Franz von Metzler: „Wir sehen großes Potenzial im Bereich der fondsgebundenen Versicherungslösungen“

Franz von Metzler arbeitet seit 2014 bei Metzler, davor war er M&A-Analyst bei HSBC Holdings plc in London. Seit Juli 2020 ist er Geschäftsführer der Metzler Asset Management GmbH, zuständig für die Abteilung Institutionelle Kundenbetreuung.

Über 300 Jahre ist das Frankfurter Bankhaus Metzler bereits im Geschäft und hat viele Krisen überstanden. Franz von Metzler, Geschäftsführer Institutionelle Kunden bei der Metzler Asset Management GmbH, spricht im Interview über Geschäftsbeziehungen mit Versicherern, attraktive Asset-Klassen und ESG-Anlagepräferenzen.

VWheute: Seit 1674 existiert das Frankfurter Bankhaus Metzler und hat Kriege, Revolutionen und Systemzusammenbrüche überlebt. Wie würden Sie das Erfolgsgeheimnis der Bank beschreiben?

Franz von Metzler: Dank unserer Erfahrung mit großen Krisen aller Art haben wir stets an einer vorsichtigen Geschäftsphilosophie festgehalten und sind mit unseren vier Geschäftsfeldern Asset Management, Capital Markets, Corporate Finance und Private Banking auch im heutigen Umfeld gut aufgestellt. Wir konzentrieren uns genau auf die Bereiche, in denen wir spezifische Kompetenzen haben, und auf langfristige Geschäftsbeziehungen. Nicht Einlagen und Kredite stehen für uns im Vordergrund, sondern maßgeschneiderte Finanzdienstleistungen in unseren Kerngeschäftsfeldern.

Aufgrund unserer beständigen, familiengeführten Eigentümerstruktur können wir absolute Neutralität in der Kundenansprache und unabhängige Beratung garantieren. Unsere geschäftspolitische Struktur ist so ausgerichtet, dass kein eigenes oder fremdes Interesse, sondern nur der Auftrag des Kunden unser Handeln bestimmt.

VWheute: Die Corona-Pandemie scheint da nur eine der vielen Krisen in der Geschichte der Bank zu sein. Welche Spuren hat das Virus in Ihren Assets und der Bilanz hinterlassen?

Franz von Metzler: Das Jahr 2020 verlief für unseren Geschäftsbereich Asset Management besser als zu Jahresanfang vermutet. Erfreulicherweise stockten viele Bestandskunden ihre Positionen auf – aufgrund der langfristig bewährten Vertrauensverhältnisse. Darüber hinaus konnten wir entlang aller Kundensegmente neue Mandate gewinnen. Im Bereich der Versicherungen haben wir Mittelzuflüsse in unserer nach Solvency II optimierten Aktienstrategie „Metzler Solvency II Equity Solution“ (MS2ES) verzeichnet.

VWheute: Welche Asset-Klassen sind nach vorne gerichtet die attraktivsten?

Franz von Metzler: Wir konzentrieren uns vorwiegend auf liquide Anlageklassen. Aufgrund der strukturell bedingten Niedrigzinsen sind Aktien unserer Meinung nach langfristig die attraktivste Asset-Klasse. Wir bieten hier eine Vielzahl von Investmentstrategien für unterschiedliche Kundenbedürfnisse.

VWheute: Würden Sie auch Versicherungsunternehmen raten, vermehrt in Aktien zu investieren? Historisch gesehen gibts bei den Indizes nur die Richtung nach oben und bei den Niedrigzinsen scheint es fast keine Alternative zu geben?

Franz von Metzler: Für den langfristigen Kapitalaufbau hat sich die Aktie als das aussichtsreichste Anlageinstrument erwiesen. Man muss bei einer Kapitalanlage aber auch immer die individuelle Risikotragfähigkeit des Anlegers und die allgemeinen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Bei den Eigenanlagen der Versicherungsunternehmen in Deutschland sind die Aktienquoten mit knapp sechs Prozent schon immer sehr niedrig. Dies liegt unter anderem an der Schwankungsbreite von Aktien im Zusammenhang mit mitunter hohen temporären Kursrückgängen und an den regulatorischen Eigenkapitalkosten für das Aktienrisiko.

Es gibt allerdings Möglichkeiten, eine Aktienanlage mit intelligenten Sicherungsmechanismen zu kombinieren. Dadurch lassen sich sowohl die Volatilität spürbar verringern als auch die regulatorischen Eigenkapitalkosten signifikant reduzieren. Derartige Anlagekonzepte entwickeln und diskutieren wir mit unseren Versicherungskunden.

VWheute: In welchen Geschäftsfeldern arbeitet Metzler mit Versicherungsunternehmen zusammen?

Franz von Metzler: Wir bieten unseren Versicherungskunden praxisorientierte und wissenschaftlich fundierte Investmentlösungen sowohl für das klassische Sicherungsvermögen als auch für den Einsatz
in der fondsgebundenen Versicherung. Unsere Fonds finden sich in den Unit-Linked-Fondspolicen und wir managen Mandate im Deckungsstock, zum Beispiel mit unseren Wertsicherungsstrategien und unserer nach Solvency II optimierten Aktienstrategie „Metzler Solvency II Equity Solution“ (MS2ES).

Mit unseren Master-KVG-Leistungen unterstützen wir unsere Versicherungskunden bei der Verwaltung von hohen Kapitalanlagevolumina oder mehreren Spezialfonds. Wir bieten außerdem Dienstleistungen rund um die Beschaffung und Verwahrung von Fondsanteilen und beraten zum Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage.

VWheute: Wo sehen Sie Wachstumspotenziale für sich und für Versicherungsunternehmen?

Franz von Metzler: Wir sehen großes Potenzial für die Versicherungswirtschaft im Bereich der fondsgebundenen Versicherungslösungen. Nach dem „Ende der klassischen Lebensversicherung“ rücken diese Produkte immer mehr in den Fokus, da sie ideale Vehikel sind, um die Altersvorsorge flexibel zu gestalten. Ein weiteres Wachstumsfeld sind aus unserer Sicht die Einmalbeitragspolicen, mit denen Versicherungen ihre Wiederanlagequoten steigern und die Kundenbindung intensivieren können. Die verstärkte Nachfrage nach fondsgebundenen Versicherungsprodukten kommt natürlich auch uns als Investmentgesellschaft zugute. Wir bieten in dem Zusammenhang leistungsstarke Zielfonds für Fondspolicen an. Hierbei berücksichtigen wir einen stringenten Prozess zur Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien.

Ein weiteres Wachstumsfeld für unser Haus ergibt sich bei Versicherungsgesellschaften durch den Einsatz der Metzler-Wertsicherungsstrategien. Mit unseren Wertsicherungsfonds bieten wir in Zeiten fehlender Beitragsgarantien eine defensive Anlagestrategie mit einem robusten Ertragsrisikoprofil. Je nach Risikotoleranz des Versicherten beziehungsweise Anlegers sind unterschiedliche Wertsicherungsgrenzen möglich. Mit dem Einsatz der Strategien können hohe Verluste und Schwankungen reduziert werden, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass seit Aufsatz der Strategie vor rund 20 Jahren niemals eine Wertuntergrenze unterschritten wurde.

VWheute: Wie stark wird die Digitalisierung die Finanzbranche verändern und wie können Versicherer und Banken davon profitieren?

Franz von Metzler: Das Thema Digitalisierung steht bei Banken und Versicherungen weit oben auf der Agenda. Das Potenzial ist natürlich immens. Zum einen können mithilfe der Digitalisierung Prozesse optimiert und effizienter gestaltet werden. Für ein Haus wie Metzler ergeben sich außerdem große Chancen im Hinblick auf die Digitalisierung der Kundenakquise und -ansprache.

Die Corona-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie schnell der persönliche Kontakt zum Kunden verloren gehen kann. Digitale Plattformen und Vertriebswege können dann eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Ansprache sein. Bestehende und bewährte Produkte und Dienstleistungen können durch die Ergänzung von digitalen und datenbasierten Dienstleistungen weiterentwickelt und verbessert werden.

Die digitale Transformation voranzutreiben ist also eine wichtige Zukunftsaufgabe für alle Unternehmen in der Finanzbranche und wird auch für uns ein Kernelement in der Weiterentwicklung unserer nachhaltigen Geschäftsstrategie und für den Fortbestand unseres Hauses sein.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur David Gorr.

Lesen Sie das vollständige Interview in der aktuellen März-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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