Nach Pleite von Thomas Cook: „Branche sollte jetzt nicht überstürzt handeln“

Flugzeug von Thomas Cook. Quelle: Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Die Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook gilt bislang als größter Schadenfall in der Touristik in Europa. Andreas Renner, Produktmanager bei Swiss Re Corporate Solutions, verlangt einen besseren Schutz für Veranstalter-Pleiten. Auch die Airlines sieht er bei der Absicherung von Urlaubsreisen in der Haftung.

„Die Branche sollte jetzt nicht überstürzt handeln, sondern erst einmal die folgenden Wochen abwarten, um das gesamte Ausmaß des Schadens zu überblicken. Was wir aber heute schon erkennen: Viele Reisende haben sich mit der Thematik befasst und möchten sich informieren“, erläutert der Experte im Interview mit dem Fachmagazin fvw.

Allerdings lasse der Großschaden „aber auch einige Lücken und Unklarheiten im deutschen System erkennen.“ „Die Höchsthaftung in Höhe von 110 Mio. Euro ist sicherlich der am kritischsten diskutierte Aspekt. In diesem Punkt erwarten wir eine Anpassung. Diese könnte in einer Erhöhung der Haftsumme im Einklang mit dem durch das Wachstum der Veranstalter erfahrenen Umsätze erfolgen oder eine Kombination aus Haftungserhöhung und Begrenzung der Zahlungskonditionen. Diese sehen wir in einigen Nachbarländern wie Österreich und Polen, die die Haftsumme an die Zahlungsbedingungen knüpfen“, ergänzt Renner.

Problematisch sei zudem, „dass kleine und mittelständische Veranstalter die vollständige Absicherung leisten und auch bezahlen, die Großveranstalter jedoch nur die bisherige Höchsthaftung abzusichern haben und entsprechend vergüten. Hier sehe ich zum Teil eine große Lücke, welche den Wettbewerb verzerrt“. Diskussionsnotwendig sind nach Ansicht des ehemaligen Zurich-Mitarbeiters auch „die Zahlungsbedingungen der Airlines. Diese erhalten oftmals die volle Zahlung des Flugpreises bei Buchung, ohne dafür eine Absicherung für die Veranstalter zu geben. Dies gilt umso mehr für die Endkunden.“

Autor: VW-Redaktion