Teure Unfälle: Der bayerische Bauer und das Millionenrisiko Leiter

Die Leiter, des bayrischen Bauern größter Feind. Bild von lumix2004 auf Pixabay.

Rund 500 Leiter-Unfälle gab es in der bayerischen Landwirtschaft im Jahr 2019. Das will die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ändern. Mit dem Pilotprojekt „Weg von der Leiter“ will der Versicherer Bauern im Allgäu von den Leitern holen und für sichere Alternativen werben. Der Versicherer erwartet „viel Widerstand“.

Im Schnitt würden der Versicherung pro Woche zehn Leiter-Unfälle gemeldet, nach denen die Verunglückten „mindestens drei Tage arbeitsunfähig“ gewesen seien, sagt Alois Schilling vom Bereich Prävention bei der SVLFG. Die Folgen reichten von Brüchen am Sprunggelenk über Trümmerfrakturen bis zu Kopf- und Nackenverletzungen. „Das heißt lebenslängliche Probleme, vielleicht auch Unfallrente für die Betroffenen“, sagt Schilling. Vier Menschen starben in Bayern im Jahr 2019 bei Leiter-Unfällen in der Landwirtschaft, besonders gefährdet waren über 70-Jährige.  Im Schnitt habe jeder Fall der letzten fünf Jahre rund 10.000 Euro gekostet, der teuerste Unfall in diesem Zeitraum schlug mit etwa 2,2 Millionen Euro an Folgekosten zu Buche.  Leiter-Unfälle sind unsere teuersten Unfälle“, sagt Schilling. Bayern sei „besonders betroffen“, weil es dort viele Familienbetriebe gebe, auf denen Menschen teils bis ins hohe Alter arbeiten.

Widerstand voraus

Für das Anti-Leiter-Projekt gibt es Rückendeckung aus der Politik, beispielsweise von der Kemptener Europaabgeordneten Ulrike Müller (Freie Wähler). Leicht wird es nicht, denn „gerade bei älteren Landwirten“ wird wohl „viel Überzeugungsarbeit nötig sein“, schreibt die berichtende Deutsche Presse Agentur. Gegen den möglichen Widerstand will die SVLFG in den kommenden Wochen Landwirte im Oberallgäu als Modellregion auf die Gefahren bei der Benutzung von Leitern aufmerksam machen; „mit Briefen, Besuchen und Schulungen“.

Alternativen zu Leitern wären Werkzeuge wie Hochentaster, Teleskoplader oder fahrbare Treppen.  Davon müsse man viele Landwirte „erst noch überzeugen“, sagt Schilling. „Wir werden da viel Widerstand bekommen. Da ist oft kein Risiko-Bewusstsein.“

Autor: VW-Redaktion