22 Lebensversicherer erzielen negatives Zinsergebnis

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Knapp über ein Viertel der 80 deutschen Lebensversicherer haben im letzten Jahr nicht genügend Kapitalerträge erzielt, um die Garantieversprechen an ihre Kunden zu erfüllen. Das ergab eine Auswertung der Versicherungsberatungsgesellschaft Zahl&Recht. Die gute Nachricht für die Branche: Auch wenn 2022 zahlenmäßig eine Gesellschaft mehr betroffen war, ist der Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Durch das steigende Zinsniveau mussten die deutschen Versicherer die Zinszusatzreserve nicht weiter aufstocken, so dass die Garantiezinsverpflichtungen und damit auch der Fehlbetrag deutlich gesunken sind. Im letzten Jahr wurde die Zinszusatzreserve um ca. vier Milliarden Euro aufgelöst und lag zum Jahresende 2022 noch bei rund 92 Milliarden Euro.

Den 22 betroffenen Lebensversicherern fehlten noch rund 356,5 Millionen Euro zum Ende des Jahres 2022 um die Garantiezinsverpflichtungen zu erfüllen, analysiert der Versicherungsberater Zahl&Recht aus Vechta. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag noch bei ca. 639,1 Millionen Euro.

Von den 80 deutschen Lebensversicherern erzielten die folgenden 22 Versicherer im Jahr 2022 ein negatives Zinsergebnis:

Quelle: Zahl&Recht

Im Geschäftsjahr 2022 erwirtschafteten mit Athora Lebensversicherung AG, Barmenia Lebensversicherung a.G., Deutsche Ärzteversicherung AG, Dialog Lebensversicherungs-AG, Entis Lebensversicherung AG, Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG, Interrisk Lebensversicherungs-AG, Münchener Verein Lebensversicherung AG, Signal Iduna Lebensversicherung a.G., Skandia Lebensversicherung AG und Volkswohl-Bund Lebensversicherung a.G. elf weitere Lebensversicherer nicht mehr genug Kapitalerträge, um die Garantiezinsverpflichtungen zu erfüllen.

Im Geschäftsjahr 2021 zählten die folgenden zehn Lebensversicherer noch zu den Gesellschaften mit einem Fehlbetrag, darunter:

  • Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG
  • Condor Lebensversicherungs-AG
  • Debeka Lebensversicherungsverein a.G.
  • Ergo Lebensversicherung AG
  • Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG
  • Generali Deutschland Lebensversicherung AG
  • Landeslebenshilfe V.V.a.G.
  • LVM Lebensversicherungs-AG
  • Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG
  • R + V Lebensversicherung a.G.

Das steigende Zinsniveau hat auf der einen Seite die Belastungen durch die Garantiezinsverpflichtungen deutlich reduziert, gleichzeitig werden aber damit kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen unattraktiver, berichtet Markus Gieske, Diplom-Mathematiker bei Zahl&Recht. Selbst hochverzinste Altverträge könnten häufig schon heute nicht mehr mit den aktuellen Tages- und Festgeldkonditionen mithalten.

Die Bewertungsreserven der Lebensversicherer in Deutschland sind durch das steigende Zinsniveau drastisch gesunken und haben sich in stille Lasten umgewandelt. Das bekommen Kunden durch eine niedrigere Beteiligung an den Bewertungsreserven zu spüren, welche Bestandteil der Überschussbeteiligung ist.

„Problematisch kann es werden, wenn Lebensversicherer gezwungen sind stille Lasten zu realisieren, weil ihre Liquidität knapp wird“, weiß Gieske. „Dazu könnte es beispielsweise kommen, wenn das Neugeschäft stark zurückgeht oder viele Verträge gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden, da diese aufgrund des Zinsanstiegs finanziell unattraktiv geworden sind.“ Fraglich sei, wie die deutschen Lebensversicherer und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als Aufsichtsbehörde zukünftig mit dieser Gefährdung umgehen würden.

Autor: VW-Redaktion