Nettowelt-Geschäftsführerin Karoline Mielken: „Der Vermittler ist die Bruttowelt gewohnt“

Karoline Mielken ist Geschäftsführerin bei Nettowelt. Quelle: privat

„Das Vertrauen der Kunden in Lebensversicherungen und Anlageformen grundsätzlich muss gestärkt werden“, konstatiert Karoline Mielken. Seit 1. Oktober 2021 ist die 35-Jährige neue Geschäftsführerin von Nettowelt. Im Gespräch mit VWheute skizziert sie ihre Ziele in der neuen Funktion und warum die Wahl zwischen Brutto- und Nettotarifen „das schwindende Vertrauen“ in die Lebensversicherung wieder zurückgewinnen könnte.

VWheute: Sie sind seit Anfang Oktober als neue Geschäftsführerin bei Nettowelt verantwortlich für Marketing und damit auch für die Social-Media- wie Online-Aktivitäten. Was sind Ihre konkreten Ziele und Vorhaben für die nächsten Monate?

Karoline Mielken: Wir möchten viel mehr wahrgenommen werden. Ich selbst nutze die sozialen Medien gerne als Informationsplattform und so wird es vielen Vermittlern evtl. auch gehen. Wenn ich bspw. bei LinkedIn gerade ein kurzes Video zum Thema Nachhaltigkeit gesehen habe, werde ich evtl. bei meinem nächsten Kundengespräch genau an diese Person zurückdenken und Kontakt aufnehmen. Der Bezug ist sofort da, ich habe in der Regel auch sofort Kontaktdaten. Wenn wir das mit der Nettowelt bei allen Themen rund um Nettotarife erreichen können, das wäre ein großartiger Erfolg.

VWheute: Nettotarife führen in der Lebensversicherung noch immer ein Schattendasein: Worin liegen dafür aus Ihrer Sicht die Gründe und wie lässt sich dies verbessern?

Karoline Mielken: Die wenigsten Kunden wissen überhaupt von Nettotarifen. Und das wiederum hat für mein Empfinden ganz viel mit dem Thema „never change a running system“ zu tun. Der Vermittler ist die Bruttowelt gewohnt – und das ist auch vollkommen in Ordnung. In Bruttotarifen ist die Vergütung bereits eingerechnet. Der Vermittler muss sich um nichts kümmern, bekommt sein Geld automatisch. Warum soll nun ein Vermittler Nettotarife anbieten und seinen Beratungsprozess umstellen, wenn doch der alte Weg wunderbar funktioniert? Es stehen vor solch einer Umstellung viele Fragen im Raum: wer wickelt das Inkasso für den Vermittler ab? Welche Dokumente braucht man? Wie verkauft man überhaupt eine Vergütung seiner Vermittlungsleistung?  Und genau hier setzen wir an: es ist viel einfacher als viele denken, wenn man nur den ersten Schritt geht. Und dann kann ich meinem Kunden einen echten Mehrwert bieten – nämlich deutlich höhere Ablaufleistungen. Nettowelt nimmt Vermittlern sehr viel ab, den Weg geht ein Vermittler nicht alleine. Und ganz wichtig – ich muss mein Geschäftsmodell nicht komplett umstellen, sondern kann Honorarvermittlung zusätzlich anbieten, da wo es eben passt.

VWheute: Die Lebensversicherung hat ihre besten Zeiten bekanntlich hinter sich: Wie bewerten Sie die aktuelle Situation und inwieweit können potenzielle Kunden mit Nettotarifen wieder für ein entsprechendes Produkt gewonnen werden?

Karoline Mielken: Wir sehen hier eine große Chance. Das Vertrauen der Kunden in Lebensversicherungen und Anlageformen grundsätzlich muss gestärkt werden. An der gegenwärtigen Zinssituation können wir nicht viel ändern, was wir aber mit der Honorarvermittlung ändern können ist die Kostensituation und somit natürlich auch die übrigbleibende Rendite. Wenn Vermittler das künftig noch viel stärker einsetzen und dem Kunden z.B. ganz einfach beide Wege, also Brutto- und Nettotarife gegenüberstellen und dem Kunden die Wahl lassen, welchen Weg er gehen möchte, dann könnte das schwindende Vertrauen zurückgewonnen werden. Und dann ist auch die Bereitschaft, eine Vergütung zu zahlen da, denn der Kunde erkennt klar seinen Nutzen.

VWheute: Werfen wir einen kurzen Blick in die Zukunft: Was sind Ihre Pläne für das kommende Jahr und wo sehen Sie Nettowelt in fünf Jahren?

Karoline Mielken: Über diese Frage freue ich mich besonders, denn wir sind gerade dabei „die Nettowelt neu zu erfinden“. Wir starten im Januar mit Nettoriester.de – einer Plattform für alle Vermittler, die in 2022 noch Riester vermitteln möchten. Wir arbeiten hier nach heutigem Stand mit der Bayerischen, der Alten Leipziger und dem Volkswohl Bund zusammen. Weitere Partner haben bereits Interesse gezeigt. Hier kann der Vermittler sich unkompliziert registrieren, berechnen und Nettotarife vermitteln. Um den Rest kümmern wir uns – der Service ist für den Vermittler kostenlos. Eine Erweiterung auf die gesamte Nettowelt-Produktpalette ist jederzeit möglich.

Wir erhoffen uns durch diesen Schritt einen Aha-Moment a la „Hey, Honorarvermittlung ist viel einfacher als ich dachte“ und wer die Nettowelt erst einmal kennenlernt, möchte die Vorteile bestimmt auch für andere Altersvorsorgeberatungen nutzen. Wenn wir im Laufe der nächsten fünf Jahre zu den Websites gehören, die ein Vermittler morgens an seinem Schreibtisch standardmäßig öffnet, dann wären wir sehr glücklich.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Tobias Daniel.

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