Fonds Finanz-Chef Porazik widerspricht DVAG

Norbert Porazik gründete die Fonds Finanz im Jahr 1996. Heute ist es der größte Maklerpool in der Branche (Bildquelle: Fonds Finanz)
Über die Qualität einzelner Produkte sind sich Versicherungsmanager nicht immer einig. Das zeigte zuletzt der LinkedIn-Disput, bei dem Frank Kettnaker und Martin Gräfer die Basisrente gegen viel Kritik verteidigten. Dass nun Norbert Porazik, Chef des Maklerpools Fonds Finanz, gegen die DVAG schießt, ist ungewöhnlich. Es geht um eine Aussage des Vorstandsmitglieds Markus Knapp. Diese ist allerdings schon zwei Jahre alt und enthält sehr viel PR-Sprech.
Porazik ist dafür bekannt, Klartext zu reden. Trotz der Tatsache, dass viele junge Vermittler aus dem Strukturvertrieb zur Fonds Finanz wechseln, betont er, dass man ein gutes Verhältnis zu ihnen habe, da man sie auch seit über 20 Jahren technisch unterstütze. Ferner: „Sie machen einen guten Job in Sachen Ausbildung, in Sachen Akquise für den Markt. Ohne Strukturvertriebe sähe der Markt heute definitiv anders aus“, sagte Porazik kürzlich in einem VWheute-Interview.
Aber auch in einem freundschaftlichen Verhältnis darf man sachliche Kritik üben. Das tat nun Norbert Porazik, weil er mit den Aussagen von DVAG-Vorstand Markus Knapp nicht einverstanden ist. Diese liegen zwar fast zwei Jahre zurück, aber das Thema ist nach wie vor aktuell. Es ging um das Thema Inflation: „Es ist Fakt, dass sich über lange Jahre bewährte Garantieprodukte kaum mehr wirtschaftlich kalkulieren lassen. Zinsdiskussionen und stark anziehende Preise wirbeln die Märkte auf. Wer als Verbraucher seinem mühsam Ersparten nicht beim Verfall zuschauen möchte, sucht nach alternativen Anlagemöglichkeiten und aufgrund der hohen Inflation oftmals auch nach Einsparmöglichkeiten“, hieß es von Markus Knapp im Juni 2022. Die aktuelle Situation verstärke laut dem DVAG-Manager den Beratungsbedarf über alle Alters- und Verdienstgruppen hinweg. „Die chancenorientierte Geldanlage, sei es in Investmentfonds oder als Bestandteil von Versicherungen, gewinnt weiter an Bedeutung. Aber sie ist kein Allheilmittel für jeden!“
Konzept und Produkt trennen oder gehören beide zusammen?
Woran sich Porazik stört, ist der letzte Abschnitt, der für manche harmlos und sehr allgmein wirken mag und damit auch als PR-Sprech interpretiert werden kann: „Es gibt keine Lösung, die für alle passt. Ob betriebliche Altersvorsorge, Fondssparen oder Basisrente: Die komplexe Ausgangslage erfordert einen kühlen Kopf und qualitative Beratung. Es ist eindeutig: Konzept schlägt Produkt. Sparer brauchen in diesem turbulenten Marktumfeld eine große Bandbreite an Optionen, um trotz Inflation und Niedrigzins vorzusorgen. Dazu ist ein umfassendes Beratungsportfolio nötig, das alle Kundenbedürfnisse abdeckt.“
Porazik schreibt dazu auf LinkedIn: „Ich halte das für nicht richtig. Denn Konzept UND Produkt müssen stimmen. Und so kann man folgerichtig ohne ein möglichst umfangreiches Produktangebot auch nicht das bestmögliche Konzept zusammenstellen. Insbesondere auch dann wenn der Kunde nur begrenzte Mittel für seine Versicherungen und für seine Altersvorsorge hat.“
Porazik unterfüttert das mit einem Beispiel. Wenn der Kunde nur x Euro für seine BU hat, dann sollte er ein hochwertiges BU-Produkt, welches auch eine möglichst hohe BU-Rente auszahlt. „Wenn man als Vermögensberater Betrag x Euro bei einem Kunden zur Verfügung hat, so kann man sicherlich eine gute BU abschließen, aber diese ist dann selten die beste in Leistung und/oder die beste von der BU Rente und auch selten in Kombination. Und daher schlägt Konzept eben nicht das Produkt. Konzept UND Produkt muss stimmen.“
Zum Schluss animiert Porazik die LinkedIn-Community, Kommentare zu hinterlassen. Bei seiner Reichweite haben entsprechend viele seiner „Kontakte“ und „Follower“ in die Tasten gehauen.
Der Wissenschaftler Thomas Mathar hält es für eine „tolle Debatte“ und verweist auf die Situation in Großbritannien. Dort sieht er einen Trend zu individueller Beratung, bei der Konzepte auf die persönliche, intrinsisch motivierte Lebensziele zugeschnitten seien. „Produkte spielen dabei eine wichtige Rolle, aber es ist das richtige Konzept, das die passenden Produkte auswählt und kombiniert. Also ja, Sie haben Recht: Produkt UND Konzept sind entscheidend.“
Autor: VW-Redaktion