Insolvenzverwalter klagt gegen Mannheimer Versicherung

Der Zweitmarkt für Luxusuhren ist immer noch ein attraktives Geschäftsfeld. (Bildquelle: gregorybradford/Pixabay)

Ein akribisch geplanter Einbruch führte den Luxusuhrenhändler Watchmaster in die Insolvenz. Mehr als ein halbes Jahr später wartet der Insolvenzverwalter immer noch auf die Entschädigung aus dem Versicherungsschutz und reichte nun Klage ein. Wie reagiert der betroffene Versicherer?

Am 19. November 2022 gaben sich zwei Männer als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma aus und verschafften sich Zutritt zu den Räumen einer privaten Schließfachanlage in Berlin-Charlottenburg. Die Videoaufnahmen vom Tresor zeigen, wie sie maskiert die Kameras besprühen. Danach brachen sie laut Polizeiangaben das Depot des Luxusuhrenhändlers Watchmaster sowie von Privatpersonen angemietete Schließfächer auf. Aus 300 Schließfächern erbeuteten sie Armbanduhren, Gold, Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände.

Der Gesamtwert der Beute betrug laut der Berliner Staatsanwaltschaft etwa 32 Millionen Euro. Bei Watchmaster allein ist ein Schaden in Höhe von 10 Mio. Euro entstanden. Für die Täter auf der Flucht wurde damals eine Belohnung in Höhe von 25.000 Euro ausgesetzt. Von den rund 1.000 gestohlenen Uhren habe nur ein kleiner Teil Watchmaster gehört und ein Großteil den Kunden, die ihre Uhren über die Firma verkaufen wollten, teilte das Unternehmen damals mit. Wenige Tage nach dem Raub meldete Watchmaster Insolvenz an. Dem Unternehmen sind Zukunftsumsätze und Marge, gerade im laufenden Weihnachtsgeschäft, genommen worden. „Unter diesen nicht zu erwartenden Umständen ist es dem Unternehmen nicht mehr möglich, eine positive Fortführungsprognose abgeben zu können. Der Vorfall zwingt uns in die Insolvenz“, erklärte Sprecher Ende November 2022.

Streit um Versicherungsschutz

Watchmaster war einer der größten zertifizierten Händler für Luxusuhren aus zweiter Hand in Europa. Das 2015 gegründete Unternehmen beschäftigte vor dem Raub 75 Mitarbeiter und verzeichnete für das Geschäftsjahr 2020 einen Jahresfehlbetrag von 3,7 Millionen Euro. Etwa 50 Mio. Euro steckten Investoren in den Aufbau der Firma. „Das Geschäft lief zuvor zwar nicht kostendeckend und die bestehende Infrastruktur war – wie bei Start-ups üblich – auf Wachstum ausgelegt“, sagte Sanierungsexperte Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case, der Wirtschaftswoche Anfang des Jahres. Er ergänzte aber: „Die Richtung stimmte – bis die Einbruchsmeldung mitten in eine Finanzierungsrunde platzte.“ Im Januar war er noch zuversichtlich, dass bis März ein Investor für Watchmaster gefunden wird. Schließlich meldeten sich bei ihm viele Interessenten. Ein Gesamtverkauf gelang am Ende nicht, das Unternehmen wurde zerschlagen. Das verbleibende Handelsgeschäft wird abgewickelt. 

Der Insolvenzverwalter erklärte im März zudem auch, dass er eine baldige Entscheidung zur Entschädigung der vom Diebstahl betroffenen Kunden erwartete, da alle notwendigen Unterlagen der Versicherung eingereicht und die Schadenshöhe beziffert wurden. Watchmaster erklärte bereits nach dem Raub, dass man von der Versicherung lediglich den Einkaufswert zurückerhalte – „was aber bei Weitem nicht das abdeckt, was bereits in Aufbereitung und Zertifizierung sowie Marketing investiert wurde“.

Den Versicherungsschutz gewährte die Mannheimer Versicherung. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche verliefen aber die letzten Gespräche zwischen dem Watchmaster-Team und dem Assekuranzhaus im Mai ergebnislos. Der Insolvenzverwalter Philipp Hackländer hat daher beim Landgericht Berlin Klage gegen die Versicherung eingereicht. „Leider ist dieser Schritt durch das Verhalten der Mannheimer Versicherung AG erforderlich geworden, auch wenn wir mit einem mehrjährigen Prozess rechnen müssen“, wird er in der Wirtschaftswoche zitiert.

Firmensitz der Mannheimer (Bildquelle: Mannheimer Versicherung AG)

Auf VWheute-Anfrage teilt die Mannheimer Versicherung mit, dass man die Klage noch nicht erhalten habe. Den Fall weiter kommentieren wollte das Unternehmen nicht und verweist dabei auf den Datenschutz bei Kundenbeziehungen. Dabei ist es der Kunde selbst, Watchmaster und sein Insolvenzverwalter, der die bruchhafte Beziehung zum Versicherer öffentlich gemacht hat. Die Mannheimer Versicherung erzielte 428 Mio. Euro an gebuchten Bruttobeiträgen im Geschäftsjahr 2022. Der Jahresüberschuss betrug 2,1 Mio. Euro. Der auf teure Objekte spezialisierte Transportversicherer ist seit 2012 Teil des Continentale Versicherungsverbundes auf Gegenseitigkeit.

Autor: VW-Redaktion

3 Kommentare

  • Dr. Axel Poestges

    Leider bin ich auch einer derjenigen, die auf den Verkauf von wertigen Uhren durch Watchmaster gesetzt haben und nun die ganze Angelegenheit mit großem Fragezeichen betrachten. Nicht nachvollziehbar ist für mich das Verhalten der Mannheimer Versicherung auf der einen und das der Politik auf der anderen Seite. Der juristisch relevante Hintergrund des Einbruches ist offenbar doch geklärt. Dass das ganze Szenario wieder eine Quittung für die freizügige Zuzugspolitik der Regierung ist, muss auch nicht diskutiert werden. Wieso werden speziell in Berlin Delikte bevorzugt von Mitgliedern der Clans begangen? Warum müssen wir als Geschädigte das tolerieren? Warum kann die Mannheimer Versicherung nach eigenem Ermessen die Entschädigung verweigern? Vielleicht sollte die Mannheimer in Allgemeine Verunsicherung umfirmieren.

  • Das einzig gute ist, dass die Mannheimer ab dem Zeitpunkt der Einreichung der Klage 5% über dem Basiszins , also ca. 9% Zinsen zahlen muss, wenn sie den Prozess verliert.
    Das wäre dann wieder ein gutes Invest.

  • Ich warte immer noch auf eine aktuelle (Zwischen-) Nachricht vom Insolvenzverwalter oder eine schriftliche Stellungnahme der Mannheimer Versicherung, warum der Schaden nicht reguliert wird.
    Somit kann ich leider meine Ansprüche über meine Rechtsschutzversicherung nicht getrennt geltend machen.

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