Grund: Versicherer bei Dividenden anders behandeln

Bafin-Exekutivdirektor Bernd Grund. Quelle: Bernd Roselieb / Bafin

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird an ihrer Haltung gegenüber Dividendenausschüttungen von Versicherern festhalten. „Wir als BaFin lassen uns jedoch von ausschüttungswilligen Unternehmen genau darlegen, ob es vertretbar ist, eine Dividende zu zahlen. Das bleibt auch 2021 so“, sagte Frank Grund bei der 12. S&P Global Ratings Versicherungskonferenz.

„Wir müssen deutlich machen, dass Versicherer keine Banken sind – wenn wir das nicht tun, tut es keiner, und wir werden untergebuttert“, sagte der oberste Versicherungsaufseher der BaFin mit Blick auf aufsichtsrechtliche und sonstige staatliche Stützungsmaßnahmen für die Kreditwirtschaft. 2020 hatten einige Erst- und Rückversicherer Dividenden ausgeschüttet.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) hatte die Branche vor dem Hintergrund der Corona-Krise zur Aussetzung von Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen aufgefordert. Grund sagte, dass es Gesellschaften gebe, die auch 2021 ausschütten wollten.

In seiner Keynote, die aus bekannten Positionen bestand, betonte er die aktuellen Risiken auf der Kapitalanlagenseite und sagte, dass man noch kein Fazit ziehen könne, wie die Versicherer durch die Krise kämen. Für Lebensversicherer und Pensionskassen blieben die niedrigen Zinsen die größte Herausforderung. Alle Lebensversicherer inklusive der deregulierten Pensionskassen müssten im Neugeschäft zu tragfähigen und finanzierbaren Zinsgarantien kommen und dürften sich keinesfalls nur am Höchstrechnungszins orientieren.

Laut Prognoserechnung zum 30. September 2020 seien die deutschen Lebensversicherer aber „robust“, was die Erfüllbarkeit bestehender Garantieverpflichtungen angehe. Dies liege auch an der Zinszusatzreserve, die inzwischen knapp 86 Mrd. Euro ausmache. Weniger optimistisch äußerte er sich hinsichtlich der Fähigkeit zum Neugeschäft. Erstmals gibt es eine Prognoserechnung zu den Solvency-II-Zahlen, bei der überprüft wird, welche Lebensversicherer nach dem Auslaufen der Übergangsmaßnahmen 2032 Schwierigkeiten haben werden, eine Solvenzquote von 100 Prozent zu erfüllen. Unverändert hat die Aufsicht hier 20 Gesellschaften in Manndeckung.

Dass die deutschen Versicherer die Krise bisher gut verkraftet haben, zeigte sich bei den Ratingergebnissen, die Tobias Mock nannte. Weltweit und innerhalb der EU habe man 40 Prozent aller Ratings anpassen können, vor allem nach unten, so der Chartered Financial Analyst, Geschäftsführer & Country Head Deutschland von S & P Global Ratings. Bei deutschen Unternehmen seien nur 30 Prozent angepasst worden, weil der heimische Industriemix insgesamt besser sei.

Bei den Versicherern haben insgesamt zehn Prozent die Bewertungen verändert, wobei die Quote bei deutschen Assekuranzen geringer ausgefallen sei. Die Versicherer-Ratings seien tendenziell besser als das wirtschaftliche Umfeld. „Es gibt noch viel AA und A und ein starkes Investment grade“, so Mock. Er erwartet, dass die europäische Wirtschaft nach einem Rückgang um sieben Prozent 2020 in diesem Jahr wieder um fünf Prozent zulegt. Zu den Voraussetzungen gehört aber, dass bis Herbst ausreichend geimpft wurde.

Autorin: Monika Lier

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