Verkehrsklima 2020: Corona kann aggressive Autofahrer nicht besänftigen

S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Das geringere Verkehrsaufkommen in Zeiten des Corona-Lockdowns hat das Sicherheitsempfinden der Deutschen im Straßenverkehr geringfügig verbessert. Allerdings werden bei Aspekten wie Aggressivität auch Verschlechterungen genannt. Wie immer wichen Eigen- und Fremdwahrnehmung der Verkehrsteilnehmer weit voneinander ab.

In der Untersuchung gaben 58 Prozent der Befragten Mitte des Jahres an, sich sicher oder sehr sicher zu fühlen. Das war eine Steigerung um vier Prozentpunkte zu den Werten am Ende des Jahres 2019, erklärt der für die Studie „Verkehrsklima 2020“ der Unfallforschung der Versicherer (UDV) verantwortliche Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Zu den positiven Aspekten gehören auch leicht günstige Veränderungen bei Begriffen wie „stressig“ oder „erfordert Aufmerksamkeit“.

Auf der anderen Seite wird bei den Kategorien „zu schnelles Fahren“ und „Aggressivität“ bei der Wahrnehmung anderer Verkehrsteilnehmer eine Verschlechterung gesehen.  Bei der Beurteilung des eigenen Verhaltens gaben demgegenüber drei Viertel aller Befragten an, dass sich durch Corona „nichts verändert“ habe. Diese Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zieht sich auch durch die gemessenen Werte zu aggressiven Verhaltensweisen vor den Corona-Maßnahmen.

Wut bleibt hoch

Insgesamt haben sich die Werte zu aggressivem Verhalten gegenüber den Vorgängerstudien nicht gravierend verändert, sind aber „unverändert besorgniserregend“: Fast die Hälfte der Autofahrer gaben an, sich sofort abreagieren zu müssen, wenn sie sich ärgern. Das geschieht offenbar häufig über das Gas geben, da 47 Prozent der Befragten sagen, dass sie bei Ärger viel schneller fahren als erlaubt. Angesichts der Gefährlichkeit des Verhaltens ist es auch keine Beruhigung, wenn nur jeder Vierte „gelegentlich Gas“ gibt, wenn er überholt wird.

Auf den ersten Blick hat die öffentliche Debatte über das zu enge Überholen von Radfahrern gewirkt: 96 Prozent der Autofahrer sagt von sich selbst, dass sie besonders viel Rücksicht nehmen, wenn sie Radfahrer überholen. Allerdings scheint auch das eher eine sozial erwünschte Antwort zu sein. Gleichzeitig beobachten nämlich 93 Prozent bei anderen ein zu enges Überholen.

Was wollen die Deutschen?

Drei Viertel aller Befragten halten Alkohol am Steuer für sehr gefährlich und „wünschen sich eine Null-Promille-Regelung“. Mehr als zwei Drittel der wünschen sich einen verpflichtenden Sehtest alle 15 Jahre. Gut die Hälfte der Befragten hält ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen für richtig (53 Prozent), knapp die Hälfte auch ein Tempolimit von 80 km/h auf Landstraßen, Tempo 30 in Städten würde dagegen nur 39 Prozent unterstützen.

Inzwischen sagen 93 Prozent der Befragten, dass sie nicht unter Alkoholeinfluss fahren würden. Dies ist besonders bemerkenswert, als die „gefühlte Entdeckungswahrscheinlichkeit“ zurückgegangen ist. „Hier zeigt sich die große Wirkung einer sozialen Norm“, so UDV-Chef Siegfried Brockmann. Fahren unter Alkohol sei zunehmend von der Gesellschaft nicht mehr toleriert. Das müsse bei anderen Delikten, vor allem beim Thema Geschwindigkeit auch gelingen.

Autor: VW-Redaktion