Big Data und KI verändern die Assekuranz

Einigkeit herrschte auf dem Podium Zunftsforum Assekuranz in Köln über die Potenziale der Künstlichen Intelligenz. Quelle: Alexander Kaspar

Die Zukunft ist digital verkünden die Experten unisono. Die Gegenwart ist schon digital, sagen hingegen alle, die operativ die Geschicke der Versicherungsunternehmen leiten. Das wurde am zweiten Tag des Zukunftsforums Assekuranz in Köln deutlich. Denn die „Digitalisierung hilft Aktuaren risikogerechter zu tarifieren“ sagt dazu Huk-Coburg CEO Klaus-Jürgen Heitmann.

„Aus Versicherungs wird Verbesserung“, resümiert Rainer Sommer als COO/CIO der Generali Deutschland AG, oder sie ist „ein wichtiges Instrument für mehr Transparenz und Qualität in der Versorgung“, so Hajo K. Hessabi,, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit mit Blick auf die Gesundheitsakte Vivy. Die künstliche Intelligenz ist in diesem Zusammenhang der große Dechiffrierer zur Bewältigung der riesigen Datenmengen. Am zweiten Tag des Zukunftsforums Assekuranz war es deshalb Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen, wie weit die Branche auf ihrem Weg in die Zukunft bislang gekommen ist.

„Die Branche steht besser da, als viele schreiben und der digitale Entwicklungsstand steigt“, ist sich Johannes-Tobias Lorenz von McKinsey Company sicher. Das Tal der Unsicherheit ist überwunden und es hat sich eine positive Dynamik entwickelt. Aber jetzt gilt es die angeschobene Transformation tatkräftig umzusetzen und alle Prozesse auf den Prüfstand zu stellen, so der Berater weiter.

Ziel muss es heute sein, sich mit dem Kunden zu vernetzen, alle Kanäle zu bespielen und nicht nur die „Leads“ zu lieben, sondern auch den Kunden selbst. „Unser Kundenkontakt ist bedroht“, sagt hingegen Norbert Rollinger. Der Vorstandsvorsitzende der R+V Versicherung AG setzt als Manager eines genossenschaftlich organisierten Unternehmens jedoch auf seine 18,6 Millionen Genossen.

„Wachstum durch Wandel“, so fasst Rollinger den Ansatz für sein Unternehmen zusammen. Denn „unsere IT-Architektur wird noch fünf bis zehn Jahre weiterlaufen“, weswegen das Management dieser parallelen Welt als eine der ganz großen Herausforderungen in der Branche gilt. Wie das konkret organisiert wird, erläutert Rollinger im Interview mit VWheuteTV hier im Video.

„Den perfekten Sturm zu Angriff nutzen“, das hat sich die Zurich Gruppe Deutschland, mit dessen Vorstandsvorsitzender Carsten Schildknecht an der Spitze vorgenommen. Die Industrie ist intakt, sagt auch Schildknecht und damit das auch in Zukunft so bleibt hat die Zurich ebenfalls ein Erneuerungsprogramm aufgelegt. Dazu gehört es die Kultur zu gestalten und die Mitarbeiter zu mobilisieren, die IT zu erneuern und standardmäßig zu digitalisieren. So sollen Innovationen beschleunigt und Megatrends erfolgreich verwertet werden.

Gleichzeitig will Schildknecht die Beratungsposition stärken und das Geschäft mit den KMU ausbauen. In der Position des Lernenden sieht sich auch Klaus-Jürgen Heitmann, CEO beim Kfz-Spezialisten Huk-Coburg, Stichwort Telematik. Diese versetzt den Versicherer in die Lage mit gigantischen Telematikdaten umzugehen. Als Kernfrage hat Heitmann für seine Unternehmen die Herausforderung destilliert: „Schafft es die Autoversicherung auf das Smarphone?“ Die Abwesenheit der Huk-Coburg auf Vergleichsportalen ist dabei integraler Bestandteil der Strategie.

2.617 Mal berührt der durchschnittliche User pro Tag sein Smartphone. Das hat Jan Meessen, bei Google für die Versicherungswirtschaft zuständig, herausgefunden. Das schafft den sogenannten Robo-Kunden, d.h. research online – purchase offline. Dabei erwartet dieser neue Kunde einen Seitenaufbau innerhalb einer Sekunde. Bislang benötigen Versicherer dazu noch bis zu vier Sekunden.

Es gibt also hinsichtlich der User Experience noch einiges zu tun. Vor allem, wenn man bedenkt, so der Google-Manager weiter, dass dem digital native das WLAN und das Smartphone noch vor Grundnahrungsmitteln als Grundbedürfnis gilt, welches 24/7 zu erfüllen gilt. Es kommt also viel Arbeit auf die Branche zu, helfen soll und muss dabei die Künstliche Intelligenz, ohne die, die Herausforderungen der Zukunft kaum gemeistert werden können. Welchen Stellenwert die KI in den nächsten fünf Jahren haben wird, skizziert die Podiumsdiskussion unter der Überschrift: „Was wird uns die Zukunft bringen?“ Die Antworten der Teilnehmer hier im Video:

Zuvor hatte Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund unter der Überschrift „Aktuelle Fragen der Versicherungsaufsicht“ auf die Diskussion um den Provisionsdeckel, die Zukunft der Lebensversicherung und den drohenden Brexit reagiert. Auch Grund rechnet damit, dass der Deckel kommt, die Lebensversicherung ist für den Exekutivdirektor kein Auslaufmodell und den Brexit bedauert er, denn mit den englischen Kollegen einte die Bafin eine sehr gute Zusammenarbeit, deren Stimme zukünftig in Europa fehlen wird, so Grund abschließend.

Mit Blick auf die rege Start-up-Szene in der Versicherungsindustrie zitierte Grund den ehemaligen Bundesligatrainer Otto Rehhagel, welcher einst sagte: „Es gibt keine alten Spieler nur schlechte“. Übersetzt heißt das, so Grund, die alten und etablierten sind nicht schlecht, weil sie alt sind und die jungen nicht per se gut, weil sie neu sind. Hier im Video fasst der Aufseher die drei wichtigsten Themen der kommenden drei Monate für die Branche zusammen:

Autor: Alexander Kaspar