DEMV-Chef Allesch: „Es gibt leider viele Marktschreier, die mit der Haftungskeule drohen, um eigene Produkte zu verkaufen“

Quelle: Mudassar Iqbal auf Pixabay

Der Deutsche Maklerverbund (DEMV) will die Versicherungsbedingungen im Gewerbebereich für seine Partner verbessern. Wie diese Bedingungen aussehen und welche Rolle der Provisionsdeckel spielt, erläutert Karsten Allesch, Geschäftsführer des Deutschen Maklerverbundes, im Exklusivinterview mit VWheute.

VWheute: Die Maklerhaftung habe sich in den vergangenen Monaten zu einem bedeutenden Thema auf dem Markt entwickelt, warum?

Karsten Allesch: Die Maklerhaftung ist bereits seit Jahren ein bedeutendes Thema. Der Ursprung liegt in dem viel zitierten Sachwalterurteil, dass der BGH bereits 1985 gefällt hat. Mit einer guten Beratungssoftware und leistungsstarken Vermögensschadenhaftpflicht können sich Makler effektiv schützen. Es gibt aber leider viele Marktschreier, die mit „der Haftungskeule“ drohen, um die eigenen Produkte zu verkaufen. Das führt im Ergebnis immer wieder zu Verunsicherung unter der Vermittlerschaft. 

Dazu gibt es jüngere Urteile, die Haftungsfragen für Makler zu einem neuralgischen Punkt gemacht haben. So hat etwa das Oberlandesgericht Brandenburg im April 2019 (Aktenzeichen 6 U 95/17) gegen einen Versicherungsmakler entschieden und die Haftung des Maklers über den Versicherungsmaklervertrag, auf einen über den Versicherungsnehmer hinausgehenden Personenkreis erweitert.

VWheute: Warum bedarf es neuer Maklerhaftungskonzepte?

Karsten Allesch: Makler haben den Anspruch, der am stärksten auf den Verbraucher orientierte Vertriebszweig in der Versicherungsbranche zu sein. Maklerhaftungskonzepte sind daher sinnvollerweise so konzipiert, dass Schäden vom Versicherer reguliert werden und es gar nicht erst zum Streitfall kommt. Das reduziert nicht nur die Haftung, sondern stärkt gleichzeitig die Kundenbeziehung.

VWheute: Was zeichnet ihre Konzepte gegenüber denen anderer Anbieter aus?

Karsten Allesch: Im Gewerbebereich bieten wir Mitgliedern umfangreiche Leistungsverbesserungen, wie beispielsweise die Besserstellungsklausel. Deckt ein Makler einen Altvertrag um, sind in diesem immer wieder Bedingungen zu finden, die heute nicht mehr versichert werden. Mit der Besserstellungsklausel reguliert der neue Versicherer sowohl nach den neuen als auch nach den bisherigen Versicherungsbedingungen.

Ein anderes Beispiel: Im Bereich der Altersvorsorge wird vielfach mittels Vergleichsrechner beraten. Ausschlaggebend für die Empfehlung ist das hochgerechnete Ablaufergebnis. Die Ablaufergebnisse sind aber meist nicht miteinander vergleichbar, da die Produktgeber Kosten unterschiedlich kalkulieren oder die Tarife mit einer einheitlichen Rendite hochgerechnet werden. Dies ganz unabhängig davon, wie wahrscheinlich diese Rendite überhaupt ist. 

Unsere Konzepte sind zudem immer komplett technisch umgesetzt. Das bedeutet, dass alle Folgetätigkeiten nach der Antragstellung, wie beispielsweise die Kündigung der Vorversicherung oder die Überwachung der Policierung automatisiert sind. Zudem behalten unsere Mitglieder ihre Direktvereinbarung und haben somit die vollen Rechte am Kundenbestand.

VWheute: Wie entwickelt sich das Maklergeschäft in Gewerbebereich, wo geht es noch hin, was sind die Trends?

Karsten Allesch: Für uns ist dies ein absoluter Wachstumsmarkt. Einfache Risiken, wie Kosmetiker, Friseure etc. lassen sich über Vergleichsrechner berechnen und abschließen. Die Vergleichsrechner werden sich ähnlich wie in der privaten Sachversicherung entwickeln und immer leistungsstärker werden. Zudem gibt es im Bereich der Gewerbeversicherung noch viele Tarife mit erheblichen Leistungsdefiziten. Die Produktgeber werden infolge der neuen Transparenz gezwungen werden, diese zu schließen.

VWheute: Wie würden sie die derzeitige Situation auf dem Maklermarkt beschreiben, stehen die Makler gut da, auch gegenüber den Vermittlern?

Karsten Allesch: Wer Versicherungen vermittelt, hat im Maklermarkt die besten Chancen. Maklern stehen sehr viele Gesellschaften, Produkte und Tarife zur Verfügung, um für Kunden die besten Angebote zu finden. Sofern mit Direktvereinbarungen gearbeitet wird, wird zudem in den eigenen Bestand vermittelt und es ist eine dauerhafte Courtagezahlung gewährleistet. Mit dem passenden Dienstleister, der idealerweise eine 360-Grad-Maklerplattform bereitstellt, lassen sich die vielfältigen Anforderungen schlank abbilden, ohne einen großen Wasserkopf aufbauen zu müssen.

VWheute: Welche regulatorischen Eingriffe fürchten oder wünschen Sie sich, Stichwort Provisionsdeckel?

Karsten Allesch: Ich sehe in der Lebensversicherung kein Marktversagen und glaube nicht, dass ein Provisionsdeckel notwendig ist. Ich bin kein Dogmatiker, der stets für oder gegen Regulierung ist. Regulierung darf aber kein Selbstzweck sein, der ausschließlich Verantwortlichkeiten verschiebt, sondern es muss ein echter Nutzen für die Gesellschaft entstehen. Mit einem Provisionsdeckel gehen viele Kollateralschäden einher, weshalb die Regierung sich auf wichtigere Themen konzentrieren sollte.

VWheute: Wie beeinflusst die Digitalisierung die Arbeit des Maklers?

Karsten Allesch: Das ist kaum zu überschätzen. Wer nicht konsequent digitalisiert, verliert mit jedem Jahr an Wettbewerbsfähigkeit. Ich kann nur jedem Inhaber eines Maklerhauses zurufen, dass Digitalisierung Chefsache ist und konsequent angegangen werden muss.

Die Fragen stellte VWheute-Redakteur Maximilian Volz.

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