Kfz: Ohne Corona-Effekt würde die Combined Ratio bei 103,5 Prozent liegen

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Die Kraftfahrtversicherer würden 2021 ohne die Corona-Sondersituation bei der Schadenentwicklung versicherungstechnisch rote Zahlen schreiben. „Covid-19 bescherte der Branche 2020 mit einer Combined Ratio von 87,5 Prozent das beste Ergebnis seit der Deregulierung“, sagte Marco Morawetz, der das Consulting des Rückversicherers General Reinsurance AG leitet, auf der BusinessForum 21 „Kfz-Versicherung im Fokus“. Für 2021 warnt er vor sinkenden Durchschnittsbeiträgen im Neu- und Ersatzgeschäft. Benedikt Kalteier, Chef der Cosmosdirekt-Versicherungen, berichtete von besserem Pricing durch mehr Datennutzung.

Nach Berechnung der Gen Re, die anders als der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf Anfalljahrbasis rechnet, erzielten die K-Versicherer 2020 versicherungstechnisch etwa 3,6 Mrd. Euro Gewinn. Der Einfluss der Pandemie auf die K-Produktion und die Beitragsentwicklung sei 2020 trotz aller Befürchtungen eher gering gewesen. Anders als im langjährigen Mittel sei die Zahl der Risiken statt um 1,5 Prozent um 1,4 Prozent gewachsen. Die Schadenhäufigkeit habe sich in Kraftfahrt-Haftpflicht (KH) aber um 17,5 Prozent vermindert. Die Schadendurchschnitte erhöhten sich um etwa vier Prozent.

Damit lag die Combined Ratio in KH 2020 voraussichtlich bei 86 (96,9) Prozent und in der Vollkasko bei 90 Prozent (2019: 99,8 Prozent). Da 2020 zudem besonders arm an Elementarschäden war, dürfte die Schaden- und Kostenquote in der Teilkasko 82 Prozent (2019: 92,8 Prozent) betragen, so Morawetz. Diese Entwicklung habe zwar keine Initialzündung für einen intensiven Preiswettbewerb ausgelöst, aber zumindest einen leichten Abrieb bei den Jahresendtarifen von 1,3 Prozent auf eine Durchschnittsprämie von 589,40 Euro. Die Analyse basiert auf den Tarifen von 44 Versicherern mit insgesamt 55 Prozent Marktanteil.

Ohne jeglichen Corona-Effekt und mit den „normalen“ Elementarschäden von rund 950 Mio. Euro, würde die Combined Ratio 2021 nach Berechnungen von Morawetz 103,5 Prozent betragen. Fällt die Sondersituation 2021 aber ähnlich aus wie 2020 könnte die Quote bei 92,5 Prozent liegen, was bei 28,8 Milliarden Euro Prämie knapp zwei Milliarden Gewinn bedeuten würde. Kalteier betonte, dass man nicht über den Preis wachsen wolle, sondern über „nachhaltige“ Kundenzufriedenheit. „Schnell, zuverlässig und verständlich“ seien die Differenzierungsmerkmale. Er ist sicher, dass das Pricing deutlich besser werden müsse.

Das eigene Haus habe in den letzten Jahren hier dank großer Investitionen in Daten „signifikante Verbesserungen gemacht. Wir können auf die gesamte Vertrags- und Kundenbeziehung preisen.“ Die Analyse basiere auf mehr als 90 Prozent auf Daten, die man über den Kunden ohnehin schon gespeichert habe. „Bewusst verzichten wir auf Daten aus Social Media oder solchen, welche vonseiten der Kunden kommen.“

Autorin: Monika Lier

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