisierung und -integration sind erste wichtige Beispiele dafür. Allerdings zeigt sich auch, dass häufig ein genaues Zielbild und eine klar ausgerichtete Strategie für die Transformation zur digitalen Unternehmenssteuerung fehlen. Auch sind noch zu geringe Investitionen in Datenqualität oder Kompetenzentwicklung festzustellen. Zudem ist oftmals noch das veraltete Denken und Handeln in Funktionssilos verbreitet und im Rahmen der Transformation aufzubrechen. Das erfordert ein aktives Changemanagement. In Summe zeigt sich eine noch zu geringe Investition sowie eine unvollständige Nutzung der Effizienzpotentiale verglichen mit den eigentlichen Erwartungen. Insofern zeigt die Unternehmenspraxis bisher meist eine evolutionäre Entwicklung.

Für die notwendige Transformation kristallisieren sich in der Praxis vier Strategien heraus. Individuelle Use Cases oder eine digitale Finanz-Strategie spiegeln einen revolutionären Ansatz wider. Die Weiterentwicklung der Daten- und Steuerungsplattform oder eine aus Assessment, Zielbild und Roadmap abgeleitete Umsetzungsstrategie zeigen eine evolutionäre Ausrichtung.Versicherer sollten bei der Strategieauswahl die folgenden grundlegenden Punkte berücksichtigen:

  • Ein konsistenter integrierter Datenhaushalt ist die Basis der digitalen Steuerung – Versicherer kämpfen hier mit gewachsenen Datenstrukturen und einer Vielzahl von Altsystemen
  • Die Verwendung von Algorithmen und Simulationen werden die Steuerung revolutionieren – insb. auch die Steuerung der Kernprozesse in Vertrieb, Betrieb und Schaden/Leistung
  • Integrierte Planungsplattformen und Automatisierung lindern den enormen Effizienzdruck – Versicherer sollten ihre oft zersplitterten manuellen Planungsprozesse auch technisch zusammenführen
  • Strukturen, Aufgaben, Rollen und Kompetenzen sind an die neuen Herausforderungen anzupassen – Versicherer müssen ihre Finanzfunktion systematisch umbauen, um Schritt zu halten

Die vorhergegangenen Ausführungen zeigen, dass die Digitalisierung der Unternehmenssteuerung einerseits disruptive Veränderungen verursacht und andererseits meist mit schrittweisen Entwicklungen erfolgen wird. Das verhindert eine kategorisch gültige Antwort auf die Frage ob Revolution oder Evolution. Festzuhalten ist, dass die Digitalisierung der Steuerung von Versicherern weiter voranzutreiben ist, um in Zeiten von ansteigenden Kundenanforderungen, sinkenden Margen, erhöhtem Wettbewerbsdruck und anhaltenden regulatorischen Anforderungen die Effektivität durch neue Steuerungsfähigkeiten und Entscheidungsgrundlagen zu verbessern und Spielräume für Effizienzsteigerungen zu schaffen.

Autoren: Mark René Hertting, Principal, Leiter Controlling & Finance Versicherungen, und Stefan Tobias, Partner, Controlling & Finance, bei Horváth & Partner GmbH.

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