Inter-Gewinn fällt um 9,1 Prozent
Angesichts des schwierigen Marktumfelds und der Turbulenzen um den CEO-Wechsel Anfang Juni ist der Mannheimer Inter-Konzern um Zuversicht bemüht. Der Versicherer bewertet das Geschäftsjahr 2022 als ein gutes. Dabei zogen die gebuchten Bruttobeiträge mit 1,7 Prozent auf 949,3 Mio. Euro nur moderat an. Das Kapitalanlageergebnis fiel um 6,6 Prozent auf 340 Mio. Euro.
Der Zuwachs bei den Prämieneinnahmen resultierte laut Unternehmensangaben vor allem aus dem Kompositgeschäft (+8,5 Mio. Euro) sowie der Krankensparte (+11,1 Mio. Euro). Obwohl das Kapitalanlageergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent herunterging, scheint die Inter nicht unzufrieden. Seit „vielen Jahren“ sei das Ergebnis hier über dem Branchenschnitt und aktuell um 48,4 Mio. Euro über den Erwartungen, heißt es in einer Mitteilung.
Der Mannheimer Versicherer hebt die positive Entwicklung im Portfolio der Alternativen Anlagen, vor allem in den Segmenten Private Equity und Private Debt hervor. Im Zuge der Anlagetätigkeit wurden gezielt stille Lasten realisiert, um höherverzinsliche Neuanlagen zu tätigen.
Die Bilanzsumme stieg im vergangenen Jahr auf rund 11,3 Mrd. Euro (+3,5 Prozent), das Eigenkapital um 4,4 Prozent auf 578,6 Mio. Euro.
In der Krankenversicherung brach der Rohüberschuss in Höhe von 170,1 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um saftige 20,3 Prozent ein. Nach Unternehmensangaben sei das dennoch nicht schlecht, weil rund 38 Mio. Euro über den Erwartungen. Die gebuchten Bruttobeiträge kletterten moderat um 1,5 Prozent auf 751,9 Mio. Euro (VJ: 740,8 Mio. Euro) nach oben. Immerhin reduzierten sich die Verwaltungsaufwendungen um 2,0 Prozent und die Verwaltungskostenquote geringfügig auf 2,72 Prozent (VJ: 2,82 Prozent).
„Spürbare Veränderungen“ beobachtet Finanzvorstand Sven Koryciorz mit Blick auf die Aufwendungen für Versicherungsfälle. Diese erhöhten sich im vergangenen Geschäftsjahr um 7,4 Prozent auf 633,7 Mio. Euro. Als Haupttreiber sieht Inter neben der medizinischen Inflation auch Sondereffekte, die aus Covid-19 resultierten – zum Beispiel Verschiebungen in der Leistungsinanspruchnahme, kostenintensive Behandlungen oder Hygienezuschläge.
Im Lebengeschäft zog der Rohüberschuss von 17,9 Mio. Euro im Vorjahr auf 31,4 Mio. Euro deutlich an. Die gebuchten Bruttobeiträge dagegen verminderten sich leicht von 86,5 Mio. Euro im Vorjahr auf 83,0 Mio. Euro. „Das Marktumfeld für Lebensversicherungen blieb auch im vergangenen Jahr sehr herausfordernd“, berichtet Vertriebsvorstand Michael Schillinger. „Die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs und die finanziellen Belastungen der privaten Haushalte durch die gestiegenen Verbraucherpreise, gepaart mit dem Nachholbedarf an Konsumgütern nach Ende der Corona-Einschränkungen sowie die sich nur langsam erholende Zinssituation für Verbraucher haben die Nachfrage nach Sparprodukten merklich gedrückt.“
Die Inter Allgemeine schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem Jahresüberschuss von 0,8 Mio. Euro ab. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen um 5,8 Prozent auf 72,5 Mio. Euro (VJ: 68,5 Mio. Euro), das Kapitalanlageergebnis erhöhte sich um 19,3 Prozent auf 2,6 Mio. Euro (VJ: 2,2 Mio. Euro). Die Nettoschadenaufwendungen reduzierten sich um 1,6 Prozent auf 32,1 Mio. Euro (VJ: 32,6 Mio. Euro).
Für das laufende Jahr prognostiziert das Management um den neuen Chef Roberto Svenda eine Ergebnisentwicklung auf Vorjahresniveau. Der Versicherer rechnet sich gute Chancen aus, dass das gestiegene Zinsniveau die Profitabilität von Personenversicherungen beflügelt und langfristig zur Beitragsstabilität in der privaten Krankenversicherung beiträgt.
Die Mannheimer wollen nach dem personellen Paukenschlag Anfang Juni auch in der Führung zur Ruhe kommen. Seit Juli lenkt Svenda das Unternehmen als Vorstandschef und ist neben der Unternehmenspolitik für zahlreiche andere Aufgabenbereiche zuständig. Er folgte auf Michael Solf, der zum 1. Juni vom Aufsichtsrat von seinen Aufgaben entbunden wurde. Wie VWheute erfahren hat, gab es inhaltliche Differenzen.
Autor: VW-Redaktion