Aus Angst vor Klimaaktivisten hält Lloyd’s of London seine Hauptversammlung virtuell ab
Seit Lloyd’s of London die Einladungen für die Jahreshauptversammlung am 19. Mai verschickt hat, habe sich „das Risiko von Störungen deutlich erhöht“, erklärte Chairman Bruce Carnegie-Brown. Konkret befürchtet der Versicherungsmarkt erneute Proteste der Klimaaktivistengruppen „Extinction Rebellion“ und „Mothers Rise Up“ und verlegt kurzerhand die Hauptversammlung ins Netz.
Der größte Versicherungsmarktplatz der Welt erlebt fast jedes Jahr Protest-Aktionen. Neu daran im April war beispielsweise, dass die Mitarbeiter nicht den Hauptsitz betreten konnten. Die Klimagruppe Extinction Rebellion, die bereits bei früheren Protesten gegen die Finanzierung der fossilen Brennstoffindustrie Banken und die Bank of England ins Visier genommen hat, erklärte, es sei das erste Mal, dass sie ein Finanzinstitut gezwungen habe, seine Türen zu schließen, VWheute berichtete.
Solche Tumulte und Überraschungen will der Versicherungsmarkt auf seiner Hauptversammlung am 19. Mai vermeiden. „Um die Sicherheit unserer Mitglieder zu gewährleisten und einen geordneten und fairen Ablauf der Versammlung zu ermöglichen, muss ich nun leider alle Mitglieder, die an der Hauptversammlung teilnehmen wollen, nachdrücklich auffordern, sich virtuell zu beteiligen und nicht zu versuchen, das Lloyd’s-Gebäude an diesem Tag zu betreten“, erklärte Chairman Bruce Carnegie-Brown gestern in einer Mitteilung.
Ein Sprecher von Extinction Rebellion betonte hingegen, die Gruppe plane keine Aktion für die Hauptversammlung von Lloyd’s. „Anstatt zu versuchen, sich vor der öffentlichen Wut zu verstecken, indem sie ihre Hauptversammlung ins Internet verlegen, muss Lloyd’s mutig sein, mutige Maßnahmen ergreifen und aufhören, moralisch gefährliche Projekte zu versichern“, lautet die Erklärung von Extinction Rebellion UK. „Mothers Rise Up“ teilte mit, dass sie keine Aktion auf der Hauptversammlung plane, sondern sich am 17. Mai separat mit Carnegie-Brown treffen werde.
Aktivisten werfen Lloyd’s u.a. vor, seine Klimazusagen zu verwässern. Lloyd’s hatte Ende 2020 angekündigt, die Versicherer auf dem Markt aufzufordern, ab 2022 keine Policen mehr anzubieten, die kohlenstoffintensive Energiequellen wie Thermalkohle und Ölsand abdecken, und die bestehende Deckung bis 2030 auslaufen zu lassen. Im Jahr 2021 gab Lloyd’s jedoch einen Leitfaden für den Markt heraus, in dem es heißt, dass es den Ausschluss dieser Policen nicht vorschreibt“. „Es obliegt jedem einzelnen Managing Agent, seine eigenen ESG-Ziele und -Politiken festzulegen, einschließlich seines Ansatzes für nachhaltiges Underwriting“, heißt es darin.
Autor: VW-Redaktion