Claims Leakage mit künstlicher Intelligenz eindämmen

Ramin Assadollahi ist ein Computerlinguist, klinischer Psychologe sowie Unternehmer und Erfinder. Quelle: ExB Labs

Wenn sich die Schadensabwicklung in die Länge zieht, kostet das die Versicherungen unnötig Geld. Mit modernen Technologien auf Basis künstlicher Intelligenz lassen sich Schriftstücke gezielt auswerten. Dies trägt dazu bei, die Schadensauszahlungen zu reduzieren. Ein Gastbeitrag von Ramin Assadollahi, Gründer von ExB Labs – spezialisiert auf Cloud-basierte KI-Lösungen im Bereich der Gesundheits-, Finanz- und Automobilindustrie.

In der Versicherungswirtschaft ist es ein alltägliches Problem: Nach einer Schadensmeldung verzögert sich aufgrund ineffizienter Abläufe die Bearbeitung. Statistisch gesehen zahlen die Versicherungen einen höheren Betrag als nötig – je länger sich die Schadensbearbeitung hinzieht. Dabei hat der Versicherungsnehmer in der Regel nur ein Ziel: Er möchte, dass sein Schaden schnell und unbürokratisch abgewickelt wird. Er erwartet nicht, dass er buchhalterisch korrekt entschädigt wird. Auch wenn der Versicherer einen geringeren Betrag auszahlt, ist der Kunde möglicherweise trotzdem zufrieden. Vielmehr möchte er das Gefühl haben, durch den Vorfall ein klein wenig besser gestellt zu sein als vorher.

Um also Geld einzusparen, muss die Versicherung die Schadensabwicklung möglichst effizient gestalten – und dem Kunden eine schnelle und unkomplizierte Lösung anbieten. Dieses Ziel kann durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) erreicht werden. Entsprechende Technologien bietet beispielsweise die Cognitive Workbench von ExB. Durch die fundierte Auswertung von Dokumenten lassen sich die Vorgänge rund um das Schadensmanagement straffen, automatisieren und beschleunigen. Dank der intelligenten Datenanalyse werden Fehler reduziert und Zusammenhänge besser erkannt. Dies führt im Ergebnis zu einer höheren Qualität der Schadensabwicklung und zu weniger Claims Leakage. ExB arbeitet hierzu bereits heute mit 50 Prozent aller großen KFZ- sowie über einem Drittel der bedeutendsten Krankenversicherungen in Deutschland zusammen.

Verarbeitung von Schadensmeldungen per E-Mail

Da viele Menschen das Ausfüllen von Formularen scheuen, werden Schäden häufig per E-Mail gemeldet. Dies verursacht einen hohen manuellen Bearbeitungsaufwand. Dabei werden die elektronischen Nachrichten oft in den postalischen Posteingang eingereiht und entsprechend langsam verarbeitet. Kunden erwarten jedoch bei E-Mails meist eine schnellere Antwort als bei postalischem Schriftverkehr. KI-basierte Algorithmen können den Inhalt der Mails vorab auslesen. So lassen sie sich schneller zuordnen und bearbeiten. Die KI kann die Informationen der FNOL (First Notification of Loss) zielsicher erkennen und strukturieren. Dadurch ist der Versicherer in der Lage, den Kunden zeitnah und qualifiziert zu kontaktieren, um den Schadensfall aktiv zu steuern.

Rechnungsinformationen KI-basiert auswerten

Reicht der Versicherungsnehmer im Zusammenhang mit dem Schadensfall Rechnungen ein, müssen diese umfassend geprüft werden. Dabei ist durch die Kontrolle jedes einzelnen Rechnungspostens präzise zu ermitteln, welche Leistungen von der Versicherung übernommen werden und welche nicht. Geschieht dies manuell, ist der Prozess sehr fehleranfällig und mit hohem Zeitaufwand verbunden. Ein Beispiel: Der Versicherungsnehmer reicht eine Werkstatt-Rechnung über einen Unfallschaden ein, der durch seine Kasko-Versicherung abgedeckt ist. In diesem Zusammenhang hat er auch einen weiteren Schaden reparieren lassen, der nicht Bestandteil des Versicherungsvertrages ist – aber trotzdem auf der Rechnung erscheint. Wird dieser Sachverhalt durch eine detaillierte Rechnungsprüfung erkannt, kann die Versicherung diesen Schaden ausklammern und dadurch den Auszahlungsbetrag reduzieren. Dabei lassen sich durch die automatisierte, KI-basierte Analyse der Rechnungsposten der Aufwand sowie die Fehlerquote minimieren. Ähnlich verhält es sich bei Arztrechnungen: Diese können ebenfalls Leistungen enthalten, die nicht von der Krankenversicherung abgedeckt werden. Auch hier kann künstliche Intelligenz bei der Verarbeitung helfen.

Fazit

Um bei der Schadensabwicklung den optimalen Auszahlungsbetrag zu ermitteln und Claims-Leakage-Einbußen zu verhindern, sollten Versicherungen für schnelle und effiziente Prozesse sorgen. Dabei sollte jedoch nicht darauf verzichtet werden, eingereichte Dokumente im Detail zu prüfen. Dies lässt sich kosteneffizient nur mit KI-basierter Verarbeitung erreichen.

Autor: Dr. Ramin Assadollahi