„Manager brauchen Mut, Produkte und Prozesse komplett neu zu denken“

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Auch wenn die Vergleiche mit der Automobilindustrie inflationär sind – sie passen trotzdem immer wieder. So auch bei der Industrieversicherung: Was bei BMW, Mercedes, VW & Co. der Jahrhundert-Change zur E-Mobilität ist, nennt sich in unserer Branche schlicht „Digitalisierung“. Und die ist nicht minder komplex. Beim Elektroantrieb ist sich die Industrie allerdings schon einig, was der kritische Erfolgsfaktor ist: das effiziente Speichern von Strom und das Laden der Batterien. Ein Kommentar von Philipp Thier.

In der Industrieversicherung hingegen beschäftigen wir uns aus meiner Sicht viel zu wenig mit dem erfolgskritischen Erfolgsfaktor der Digitalisierung: Der Definition von standardisierten Datenmodellen für alle Sparten und Prozesse. Standardisierte Datenmodelle sind aber aus drei Gründen die unabdingbare Grundlage der digitalen Prozesskette aus Underwriting, Bestandsführung und Schadenbearbeitung. Erstens ermöglichen Daten- und Prozessstandards eine einheitliche Sicht auf alle Portfolios, Policen und versicherte Risiken.

Zweitens bieten sie die optimale Voraussetzung für ein Datenmanagement innerhalb des Unternehmens, also eine echte Verarbeitung ohne Brüche und manuelle Arbeiten. Und schließlich drittens eröffnen erst standardisierte Datenmodelle einen volldigitalen Datenaustausch über die Unternehmensgrenzen hinweg.

Ist die Grundlage eines standardisierten Datenmodells erst einmal geschaffen, können die Daten im Unternehmen ungehindert „fließen“. Die Natur des Industriegeschäfts bringt es allerdings mit sich, dass die Datenmodelle flexibel anpassbar und erweiterbar sein müssen – im Extremfall in jeder einzelnen Police. Diese Herausforderung muss organisatorisch und technisch, also bei der Definition des Datenmodellstandards berücksichtigt werden. Dazu bedarf es klar definierte, unveränderliche Elemente auf der einen Seite und flexibel erweiterbare Modellbereiche auf der anderen Seite.

Die Basis muss eine flexible Modellierungstechnologie sein, die vom Underwriter und anderen Fachexperten selbst angepasst werden kann. Auch für Bewertungen und die Entscheidungsfindung ergeben sich neue Möglichkeiten: Folgen die grundlegenden und KPI-relevanten Datenfelder im gesamten Portfolio einem Standard, gibt es für Reportings und Vergleiche kaum Grenzen.

Zudem kann ich aus Erfahrung sagen: Dank Datenmodellen können Fachexperten bestehende Produkte selbst leicht in vielerlei Richtungen anpassen. Ob eine Neuentwicklung auf eine neue Zielgruppe für den eigenen Vertrieb zugeschnitten werden soll oder beispielsweise ein Verband ein Produkt exklusiv für Mitglieder übernehmen und anbieten möchte: Datenmodelle kopieren, individuell anpassen und Schriftstücke hinterlegen – fertig.

Für Makler bietet die Arbeit mit standardisierten Datenmodellen noch mehr Nutzen, da sie in vielen Richtungen im Netzwerk ihre Geschäfte führen. Sobald auch die Versicherer die Datenmodelle „verstehen“, kann ich einzelne Ausschreibungen per Knopfdruck bei den Risikoträgern platzieren. Gleiches gilt, wenn ein ganzes Portfolio einen oder mehrere neue Versicherer haben muss oder soll.

Autor: Philipp Thier, Underwriter bei mgm technology partners

Den vollständigen Kommentar lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der Versicherungswirtschaft.

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