Munich Re-Chef Wenning: „Zusammenbruch der Silicon Valley Bank war keine Naturkatastrophe“

Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re. Quelle: Munich Re

Die Insolvenz der kalifornischen Silicon Valley Bank bereitet dem Rückversicherer Munich Re keine Kopfschmerzen. Vielmehr wurde dort „gegen das Einmaleins des Bankgeschäfts verstoßen. Nicht so in den USA: Dort sind nur die größten zwölf Banken als systemisch deklariert. Was da passiert ist, war vermeidbar“, betont Vorstandschef Joachim Wenning.

„Wenn die Bank dieses Geld nun in Anleihen steckt, die zehn oder zwanzig Jahre laufen, um von den höheren Zinsen zu profitieren, dann läuft sie Gefahr, dass ihre Kunden vor Ablauf dieser zehn Jahre ihr Geld zurückhaben wollen. In diesem Fall muss sie die Anleihen wieder verkaufen, infolge der zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen zu hohen Verlusten. Um das zu vermeiden, müssen die Fristigkeiten der Aktiva und Passiva besser gesteuert werden. Das ist für uns Versicherer auch tägliches Brot“, betont der Versicherungsmanager im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Anders sehe es hingegen bei der Credit Suisse aus: „Die technischen Auslöser sind […] unterschiedlich. Aber sie haben recht. Jede Häufung von Problemen bei einzelnen Instituten löst so etwas wie eine allgemeine Unsicherheit aufseiten der Anleger aus.“ Dennoch seien die gestiegenen Zinsen „für die Geschäftsmodelle von Banken und Versicherungen grundsätzlich gut. Die Niedrigzinsen waren hingegen ein großes Problem“.

Demnach sei es nicht gut gewesen, „dass die Zentralbanken die Märkte über eine so lange Zeit mit billigem Geld überschwemmt haben. Es war absolut in Ordnung, dass sie das nach der Finanzkrise als
Nothilfe gemacht haben, um den Ländern und Banken Zeit zu kaufen. Aber es war nicht in Ordnung, dass sie so lange dabei geblieben sind, ohne dass Länder ihre Staatsschulden saniert haben.“

Silicon Valley Bank soll verkauft werden

Laut einem aktuellen Bericht des Handelsblatts soll die SVB nun an die First Citizens Bank verkauft werden. Dabei übernehme das Kreditinstitut die SVB-Vermögenswerte in Form von Einlagen und Krediten. Laut Bericht umfassen diese Werte eine Summe von 110 Mrd. Dollar, Einlagen von 56 Mrd. und ein Kreditbuch von 72 Mrd. Dollar mit einem Abschlag von 16,5 Milliarden Dollar. Die anderen Vermögenswerte – vor allem Wertpapiere – sollen unter der Kontrolle der US-Einlagensicherung FIDC bleiben. Die 17 Filialen sollen demnach wieder öffnen.

Der Kollaps der SVB hatte jüngst vor allem bei den Insurtechs die Stimmung deutlich gedämpft. So ist die kalifornische Bank für Start-up-Finanzierungen in den USA wesentlich und offenbar ein indirektes Opfer des Zinsanstiegs. Viele Kunden hatten hohe Einlagen bei der Bank, lösten diese aber angesichts der steigenden Zinsen in den USA ruckartig auf. Das brachte das Geldhaus ins Trudeln, das Ende Dezember laut Medienberichten noch Vermögenswerte im Volumen von 209 Mrd. Dollar aufwies und rund 175,4 Mrd. Dollar an Kundeneinlagen verwaltete. Die Auswirkungen auf das globale Finanzsystem werden aber als gering angesehen. 

Autor: VW-Redaktion

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