Fidelity-Manager Quiring über Aktieninvestitionen in der Pandemie: „Selbst Unternehmen in stark betroffenen Branchen können interessant sein“

Christof Quiring. Quelle: Fidelity

Fidelity hat zum 22. Oktober 2020 einen neuen Fonds für die Target Funds aufgelegt. VWheute hat exklusiv mit Christof Quiring, Head of Workplace Investing Germany bei Fidelity International, über die Details gesprochen.

VWheute: Erklären Sie doch einmal in kurzen Worten, was ein Target Fund ist und wie er sich von anderen Fondsarten unterscheidet.

Christof Quiring: Ein Target Fund oder auch Lebenszyklus-Fonds endet zu einem gewissen Zeitpunkt, der bereits bei Auflage des Fonds festgelegt ist. Diese Anlage eignet sich vor allem für große Investitionsausgaben, die an einem bestimmten Punkt in der Zukunft liegen. Hierzu gehört die Ausbildung der Kinder, eine große Reise oder auch der Eintritt in den Ruhestand. Der Vorteil dieser Anlageform liegt darin, dass sie zu Beginn mit einer Allokation von 100 Prozent Aktien eher chancen- und zum Laufzeitende eher sicherheitsorientiert anlegt, sodass sich das Rendite-Risiko-Profil im Laufe der Zeit dynamisch der verbleibenden Restlaufzeit anpasst.  

VWheute: Sie beginnen mit einem hundertprozentigen Aktienanteil. Gibt es Einschränkungen oder Spezialisierungen, Aktien gibt es viele.

Christof Quiring: Diese sind je nach Fonds unterschiedlich, aber schauen wir uns gerne beispielhaft den Fidelity Target 2050 Euro Fund an. Dieser wird am 31. Dezember 2050 sein Zieldatum erreichen und investiert aktuell zu 40 Prozent in Unternehmen aus den USA, zu 29,8 Prozent in Europa, zu 20,1 Prozent in Emerging Markets und hat dann noch kleinere Anteile von unter fünf Prozent in Asien und Kanada. Aktuell gehören zu den zehn größten Positionen Technologieunternehmen aber auch Unternehmen der Gesundheitsbranche.

VWheute: Ist die Aktieninvestition in der Pandemie schwieriger, weil bestimmte Branchen ausfallen, bspw. Fluglinien oder Reiseveranstalter, oder sind diese sogar besonders interessant?

Christof Quiring: Bei der Auswahl der Einzeltitel vertrauen wir auf unser globales Research von Unternehmen aller Sektoren. Diese sind unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen, manche profitieren sogar von der Krise. Selbst Unternehmen in stark betroffenen Branchen können interessant sein. Entscheidend für die Auswahl von Unternehmen dieser Sektoren sind die langfristigen Aussichten des Geschäftsmodells und die bilanzielle Stärke, temporäre Umsatzbrüche überstehen zu können. Auch in der aktuellen Pandemie zeigt sich, dass unser aktives Management hilft, die Anlage unserer Kunden sicher durch die Krise zu bringen.

VWheute: Die Zielausrichtung macht ein stetiges Umschichten im Fondszyklus nötig, von risikoaffin zu risikoarm. Kostet das den Kunden nicht Geld?

Christof Quiring: Tatsächlich findet in den Fonds ein regelmäßiges Rebalancing statt. Das ist Teil der Risikosteuerung, die bei diesen Produkten ein wesentlicher Bestandteil der Investmentstrategie ist. Das Rebalancing erfolgt jedoch auf Basis sehr effizienter Prozesse. Die Target Funds kosten daher nicht mehr als andere Multi Asset-Produkte mit vergleichbaren Rendite-Risiko-Profilen. Über die Zeit werden die Verwaltungsgebühren dem Anlageprofil angepasst: Je konservativer der Anlagemix des Target Fund wird, umso geringer werden die Gebühren. 

VWheute: An welche Kundenkreise richtet sich das Angebot primär?

Christof Quiring: Bei Fidelity bieten wir die Target Funds im Wesentlichen zwei Kundengruppen an: zum einen richtet sich das Produkt an Unternehmen, die die Target Funds in fondsgebundenen Pensionszusagen einsetzen. Daneben haben auch Privatkunden die Möglichkeit für ihre individuellen Ziele in einen Target Funds ihrer Wahl zu investieren.

VWheute: Ist die Ausrichtung des Fonds auf ein bestimmtes Ziel nicht wie gemacht für eine Versicherungslösung oder versuchen Sie den Lebensversicherern das Wasser abzugraben?

Christof Quiring: Unsere Target Funds werden auch in fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen eingesetzt, weil sie sich ideal für klar bestimmte Anlagezeiträume eignen. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu Lebensversicherern, sondern als Partner der Gesellschaften, die unsere Produkte einsetzen. Dabei verfolgen wir ein übergeordnetes Ziel: wir möchten unsere Kunden dabei unterstützen, ihre Investitionsziele zu erfüllen. Die breiten Einsatzmöglichkeiten der Target Funds haben sie so erfolgreich gemacht. Und diese Erfolgsgeschichte setzen wir jetzt mit dem Target Fund 2055 und Target Fund 2060 fort.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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