Kann Frau Geldanlage besser?

Geldanlage

Geldanlage, Quelle: Bild von Nattanan Kanchanaprat auf Pixabay

Unterschiedliches Verhalten von Mann und Frau bei Geldanlage und Altersvorsorge sind bei aller geforderten Geschlechtergleichheit in der Wissenschaft unumstritten. Was Finanzvermittler daraus lernen können, hat Alexandra Niessen-Ruenzi von der Universität Mannheim in einem Blog-Beitrag des Bundesverbandes deutscher Banken zusammengefasst.

Generell spielt die Frau bei der Geldanlage eine deutliche geringere Rolle als der Mann. Das belegen Zahlen eindeutig. So hat sich beispielsweise die Anzahl der Fonds in den USA von 1990 bis 2017 mehr als vervierfacht. Die Anzahl der weiblichen Fondsmanagerinnen dagegen beträgt unverändert zehn Prozent, erklärt Professor Niessen-Ruenzi unter Hinweis auf eine  in Management Science vom Juli 2019 veröffentlichte Studie (Sex Matters: Gender Bias in the Mutual Fund Industry).

Dabei haben die Frauen grundsätzlich bei der Geldanlage Vorteile im Vergleich zu Männern, nämlich weil sie weniger tun. Denn nach Ansicht der beiden Ökonomie-Nobelpreisträger Daniel Kahneman und Amos Tversky neigen Frauen im Vergleich zu Männern weniger zur Selbstüberschätzung. Männer handeln bei der Anlage, weil sie eine bestimmte Strategie verfolgen, Frauen warten eher ab, schichten die Fonds seltener um. Und das zahlt sich oft aus. Schon Andre Kostolany meinte, es sei zumeist keine gute Taktik, sich an der Börse zu hoher Aktivität verleiten zu lassen.

Aber kaum Spitzenergebnisse

Spitzenergebnisse werden beim weiblichen Zuwarten an der Börse allerdings seltener erzielt. Da haben die männlichen Anleger die Nase vorn. Sie kommen aber auch häufiger als weibliche Kollegen zu miserablen Ergebnissen. Insgesamt also tun sich die Geschlechter bei der Geldanlage im Durchschnitt nicht weh. Aber die Frauen zweifeln eher an ihrem Können und halten sich dementsprechend auch als Kleinanleger und bei der eigenen Altersvorsorge zurück.

Immerhin stimmten 51,4 Prozent der weiblichen Befragten in einer Umfrage des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Corporate Governance der Universität Mannheim, wo Professor Niessen-Ruenzi lehrt, im Jahr 2018 der Aussage zu, dass sie sich bei Geldanlagethemen unsicher fühlen. Männer tun das nur zu 36,6 Prozent. Die Folge dieser Unsicherheit zeigt sich an entsprechenden Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Demnach investieren nur rund zwölfProzent der Frauen am Aktienmarkt, dagegen 21 Prozent der Männer.

Mehr Rat und Erklärung

Verbesserungsmöglichkeiten sieht Professor Alexandra Niessen-Ruenzi bei den Angeboten und bei der Beratung. So würden männliche Kunden mehr als doppelt so oft von Finanzberatern kontaktiert wie weibliche Kunden. Zudem würden weiblichen Kunden häufiger teurere Produkte empfohlen. „Wir brauchen keine rosa Aktie“, so Niessen-Ruenzi, aber mehr Aufklärung und Vermittlung von Finanzmarktkenntnissen für Frauen. Damit spricht sie auch das Wissen und Können der Finanzdienstleister an, die damit reüssieren könnten, den Kundinnen einen kurzen Nachhilfeunterricht in Finanzfragen als Zusatznutzen anzubieten.

Frauen sind jedenfalls als Zielgruppe für Altersvorsorge aus Bedarfssicht wichtiger als Männer, wie ein Blick auf weitere Zahlen zeigt. So unterliegen Frauen über 65 Jahren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einem um 25 Prozent höheren Altersarmutsrisiko als Männer derselben Altersgruppe, betont Niessen-Ruenzi. Hinzu komme, dass Frauen rund ein Viertel weniger Rente erhalten als Männer. Der Studie „The Gender Pension Gap in Germany“ von Professor Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi und Professor Dr. Christoph Schneider zufolge ist „private Vorsorge für Frauen ab einem Alter von 35 Jahren ein absolutes Muss“,…“wenn es um die Absicherung im Alter geht“.

Autor :Michael Glück