Mazars bringt sich im Versicherungsgeschäft in Stellung

Bildquelle: Mazars
Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Mazars hat die Zahl seiner Versicherungspartner im Laufe eines Jahres verdoppelt. Mit mittlerweile 120 Spezialisten, 40 davon kommen von BDO, zielt das Unternehmen auf den Ausbau seiner Reichweite bei mittelgroßen und großen Versicherern. Sich selbst sieht Mazars als „vertrauensvolle Alternative“ zu den Big Four.
Durch den Einstieg der Partner Thomas Volkmer und Sascha Kaminski hat sich der Wechsel des etwa 40 Personen umfassenden Versicherungsteams von BDO zu Mazars endgültig vollzogen. Sven Capousek, Ole Keppeler und Michael Neurath sind seit Dezember 2022 als Partner an Bord.
Mit dem IT-Spezialisten André Prossner und seinem achtköpfigen Team hat Mazars im Oktober zudem das Beratungsportfolio in den Bereichen IT-Compliance und IT-Risikomanagement bei Versicherern erweitert.
„Durch die Neuzugänge erreicht Mazars ein neues Niveau – auch und gerade angesichts der immer komplexeren regulatorischen Anforderungen an Versicherer“, erklärt Marc Böhlhoff, der als Partner seinen Fokus auf das Beratungsgeschäft legt. Mit der bestehenden Mitarbeiterbasis gehöre man zu den Top vier der Prüfungs- und Beratungsgesellschaften im Versicherungssektor. Das personelle Wachstum sicherte sich das Unternehmen im vergangenen Jahr praktisch auf einen Schlag, als fünf Partner und 35 Mitarbeiter BDO den Rücken kehrten und zu Mazars übergingen.
Volkmer befasst sich seit über 20 Jahren mit der Prüfung und Beratung von Versicherungsunternehmen. Seine fachlichen Schwerpunkte sind Abschlussprüfung, interne Revision, IFRS Conversion und aufsichtsrechtliche Beratung. Kaminski blickt auf knapp 20 Jahre Prüfungs- und Beratungserfahrung zurück. Zu seinen Mandanten zählen Versicherungskonzerne, Holding- und Servicegesellschaften sowie Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Darüber hinaus ist er Dozent für Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen an der Hochschule RheinMain. Auch Capousek, Neurath und Keppeler gehören zu den erfahrenen Versicherungsberatern.
Mit seinen Prüfungsleistungen bedient Mazars vor allem internationale und mittelständische Versicherungsgruppen. Zu den in jüngerer Vergangenheit neu gewonnenen Mandaten zählen die Gen Re und die Gothaer-Gruppe sowie die WWK Versicherungen, VPV, Volkswohl Bund und Swiss Life.
Neben börsennotierten Unternehmen und Banken gehören Versicherer zu den sogenannten „Unternehmen von öffentlichem Interesse“, sogenannten Public Interest Entities. 2021 hatte Mazars in Deutschland 42 davon geprüft und 2022 nach eigenen Angaben an zahlreichen Ausschreibungen um Prüfungsmandate von S-DAX- und M-DAX-Unternehmen teilgenommen.
Gegenüber der VWheute-Redaktion erklärt der Wirtschaftsprüfer, dass die meisten bestehenden Mandanten dem wechselnden Team weiterhin ihr Vertrauen geschenkt hätten. Mazars habe sich in einem den Anforderungen entsprechenden Auswahlprozess durchgesetzt. Eine Absprache mit BDO existiere demnach nicht, Mandanten seien frei in ihrer Entscheidung. Zum Hintergrund: Ein „Mitnehmen“ von Mandaten ist in der Prüfung ohne neue (öffentliche) Ausschreibung nicht möglich.
Zum Umsatz im Versicherungsgeschäft macht das Unternehmen keine genauen Angaben, erklärt aber, dass vom Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2021/2022 in Höhe von 233 Millionen Euro rund 25 Prozent auf den Sektor „Financial Services“ entfallen. Dieser umfasst neben Banken und Real Estate auch Versicherungen.
Gegenüber VWheute betont Mazars angesichts komplexer regulatorischer Anforderungen wie dem Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz oder der Corporate Sustainability Reporting Directive die neuen Bedürfnisse der Mandanten. Mit dem Ausbau des Versicherungsgeschäfts trage man dem Rechnung.
„Der Markt sucht entsprechend nach Alternativen – aber er verlangt Qualität, Verlässlichkeit und eine Breite und Tiefe in den Teams sowie regionale Präsenz“, berichtet das Unternehmen. Durch den Ausbau des Teams sei man nun personell und fachlich in der Lage, Versicherungsgruppen aller Größenordnungen sowohl zu beraten als auch zu prüfen.
Mazars bringt sich offensiv als Alternative zu den sogenannten Big Four um KPMG, Deloitte, Ernst&Young sowie PricewaterhouseCoopers ins Spiel. Rein zahlenmäßig liegen zwischen dem Angreifer und den großen vier Welten. Mit einem Umsatz in Deutschland von rund 2,6 Milliarden Euro hält PwC die Spitze, gefolgt von EY mit 2,3 Milliarden, KPMG mit 2,2 Milliarden und Deloitte mit 1,9 Milliarden. Mit Blick auf das Umsatzwachstum kann Mazars dagegen mit den großen Namen mithalten. Mit 14 Prozent bewegte es sich in einem ähnlichen Bereich wie bei PwC. Die Managementberatung legte um 25 Prozent zu, der Prüfbereich um elf Prozent.
Insgesamt ist Mazars in Deutschland mit rund 150 Partnern und 2.000 Mitarbeitern an zwölf Standorten vertreten. Das Unternehmen wurde in Europa gegründet und ist heute in über 95 Ländern vertreten.
Autor: Michael Stanczyk