China: „Gemanagte Marktöffnung“ geht in die nächste Runde

Das Hauptquartier AIA in Schanghai, Nachfolger der in 1919 in der chinesischen Metropole gegründeten AIG. Quelle: hy

Das vor kurzem veröffentlichte sogenannte Erste-Phase-Abkommen über die Beilegung des Handelsstreites zwischen den USA und China beinhaltet auch Klauseln über das Versicherungsgeschäft. In dem etwa neunzigseitigen Abkommen verspricht China weitere Öffnung des Versicherungsmarktes für die USA.

Konkret plant die chinesische Seite, den Markteintritt für US-amerikanische Versicherungsunternehmen zu erleichtern. Bisher dürfen zum Beispiel nur die ausländischen Versicherer, die bereits seit dreißig Jahren im Versicherungsgeschäft tätig sind, den Gründungsantrag stellen. Im Abkommen verspricht chinesische Regierung diese Hürde sofort abzuschaffen.

Dabei dürfen die Versicherungsunternehmen aus den USA mehr als 50 Prozent der Anteile an Gemeinschaftsunternehmen besitzen. Im Lauf des Jahres soll diese Einschränkung völlig wegfallen. Das heißt, dass ausländische Versicherer künftig eigene Gesellschaften in China gründen dürfen, an denen sie sämtliche Anteile halten – und zwar ohne eine Beteiligung chinesischer Partner.

In Wirklichkeit hat chinesische Regierung bereits 2018 fünfzehn Maßnahmen zur Öffnung der Banken- und Versicherungsmärkte verkündet. 2019 kamen noch neunzehn weitere konkrete Maßnahmen hinzu. Die tatsächlichen Öffnungsschritte sind sogar weiter hinaus über den angekündigten Zeitplan. Das sieht man besonders an dem Beispiel mit der Allianz und Standard Life aus Großbritannien.

Mit der Genehmigung der chinesischen Aufsichtsbehörde CBRC hat der deutsche Primus aus München in China eine Holdinggesellschaft in alleinigem Besitz gründen dürfen. Standard Life hat ebenfalls in letztem März bereits die vergleichbare Lizenz erhalten. Die Axa hat im Sommer des vergangenen Jahres alle restlichen Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen KfZ-Versicherer Tianping übernommen, sodass die Axa der alleinige Besitzer des größten ausländischen Sachversicherers in China geworden ist.

Interessant ist auch der Umstand, dass die Amerikaner den Chinesen in der Sache der Marktöffnung auch etwas schuldig  sind. In dem Abkommen ist zudem die Rede, dass die USA die seit längerem schleppende Bearbeitung der Anträge von China Re und anderen chinesischen Versicherungsgesellschaften auf die Gründung ihrer Niederlassungen in den USA zur Kenntnis genommen hat. Nun haben die Vereinigten Staaten eine „rechtzeitige Bearbeitung“ versprochen.

Bis Ende Oktober 2019 wurden in China 59 ausländische oder Gemeinschaftsunternehmen, 131 Repräsentanzbüros und 18 Vermittlungsgesellschaften gezählt. Die Marktöffnung ist eine Frage, während ein Markterfolg total eine andere ist. Derzeit haben die ausländischen Sachversicherer einschließlich Gemeinschaftsunternehmen in China insgesamt nicht mal einen Marktanteil von zwei Prozent.

Die ausländischen Lebensversicherer haben mit einem Marktanteil von etwa acht Prozent ebenfalls einen bescheidenen Erfolg zu verweisen. In der Tat haben die chinesischen Versicherungsunternehmen keine Angst vor der Offensive ausländischer Unternehmen. Sie sind tief überzeugt, dass die ausländischen Unternehmen nie so tiefe Markt- und Kundenerkenntnisse könnten wie sie selbst. Diese Einsicht teilt die Mehrheit der führenden chinesischen Versicherungsmanager und der chinesischen Marktbeobachter.

Autor: Heng Yan

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