GGW forciert Privatkundengeschäft über mobilversichert
Die kürzlich von der Degussa-Bank verkaufte Maklerplattform mobilversichert hat ihren größten Deal abgeschlossen. Geschäftsführer David Scheuermann könnte damit in neue Umsatzdimensionen stoßen. Denn Maklerunternehmen der GGW Gruppe können zukünftig das Privatkundengeschäft über den Dienstleister managen. Warum verfolgt die von Tobias Warweg geführte Gruppe, die eigentlich auf Gewerbe- und Industriegeschäft spezialisiert ist, diesen Ansatz und wie viel Privatgeschäft weist GGW in ihren Büchern auf?
Mittelständische Makler aufkaufen und diese gleichzeitig weiterhin selbständig agieren zu lassen – diesen Ansatz verfolg Tobias Wargweg mit der GGW Gruppe. In der Tochtergesellschaft Wecoya sind alle Assekuradeure integriert, die im Übrigen alle eine einheitliche IT aufweisen. Die aufgekauften Makler befinden sich hingegen in der Gesellschaft Leading Brokers United GmbH und können aus mehreren mehreren Maklerverwaltungsprogrammen auswählen wie sie ihren Bestand verwalten. Jetzt wird bekannt, dass sie nun ein weiteren Tool an die Hand bekommen. Für das Privatgeschäft können Sie auf die Technologie von mobilversichert zurückgreifen. Konkret können sie neben dem Datenmanagement, das eine automatisierbare Datenabholung und -aufbereitung umfasst, „Bestandsanalysen zur Evaluierung von Up- und Cross-Selling-Potenzialen durchühren und aufgrund des risikobasierten Ansatzes der Plattform Versicherungslücken von Bestands- und Neukunden mittels Prozessautomatisierung und selbstlernenden Algorithmen identifizieren“, heißt es offiziell in einer Pressemitteilung. Eine Ausweitung auf Bestände kleiner und mittlerer Unternehmen sei ebenfalls möglich.
Viele Anfragen von kleinen Maklerhäusern
Zur GGW Holding stoßen in erster Linie inhabergeführte mittelständische Makler- und Assekuradeure, über 45 sind es inzwischen. Sie werden zusammen innerhalb der Gruppe etwa 400 Mio. Euro an Umsatz dieses Jahr generieren, der Anteil des Privatkundengeschäfts beträgt fünf Prozent. Wie GGW-Chef Tobias Warweg in einem Interview, welches in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Versicherungswirtschaft erscheint, kürzlich erklärte, hat das Unternehmen auch viele Anfragen von kleinen Maklerhäusern, die eigentlich bisher nicht im Fokus der Gruppe standen. „Da sie aber teilweise so gut waren, dass wir sie für die Gruppe gewinnen möchten, haben wir mit Hilfe einer IT-Plattform eine Strategie entwickelt, wie wir auch sehr kleine Makler mit einem schlanken Prozess in die Gruppe aufnehmen können. Auch diese können dann eine Heimat für sich bei uns finden“, erklärt Warweg.
Die besagte IT-Plattform ist mobilversichert. Manuel Ströh hat die Marke 2014 ins Leben gerufen. Die Muttergesellschaft ist die Munich General Insurance Services GmbH. Zuerst bot man ein reines Maklerverwaltungsprogramm (MVP) an, aber nicht zum Installieren – wie man es damals noch üblich war – sondern als Abo-Lizenz mit monatlichen Gebühren.
2019 gab es den Zusammenschluss mit der Essener Makler Prinas-Montan, die eine neue Plattform suchte. Seitdem wurde das Geschäftsmodell signifikant ausgebaut, es entstand eine 360°-Service-Plattform für Makler. „Wir haben einfach diesen Bedarf gesehen, weil wir mit Maklern reden und Feedback erhalten, was ihnen fehlt. Ich sehe immer noch, dass dieser Bedarf sehr groß ist“, sagt David Scheuermann, der seit Juli 2022 als CEO sowohl die Geschäftsführung als auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens verantwortet. Gründer Ströhe hatte mobilversichert im Mai 2022 verlassen, und auch die aufs Belegschaftsgeschäft spezialisierte Prinas Montan wurde von der Muttergesellschaft Degussa Bank an die Kölner Maklergruppe Global verkauft.
Durchbruch für mobilversichert in neue Umsatzdimensionen
Die Degussa Bank hat ihre Anteile an mobilversichert komplett an David Scheuermann verkauft. Das Geschäftsmodell beschrieb er im Sommer gegenüber VWheute wie folgt: „Wir merken, dass Maklern sehr viele Tools an die Hand gegeben werden, aber sie damit eigentlich alleine gelassen werden. Der eigentliche Mehrwert ist es, wenn man sich intensiv mit den Prozessen des Maklers auseinandersetzt, aber ein reines MVP ist einfach nur eine grafische Darstellung. Uns ist es wichtig, was im Hintergrund passiert, etwa im Datenmanagement, Prozessautomatisierung und der Analyse der Daten.“ Entsprechend kommen zu mobilversichert Kunden, die bereits auf Makler-Plattformen erste Erfahrungen gemacht haben und womöglich unzufrieden sind. „Es muss für beide Seiten eine Win-win-Situation sein. Nur dann ergibt sich daraus das Potenzial, einer langfristigen Zusammenarbeit. Die erste Möglichkeit: Der Makler geht bei uns eine Courtage-Kooperation mit ein, aber seine Direktanbindung wird nicht angerührt. Die andere Möglichkeit: Wenn der Makler bei einem Pool ist, bieten wir unsere Dienste als Software-as-a-Service an – und da gibt es verschiedene Preismodelle. Von 99 bis 499 Euro im Monat, je nach Paketauswahl und Intensität der Betreuung unsererseits.“
Die Herausforderungen für Makler seien nicht weniger, sondern mehr geworden. „Ich kenne kaum einen Makler, der mir genau und spontan sagen kann, wie viele Kunden und Verträge er hat, denn häufig sind sie in verschiedenen Systemen.“ Genaue Umsatzzahlen oder wie viel Kunden mobilversichert konkret aufweist, nennt Scheuermann nicht. Im Sommer sprach er von einer vierstelligen Anzahl an registrierten Maklern. Der Deal mit einem so großen Player wie GGW könnte mobilversichert in neue Umsatzdimensionen pushen. Denn mit der Plattformen lassen sich auch Bestände von Gewerbekunden managen, nicht nur das Privatgeschäft. Wenn GWW wie fast jedes Jahr seinen Umsatz verdoppelt, könnte auch mobilversichert im gleichen Schritt stark wachsen.
Autor: David Gorr